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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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glaubte flüchtig, daß die Statue lebte, doch dann erkannte er, daß die Augen lediglich große Rubine waren, denen die Widerspiegelung des flackernden Fackelscheins Leben zu verleihen schien.
    Conan unterdrückte einen Schauder. Das Götzenbildnis Sets – oder Damballahs, wie die Zembabwer den Schlangengott nannten – stellte seit undenklicher Zeit die Mächte der Finsternis und das Böse auf Erden dar. Hastig murmelte er ein Stoßgebet zu Crom. Dieser harte cimmerische Gott kümmerte sich selten um die Menschen und machte sich wenig aus ihrer Verehrung. Aber wenn der Oberdämon der Finsternis mit flammenden Augen auf einen herabfunkelt, ist jeder Gott besser als keiner.
    Der Altar Damballahs war eine Schale aus schwarzem Marmor, die vor dem Götzen in das Pflaster eingelassen war. Conan und Conn wurden am Boden der Schale stehend angekettet und zwar so, daß sie sich kaum zu bewegen vermochten. Ihre Lederfesseln entfernte man.
    Der Cimmerier prüfte ihre Lage. Ketten und Armbänder waren aus neuer Bronze und vermutlich nicht zu sprengen. Aber die Ringe im Marmor sahen aus, als wären sie Jahrhunderte alt und hätte der Zahn der Zeit stark an ihnen genagt.
    Als die Gefangenen gekettet waren, zogen sich die schwarzen Priester Sets zurück. Schweigen senkte sich über den Platz. Der Nachtwind aus dem Dschungel pfiff durch den Kreis der Monolithen und rüttelte an den Fackeln. Mit täuschender Lebensechtheit brannten die roten Augen der Statue durch die Düsternis.
    Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Platzes, stand der gealterte, gebeugte Thoth-Amon neben König Nenaunir. Der schwarze Monarch trug über prächtigen Gewändern den bodenlangen Purpurumhang des Herrschers, und vor seinem Gesicht eine Schlangenmaske. In der Rechten, an der Talismanringe funkelten, hielt er seinen schlangenköpfigen Zauberstab.
    Das Schweigen vertiefte sich, bis sich den Kehlen der Tausenden von Zembabwern, die zum Himmel hochstarrten, ein langgezogenes »Ahhhh!« entrang. Da schaute auch Conan hoch. Ein roter Schatten mit gebogenem Rand begann sich vor das Antlitz des Mondes zu schieben.
    Die Trommeln, die bisher ebenfalls geschwiegen hatten, pochten wieder, in aufreizendem, fieberhaftem Takt, wie der Pulsschlag eines aufgeregten Riesen. Die Nebelschleier, die der Wind aus dem Dschungel mitgebracht hatte, schienen sich über den Köpfen der Anwesenden im Trommelrhythmus zu winden und zu wirbeln. Auch die Juwelenaugen der Schlangengottstatue erweckten den Eindruck, als blitzten sie im gleichen Takt. Der rote Schatten schob sich weiter über den Mond. Es war Zeit zu handeln.
    Conan schloß die Hände um die Kette seines rechten Handgelenks, dann riß er mit seiner ganzen Kraft daran. Zehntausend Schwarze beobachteten ihn mit gleichmütigen Augen. Schulter-, Arm- und Rückenmuskeln schwollen bei dieser ungeheueren Anstrengung in gewaltigen Strängen an. Die Kette hielt, aber der alte Ring im Marmor verbog sich und brach.
    Mit einer Hand frei, wirbelte Conan herum und setzte seine ganze Kraft gegen die andere Kette ein. Seine Brauen zogen sich zusammen, die Augen drohten aus den Höhlen zu quellen, die Lippen zogen sich zu einem Fletschen zurück. Der zweite Ring verbog sich und barst laut.
    Jeden Augenblick erwartete Conan, Pfeile und Wurfspeere durch die Luft schwirren zu hören. Doch nichts dergleichen geschah. Immer noch beobachteten die Schwarzen ihn mit gleichmütigen Gesichtern.
    Das Blut pochte in seinen Ohren, als Conan sich zu Conn umdrehte. Der rote Schatten kroch weiter. Die Trommeln änderten ihren Schlag, und ein geleiertes Gebet erklang aus den Lippen der Menschenmassen.
    Conn versuchte es seinem Vater gleichzutun und riß an seinen Ketten, doch sie gaben nicht nach. Conan drehte sich zu seinem Sohn um, um ihm zu helfen, und wurde sich einer plötzlichen schneidenden Kälte bewußt. Eisiger Wind strich über seinen Nacken. So kalt war er, daß die Schweißtropfen auf seinem Rücken zu Eisperlen erstarrten.
    Und nun bot sich Conan auch ein gespenstischer Anblick. Der scharlachrote Schatten hatte den Mond inzwischen ganz überzogen, und nun erstarrten die Nebelschleier über dem Platz in dem eisigen Wind, der geradewegs vom Zyklopenauge des Roten Mondes zu kommen schien. Sie nahmen Form und Stofflichkeit an – die einer ungeheuerlichen, kriechenden Schlange.
    Conans Magen verkrampfte sich. Jetzt verstand er, weshalb der Altar schalenförmig war und weshalb man sie aufrechtstehend gekettet hatte. Als die erste eisige

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