Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
grauenhaft stinken, damit er näher an ihn heran könnte, um ihm sein spöttisches Kichern auszutreiben. Statt dessen griff er nach dem umhangumwickelten Schwert.
»Sehen wir zu, daß wir von hier verschwinden«, sagte er, »ehe noch mehr so lichtscheues Gesindel auf uns aufmerksam wird.«
Eilig machten sie sich daran, das Höllentor wieder zu verlassen.
Kapitel 4
4.
Verärgert zog sich Albanus die Kordel seines Morgenrocks enger um den Bauch, während er in den teppichbelegten Vorraum seines Schlafgemachs trat. Goldene Lampen warfen ihr weiches Licht an die Wände, an denen in kunstvollen Basreliefs Szenen aus dem Leben Bragoras abgebildet waren, des sagenumwobenen Königs von Nemedien, von dem Albanus in gerader Linie abstammte, und zwar sowohl durch seinen Vater als auch seine Mutter.
Der Edle mit dem Greifvogelgesicht hatte die Anweisung hinterlassen, sofort geweckt zu werden, sobald die beiden Männer eintrafen, die nun auf ihn warteten. Weder Vegentius noch Demetrio schienen überhaupt geschlafen zu haben. Der Waffenrock des Offiziers mit dem gestickten Goldenen Leoparden war zerknittert und feucht von Schweiß, während die Augen des schlanken Jünglings eingefallen wirkten.
»Was habt ihr herausbekommen?« fragte Albanus ohne Umschweife.
Demetrio zuckte mit den Schultern und roch an seinem Pomander, von dem er sich nie trennte.
Vegentius in seiner Müdigkeit ärgerte sich über den gebieterischen Ton und erwiderte barsch: »Nichts. Das Schwert ist verschwunden. Vergessen wir es. Wir brauchen es nicht, und Ihr habt Euch Melius' ja bereits entledigt, indem Ihr ihm das Schwert überhaupt gabt. Weiß Mitra, an ihm haben wir nicht viel verloren.«
»Woher sollte ich wissen, daß die verfluchte Klinge sich seines Verstandes bemächtigen würde?« sagte Albanus heftig. Hastig verschränkte er die Hände, um sie vom Zittern zu bewahren, und es gelang ihm, seine Fassung wiederzufinden. »Das Schwert«, sagte er mit etwas ruhigerer Stimme, »muß zurückgebracht werden. Noch ein Vorfall wie der heutige, noch jemand, der mit dieser Klinge Amok läuft, und Garian wird wissen, daß es wieder Zauberei in Nemedien gibt. Trotz seinem Abscheu vor Hexerei könnte er sehr wohl seinen eigenen Zauberer zum Schutz an den Hof bringen. Glaubt ihr vielleicht, ich lasse mir meine Pläne so leicht durchkreuzen?«
»Unsere Pläne«, erinnerte ihn Demetrio sanft, den Pomander immer noch vor der Nase.
Albanus' erwiderndes Lächeln war nur ein leichtes Verziehen seiner Lippen. »Unsere Pläne«, bestätigte er. Dann wurde seine Stimme wieder scharf. »Die Wachleute wurden doch ... ah, der Befragung unterzogen, nicht wahr, Vegentius? Schließlich töteten sie Melius ja.«
Vegentius nickte. »Alle, außer ihr Sergeant, der aus der Unterkunft verschwand, als meine Goldenen Leoparden kamen, um die Verhaftungen vorzunehmen. Das schlechte Gewissen trieb ihn in die Flucht, dessen könnt Ihr sicher sein. Er weiß etwas.«
»Höchstwahrscheinlich wußte er, wie eine solche Befragung vor sich geht«, murmelte Demetrio.
»Oder er hat das Schwert in seinen Besitz gebracht«, meinte Albanus. »Was sagten die anderen darüber?«
»Wenig.« Vegentius seufzte. »Sie bettelten hauptsächlich um Gnade. Ihre Aussagen waren alle gleich. Sie hatten den Befehl erhalten, einen Wahnsinnigen aufzuhalten, der im Marktviertel Amok lief. Als sie ihn fanden, kämpfte er gegen einen Barbaren aus dem Norden. Sie töteten ihn, und als sie feststellten, daß er ein Edler gewesen war, erschraken sie so sehr, daß sie gar nicht an das Schwert dachten. Sie nahmen nicht einmal den Barbaren mit.«
»Er lebte noch?« fragte Albanus überrascht. »Er muß ein hervorragender Fechter gewesen sein.«
Vegentius lachte abfällig. »Melius konnte kaum ein Ende der Klinge vom anderen unterscheiden.«
»Die Kunst des Fechtens liegt in dem Schwert«, erklärte Albanus. »Sechs Meisterfechter mußten für seine Erschaffung das Leben lassen. Ihre Gebeine wurden verbrannt, um das Feuer zu liefern, und in ihrem Blut wurde der Stahl abgekühlt. Und so ging all ihre Kunstfertigkeit in die Klinge über.«
»Hieb und Stich, mehr kennt Vegentius nicht.« Demetrios Stimme troff vor Hohn. »Doch die Kunst des Fechtens ...« Sein Degen huschte aus der Hülle. Mit gebeugten Knien tänzelte der Jüngling über den farbenfrohen Teppich, und seine Klinge beschrieb schwierige Figuren in der Luft.
»Dieses augenbetörende Getue mag zwar für einen Zweikampf zwischen Edelleuten
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