Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Roggen und Hafer in Aquilonien und erhöhte die Steuern dafür, um den Kaufpreis wieder hereinzubekommen. Irgendwelche Idioten von Gesetzlosen setzten an der Grenze Getreidefuhrwerke in Brand. Also erhöhte Garian die Steuern aufs neue, um weiteres Getreide zu erstehen, das diese Dummköpfe wieder verbrannten. Hohe Steuern machen das Schmuggeln einträchtiger, aber ich würde trotzdem lieber ...«
Conan wartete lauschend. Flüchtig dachte er daran, die Klinge des Wahnsinnigen auszuwickeln, aber irgendwie war ihm nicht wohl bei diesem Gedanken. Er lehnte sie hinter sich an die Hauswand. Die verstohlenen Schritte kamen näher, eilig und doch zögernd zugleich. Nun war er sicher, daß es sich bloß um einen einzelnen Verfolger handelte.
Eine schmale Gestalt, deren Einzelheiten der Umhang verbarg, erreichte die Kreuzung. Kurz blieb sie stehen, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt Hordos allmählich verhallenden Schritten.
Mit einem Satz war Conan bei ihr. Mit einer Hand auf deren Schulter drehte er die vermummte Figur herum und stieß sie heftig an die Wand, daß sie keuchend nach Luft schnappte. Jetzt drückte er ihr die Klingenspitze an die Kehle und zog sie die Gasse entlang, bis zu einem Lichtschein, der aus einem Fenster fiel.
Unwillkürlich holte Conan erstaunt Luft, als er das Gesicht seines Gefangenen sah. Es gehörte der Frau, die so gar nicht in den ›Ochsen am Spieß‹ gepaßt hatte.
Aus ihren großen haselnußbraunen Augen sprach keine Furcht, und ihre Stimme klang beherrscht, als sie fragte: »Wollt Ihr mich umbringen? Ich würde Euch zutrauen, eine Frau zu töten, so leicht, wie Ihr sie im Stich laßt.«
»Wovon sprecht Ihr?« Seltsamerweise wollte ihm das Du bei ihr nicht über die Lippen. »Seid Ihr etwa gar ein Lockvogel von Straßenräubern?« Das glaubte er zwar nicht, aber es war alles möglich.
»Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Ich bin Dichterin und heiße Ariane. Wenn Ihr nicht vorhabt, mir den Hals durchzuschneiden, würde es Euch dann etwas ausmachen, die Klinge wegzunehmen? Wißt Ihr, was sie taten, nachdem Ihr fort wart? Könnt Ihr es Euch vorstellen?«
»Crom!« entfuhr es ihm in seiner Verwirrung über ihren plötzlichen Wortschwall. Aber er senkte das Schwert.
Sie schluckte, doch sie schlug die Augen nicht nieder, als sie fortfuhr. »Sie haben darum gewürfelt, wer der erste sein würde, der ... der sie nehmen würde. Und dann würfelten sie um die Reihenfolge. Keiner wollte es sich entgehen lassen. Und inzwischen reichten sie sie von einem zum andern und klatschten ihr aufs Gesäß, bis es wie reife Pflaumen aussah.«
»Die blonde Diebin!« rief er. »Ihr sprecht von der blonden Diebin. Soll das heißen, daß Ihr mir ins Höllentor gefolgt seid, nur um mir das zu sagen?«
»Ich hatte keine Ahnung, daß Ihr ins Höllentor wolltet«, entgegnete sie scharf. »Ich tue, was mir gerade einfällt. Aber was geht es Euch an, was ich mache? Ich bin keine Sklavin, und schon gar nicht Eure. Das arme Mädchen. Nachdem Ihr sie habt ungeschoren laufen lassen, dachte ich, Ihr empfändet ein wenig Mitgefühl mit ihr, und hielt Euch für anders als die andern, trotz Eures barbarischen Aussehens, aber ...«
»Habt Ihr gewußt, daß sie eine Diebin ist?« unterbrach er sie.
»Schließlich muß sie von etwas leben«, verteidigte sie das Mädchen. »Ich nehme an, Ihr versteht nicht, daß es Dinge gibt, die Menschen zu Dieben machen. Ihr wißt nicht, wie es ist, hungrig und arm zu sein. Nicht Ihr mit Eurem großen Schwert, Euren strotzenden Muskeln und ...«
»Seid still!« brüllte er, senkte jedoch sofort die Stimme und blickte die Gasse auf und ab. An einem Ort wie dem Höllentor war es gefährlich, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als er sie wieder anschaute, sah er, daß sie ihn mit offenem Mund anstarrte. »Ich weiß sehr wohl, wie es ist, wenn der Hunger in den Eingeweiden wühlt, und was es heißt, Dieb zu sein. Mir erging es nicht besser, als ich noch nicht einmal alt genug war, mir das Gesicht zu schaben.«
»Es tut mir leid«, sagte sie leise, und er hatte das Gefühl, daß sie damit sowohl seinen Hunger in jungen Jahren meinte, als auch ihre eigenen Worte.
»Was das Mädchen betrifft, ich warnte sie, daß sie an diesem Abend kein Glück mehr haben würde, aber sie wollte nicht auf mich hören«, sagte Conan nun fast entschuldigend.
»Vielleicht hätte ich mit ihr reden sollen.« Ariane seufzte.
Conan schüttelte den Kopf. »Was seid Ihr für eine Frau? Eine Dichterin, sagt
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