Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
genügen«, sagte Vegentius spöttisch. »Aber in der Schlacht, wenn das Leben von der Klinge abhängt, sieht die Sache anders aus.«
»Das reicht!« sagte Albanus scharf. »Genug von Euch beiden!« Er schnaufte mißbilligend. Eines Tages würde er sie zu seinem Vergnügen miteinander kämpfen und den Überlebenden pfählen lassen. Aber jetzt gab es Wichtigeres. Dreißig Jahre hatte er auf sein Ziel hingearbeitet. Zu viel Zeit, zu viel Mühe, zu viel demütigender Schrecken, als jetzt noch etwas dazwischenkommen zu lassen. »Möglicherweise hat dieser Barbar das Schwert an sich genommen. Findet ihn! Findet die Klinge!«
»Ich habe es bereits in die Wege geleitet«, versicherte ihm der Offizier mit dem kantigen Gesicht selbstgefällig. »Ich habe Taras Bescheid geben lassen. Er wird seine Straßenratten die ganze Nacht zum Suchen ausschicken.«
»Gut.« Albanus rieb die Hände zusammen. Es hörte sich an wie das Knistern trockenen Pergaments. »Und Ihr, Demetrio, was habt Ihr getan, um die Klinge zu finden?«
»Zehntausend Fragen gestellt«, antwortete der schlanke Edelmann müde. »Angefangen von der Trauerstraße bis zum ›Haus der tausend Orchideen‹. Aber ich bekam keine Hinweise. Hätte Vegentius es der Mühe wert befunden, mich auf den Barbaren aufmerksam zu machen, wäre meine Suche leichter gewesen.«
Vegentius begutachtete leicht belustigt seine Fingernägel. »Wer hätte gedacht, daß Ihr im ›Haus der tausend Orchideen‹ Nachforschungen anstellen würdet. Es gibt dort doch nur Frauen für den Kunden!«
Demetrio stieß den Degen so heftig in die Scheide zurück, als wäre sie des Offiziers Herz. Doch bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, sagte Albanus scharf:
»Für kleinliche Streitigkeiten ist jetzt wahrhaftig nicht die Zeit! Sucht das Schwert! Stehlt es, kauft es. Es ist mir egal, wie Ihr es an Euch bringt, Hauptsache, ich bekomme es zurück. Und erregt keine unliebsame Aufmerksamkeit!«
»Und wenn der jetzige Besitzer von der ungewöhnlichen Eigenschaft des Schwertes weiß?« fragte Demetrio.
»Dann tötet ihn«, erwiderte Albanus gleichmütig. »Oder sie.« Er wandte sich zum Gehen.
»Noch etwas«, hielt Vegentius ihn zurück. »Taras möchte Euch treffen.«
Albanus drehte sich um. Seine Augen glitzerten. »Dieser Abschaum wagt es ... Er sollte aus Dankbarkeit für das Gold, das er bekommt, die Pflastersteine küssen.«
»Er hat Angst«, erklärte Vegentius. »Er und noch ein paar, die zumindest ahnen, was sie wirklich tun. Ich kann sie natürlich einschüchtern, aber selbst Gold wird ihnen nicht das Rückgrat stärken, außer sie sehen Euch persönlich und hören Euch selbst sagen, daß alles so sein wird, wie man es ihnen versichert hat.«
»Mitra verfluche sie!« Sein Blick wanderte zu den Wandbildern. Hatte Bragoras sich mit solchem Geschmeiß abgeben müssen? »Also gut. Vereinbart ein Treffen in aller Abgeschiedenheit.«
»Wird gemacht«, versicherte ihm der Offizier.
Plötzlich lächelte Albanus. Es war das erste echte Lächeln, das die anderen je von ihm gesehen hatten. »Wenn ich erst auf dem Thron sitze, wird diesem Taras und seinen Mordbuben am Platz der Könige öffentlich die Haut abgezogen. Ein guter König muß schließlich sein Volk vor dergleichen Spitzbuben schützen.« Er lachte laut.
»Und nun geht! Wenn wir uns das nächstemal wiedersehen, will ich hören, daß Ihr Euren Auftrag erfolgreich durchgeführt habt.«
Er verließ sie ohne Gruß, genau wie er gekommen war, denn schon jetzt fielen ihm die Höflichkeiten ihnen gegenüber schwer. Sie waren Toren, unfähig zu erkennen, daß sie in seinen Augen nicht besser als Taras waren und er mit ihnen ähnlich wie mit ihm verfahren würde. Wenn sie einen König verrieten, würden sie es bei ihm nicht anders machen.
In seinem nur schwach beleuchteten Schlafgemach trat er ungeduldig an eine große viereckige Scheibe aus durchsichtigem Kristall, die an der Wand hing. Die dünne Scheibe war unverziert, wenn man von den merkwürdigen Zeichen um ihren Rand absah, Zeichen, die sich ausschließlich innerhalb des Kristalls befanden. Im Licht der einzigen Lampe – sie war aus Gold und ruhte auf einem Dreibein – waren diese Zeichen kaum zu erkennen, aber aus langer Erfahrung tupften Albanus' Finger auf die richtigen, in der richtigen Reihenfolge, und er sprach dazu Worte in einer Sprache, die seit dreitausend Jahren tot war.
Als sein Finger sich von dem letzten Zeichen hob, verdunkelte das Kristall sich zu einem
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