Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
goldenen Dinge im Palast opferte, würde es kaum genügen.«
»Was werdet Ihr tun?« Conan hatte sich immer eingebildet, daß der Reichtum von Königen unerschöpflich sei. Es war ihm etwas völlig Neues, daß ein König sich genauso um Gold Sorgen machte wie er, wenn auch in anderem Maßstab.
»Eine Anleihe aufnehmen«, erwiderte Garian. »Viele Edle und Kaufleute haben mehr Gold, als meine Schatzkammer je aufwies. Sie sollen beisteuern, um zu verhindern, daß unser Volk verhungert.« Er kramte unter den Pergamenten, bis er eines fand, das zusammengefaltet und mit dem königlichen Drachensiegel versehen war. »Bringt das Lord Cantaro Albanus. Er gehört zu den reichsten Männern von Nemedien und ist deshalb einer der ersten, der um einen Beitrag ersucht wird.« Sein Gesicht wirkte härter, als er Conan das Pergament aushändigte und hinzufügte: »Und die, die sich weigern, werden besteuert.«
Der König bedeutete Conan zu gehen, doch der riesenhafte Cimmerier blieb stehen. Es war etwas sehr Heikles, was er vorhatte, und in seiner direkten Art wußte er nicht recht, wie er vorgehen sollte. Garian blickte ihn erstaunt an, weil er immer noch zögerte.
»Wie sehr vertraut Ihr Vegentius?« platzte Conan schließlich verlegen heraus.
»Gut genug, daß ich ihn zum Befehlshaber der königlichen Leibwache machte«, erwiderte Garian. »Weshalb die Frage?«
Conan holte tief Luft und erzählte die Geschichte, die er sich unterwegs hierher ausgedacht hatte. »Seit ich hier ankam, war mir, als hätte ich Vegentius schon früher einmal gesehen. Heute erinnerte ich mich, wo das war, nämlich in einer Schenke in der Stadt, und er war in ein Gespräch mit einem Mann namens Taras vertieft. Dieser Taras war dafür bekannt, daß er sich geäußert hatte, ein anderer wäre besser auf dem Thron als Ihr.«
»Eine ernste Beschuldigung«, sagte Garian bedächtig. »Vegentius hat mir treu gedient und vor mir viele Jahre meinem Vater. Ich glaube nicht, daß er mir Böses wünscht.«
»Der König seid Ihr, doch eines weiß ich: Wer die Krone trägt, muß immer damit rechnen, daß jemand sie ihm neidet.«
Garian warf lachend den Kopf zurück. »Ihr seid ein ausgezeichneter Fechter, Conan, aber Königsein müßt Ihr schon mir überlassen. Ich habe etwas mehr Erfahrung im Tragen der Krone als Ihr. Und jetzt geht. Ich möchte, daß Lord Albanus die Aufforderung schnell bekommt.«
Conan neigte den Kopf. Er hoffte, daß der König über seine Worte nachdenken würde und sie vielleicht doch ein wenig Argwohn in ihm geweckt hatten. Aber dieses Fechten mit Worten lag ihm nicht. Er stellte sich einem Gegner lieber mit der Klinge in der Hand, und er hoffte nur, daß die Karten bald aufgedeckt werden würden.
Kapitel 16
16.
Als Conan das Palasttor erreichte, fand er Hordo, der mit seinem Pferd auf ihn wartete. Mit ihm waren zwanzig seiner Männer, darunter Machaon und Narus. Der Cimmerier blickte den Einäugigen fragend an, und Hordo zuckte die Schultern.
»Ich hörte, daß du einem Lord eine Botschaft bringen sollst. Bei Mitra, gerade er könnte vielleicht dieser andere Mann sein, den du bei Taras gesehen hast. Oder der, der deinen Tod will. Oder vielleicht beides in einer Person.«
»Du wirst mißtrauisch wie ein altes Weib, Hordo«, brummte Conan, als er sich in den Sattel schwang.
Vegentius, zwar sichtlich arg mitgenommen, aber in voller Rüstung, erschien plötzlich mit zehn Mann am Tor. Als sein Blick auf Conans Berittene fiel, hielt er mit wild funkelnden Augen an. Plötzlich wirbelte er herum, bahnte sich einen Weg durch seine Soldaten und stürmte in den Palast zurück.
»Vielleicht bin ich mißtrauisch«, gestand Hordo ihm zu. »Aber zumindest habe ich genug Verstand, um mich zu erinnern, daß einige deiner Feinde Gesichter haben, die uns bekannt sind. Außerdem wirst du feststellen, daß sich in der Stadt in den letzten Tagen so manches geändert hat.«
Als Conan seine zwanzig Mann durch die leeren Straßen führte, waren die Veränderungen offensichtlich. Hin und wieder bog ein fast verhungerter Hund vorsichtig schnüffelnd um eine Ecke. Dann und wann rannte ein Mann eine Seitenstraße entlang, als würde er verfolgt, obwohl niemand außer ihm zu sehen war. Die Läden vor den Fenstern waren geschlossen und die Türen verriegelt. Nicht ein Laden stand offen, kein einziger Händler bot seine Ware feil. Eine tödliche Stille hing fast greifbar in der Luft.
»Bald nachdem wir zum Palast ritten, begann es«, erklärte
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