Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
gewickelt, die ihr Rappe unter dem Sattel getragen hatte, und den hochknaufigen Sattel aus feinverziertem rotem Leder benutzte sie als Kopfkissen. Er traute ihr durchaus zu, daß sie des Nachts mit allen Pferden zu verschwinden gedachte, aber im Augenblick sah es wirklich so aus, als wolle sie schlafen.
Aus tiefer Dämmerung wurde dunkle Nacht, und Wolken zogen an den Sternen vorüber, die wie Edelsteine auf Samt funkelten. Immer noch hielt Conan die Augen offen. Die zunehmende Sichel des Mondes stieg auf, und als sie gerade über ihm stand, spürte er Augen aus der umgebenden Dunkelheit auf sich. Unmerklich zog er den schmalklingigen Dolch aus seiner Armhülle, öffnete die bronzene Brosche, die seinen Umhang zusammenhielt, und glitt auf dem Bauch hinaus in die Nacht. Dreimal umrundete er das Lager, und immer spürte er die Augen auf sich, doch weder sah er jemanden, noch gewahrte er auch nur eine Spur, daß irgendwer hiergewesen wäre. Und plötzlich war dieses Gefühl, beobachtet zu werden, verschwunden. Noch einmal schlich er um das Lager herum, aber auch da entdeckte er nichts Ungewöhnliches. Verärgert über sich stand er auf und kehrte zu seinem Umhang zurück. Karela schlief immer noch. Mißmutig hüllte er sich wieder in den Umhang. Die Frau war schuld daran. Daß er auf ihren Verrat wartete, ließ ihn Dinge sehen und fühlen, die es gar nicht gab.
Als die Sonne rot am Horizont auftauchte, erwachte Karela, und sie ritten weiter gen Norden. Aus dem welligen Hügelland wurde allmählich Bergland. Conan fragte sich, was die gesuchten Männer so weit nordwärts der Karawanenroute wollten, da trieb Karela plötzlich ihren Hengst zum Galopp an.
»Dort drüben!« rief sie. »Über den nächsten Hügeln.«
Eilig folgte er ihr. »Karela, komm zurück! Karela!« Sie galoppierte weiter und verschwand um einen Hügel. Törin, dachte er. Wenn die Pilger noch dort waren, würde sie diese unweigerlich aufmerksam machen.
Er zügelte sein Pferd, während er um den Hügel bog. Sie war nirgendwo zu sehen, und er hörte auch das Hufklappern ihres Rappen nicht mehr.
»Conan!«
Bei ihrem Ruf riß Conan den Kopf herum. Karela saß auf ihrem Hengst auf der Kuppe des Hügels zu seiner Rechten. »Crom, Mädchen, was machst ...«
»Ich bin Karela!« schrie sie. »Die Rote Falkin!« Sie pfiff schrill, und sofort schwärmten Männer in einer bunten Mischung farbenprächtiger Gewänder und Rüstungsstücken aller Art durch sämtliche Zugänge zwischen den Hügeln. Im Handumdrehen war er der Mittelpunkt eines Ringes Schulter an Schulter stehender Banditen. Besonnen faltete er die Hände über dem Sattelknauf. Eine falsche Bewegung, und er wäre mit Bolzen aus den vier Armbrüsten gespickt, die ihm bereits der erste Blick gezeigt hatte, vermutlich jedoch noch aus mehr.
»Karela«, rief er. »Hältst du so deinen Schwur?«
»Ich habe dich nicht mit einem unfreundlichen Wort bedacht«, erwiderte sie spöttisch. »Genausowenig erhob ich die Hand gegen dich, und ich werde es auch jetzt oder in Zukunft nicht tun. Doch ich fürchte, das gleiche kann ich nicht von meinen Männern sagen. Hordo!«
Ein starker, schwarzbärtiger Mann mit einer Lederbinde um das linke Auge lenkte sein Pferd durch den Kreis der Banditen und hielt vor Conan an. Eine gezackte Narbe verlief unter der Augenbinde hervor zu dem borstigen Bart, unter dem sie verschwand. Diese Gesichtsseite war zu einem ständigen Hohnlächeln verzerrt. Seine Kettenrüstung hatte zweifellos früher einmal einem wohlhabenden Mann gehört, noch jetzt waren Spuren der Vergoldung zu sehen. Von seinen Ohrläppchen baumelten große goldene Ringe, und von seiner Seite hing ein abgegriffener Krummsäbel.
»Conan nannte sie dich«, sagte der große Bandit. »Nun, ich bin Hordo, der Hauptmann der Roten Falkin. Ich möchte wissen, das heißt, wir alle möchten wissen, warum wir dir nicht gleich hier und jetzt deine erbärmliche Kehle durchschneiden sollten.«
»Karela hat mich hierhergeführt«, begann Conan und unterbrach sich, als Hordo mit der Faust von der Größe einer kleinen Schinkenkeule nach ihm schlug. Das intakte Auge des Banditen drohte aus der Höhle zu quellen, denn Conan fing den Hieb mitten im Schwung ab.
Einen Moment stemmten die beiden mit schwellenden Muskeln Arm gegen Arm, dann brüllte Hordo: »Auf ihn!«
Dutzende von Hände griffen nach dem Cimmerier, rissen ihm das Schwert aus der Scheide und zerrten ihn vom Sattel. Aber durch ihre große Zahl behinderten sie sich
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