Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
sich um den festen Busen spannte, und die braunen Augen funkelnd. Conan wußte, daß sie recht hatte. Männer, die den Tod willkommen hießen, waren gefährliche Gegner bei einem Sturm, allerdings bei länger anhaltenden Kämpfen leicht zu besiegen. Wie immer diese Unterhandlung hier endete, er mußte seinen Trupp bereithalten, jederzeit sofort zuzuschlagen.
Was er jedoch fragte, war: »Was ist mit der Armee?«
Graecus antwortete: »Die nächsten Truppen sind die tausend Mann in Heranium und zweitausend in Jeraculum. Sie brauchen fünf Tage, um Belverus zu erreichen, und werden nicht viel ausrichten, solange wir die Stadttore halten. Und die Kräfte an der aquilonischen Grenze werden es sich überlegen, ob sie es wagen können, sie zu verlassen.«
»Ein Zehntagemarsch für eine größere Truppe von der Grenze hierher«, überlegte Conan laut. »Und ein Ritt von zwei Tagen im Galopp für einen Boten. Ihr könnt also mit zwölf Tagen rechnen, ehe eine größere Streitmacht mit Belagerungsmaschinen hier ankommen kann. Vielleicht dauert es auch länger, aber es ist besser, mit weniger zu rechnen.«
»Du verstehst etwas davon«, lobte Graecus. »Wir rechnen also mit zwölf Tagen.«
»Die wir gar nicht brauchen«, erklärte Stephano wieder einmal von oben herab. »Die armen Teufel hier werden sich uns sofort anschließen, und dann werden hunderttausend Mann, Schulter an Schulter, die Stadtmauer bewachen. Und wir haben Garian inzwischen längst aufgefordert, abzudanken ...«
»Abdanken!« brüllte Conan. Die anderen zuckten zusammen und blickten erschrocken an die Wand, als könnte sie lauschen. Etwas leiser fuhr er fort: »Ihr fangt eine Revolution an, und dann fordert ihr Garian auf, abzudanken? Das ist Wahnsinn! Die Goldenen Leoparden können den Palast ein halbes Jahr und länger halten. Ihr habt aber nur zwölf Tage!«
»Es war nicht meine Idee«, entgegnete Ariane verächtlich. »Von Anfang an habe ich gesagt, daß wir als allererstes den Palast einnehmen müssen.«
»Und alle dort niedermetzeln!« rief Stephano entrüstet. »Dann sind wir nicht besser als Garian. Und unsere Ideale und Überzeugung nicht mehr als Gerede.«
»Ich erinnere mich nicht«, sagte Graecus überlegend, »wer ursprünglich vorschlug, daß wir die Abdankung fordern. Auf den ersten Blick könnte man es wirklich für besser halten, sich nach Arianes Vorschlag zu richten und den Palast zu stürmen, solange die Goldenen Leoparden es für nicht mehr als einen weiteren Aufruhr auf den Straßen halten. Aber wir dürfen doch nicht die Ideale, für die wir kämpfen, so völlig aufgeben! Außerdem«, fuhr er mit einem Lächeln fort, »ist es wohlbekannt, daß der Berg, auf dem der Königspalast erbaut ist, mit unzähligen Höhlengängen durchzogen ist, von denen ein jeder uns hinter die Verteidigungslinien bringen kann.«
»Vielleicht weiß tatsächlich jeder von diesen Gängen«, sagte Ariane beißend. »Aber weißt du, wo wir auch nur einen einzigen finden können? Einen einzigen?«
»Wir könnten graben«, schlug der stämmige Mann etwas verlegen vor. Ariane schnaubte, und er schwieg.
Conan schüttelte den Kopf. »Garian wird nicht abdanken. Das würde kein König. Ihr werdet nur kostbare Zeit vergeuden, die ihr euch nicht leisten könnt.«
»Wenn er nicht abdankt«, warf Stephano ein, »werden die Bürger den Palast stürmen und ihn wegen all dessen, was er ihnen angetan hat, mit bloßen Händen zerreißen.«
»Die Bürger, das Volk«, sagte Conan und starrte den jungen Mann mit den dunklen Brauen an, als wäre ihm seinesgleichen noch nie untergekommen. »Du willst ein Gemetzel vermeiden, das eure Ideale beflecken könnte. Was ist mit den Tausenden, die im Sturm auf den Palast ihr Leben lassen?«
»Wir machten für unsere Ideale schon ein Zugeständnis, indem wir Schwertkämpfer für Gold anwerben«, sagte Stephano eigensinnig. »Noch weitere Zugeständnisse sind undenkbar. Alle, die sterben, werden Märtyrer für eine gute, ruhmreiche Sache sein.«
»Und wann ist dieser ruhmreiche Tag?« fragte Conan spöttisch.
»Sobald Taras seine tausend Mann beisammen hat«, antwortete Graecus.
»Dann gibt im Grund genommen also Taras das Zeichen zum Aufstand?« stellte Conan fest. Graecus nickte, plötzlich sichtlich nachdenklich. »Dann muß ich zu Taras sprechen, ehe ich mich entscheide, ob ich mich euch anschließe oder nicht.«
Ariane starrte ihn mit großen Augen an. »Soll das heißen, daß du uns möglicherweise gar nicht helfen wirst?
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