Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
beiläufig, »rettete ich dich zumindest vor Prügeln. Du schimpftest mich Barbarenjunge, hast zugelassen, daß man mir fast den Kopf abscherte, und bist ohne ein Wort des Dankes verschwunden.«
»Sohn eines verseuchten Kamels! Sohn einer Hure! Zieh mich endlich hoch!«
»Hier«, fuhr er fort, als hätte er sie überhaupt nicht gehört, »habe ich dich davor gerettet, geschändet, oder zumindest auf dem Sklavenmarkt verkauft zu werden. Vielleicht hätten sie dir auch die Gurgel aufgeschlitzt, nachdem sie ihren Spaß mit dir gehabt haben.« Sie wand sich heftig in seinem Griff, und er beugte sich tiefer über den Brunnenrand, um sie noch einen Fuß weiter hinunterzulassen. Ihr Schrei hallte von den Brunnenwänden wider. Sie erstarrte.
»Du hast gar nicht die Absicht gehabt, mich zu retten«, keuchte sie. »Du wärst einfach weitergeritten, wenn diese Hunde sich nicht mit dir angelegt hätten.«
»Trotzdem, ob ich nun weitergeritten wäre oder sie mich getötet hätten, müßtest du dich jetzt fragen, was man auf dem Markt für dich bezahlen würde.«
»Und du willst nichts als eine Belohnung«, sagte sie nun halb schluchzend. »Derketo verfluche dich, du stinkender Barbarentölpel!«
»Ich bin deiner Beschimpfungen leid!« sagte er grimmig. »Ich will, daß du mir jetzt bei Derketo schwörst, da du schon ständig bei dieser Göttin der Liebe und des Todes schwörst. Du wirst den Eid leisten, daß nie wieder ein unfreundliches Wort gegen mich über deine Lippen kommt und du auch nie wieder die Hand gegen mich erhebst.«
»Haariger Tölpel! Plattfüßiger Barbar! Bildest du dir vielleicht ein, du könntest mich zwingen ...«
Er unterbrach sie. »Meine Hand beginnt zu schwitzen. Ich würde nicht mehr zu lange warten, denn allzu leicht könnte dein Fuß darin zu rutschen anfangen.«
»Ich werde schwören.« Ihre Stimme wurde plötzlich weich und sinnlich. »Zieh mich hoch, dann schwöre ich dir auf den Knien, was immer du befiehlst.«
»Schwör zuerst«, wies er sie an. »Ich würde dich ungern wieder hineinwerfen müssen. Außerdem sagt mir die Aussicht zu.« Er vermeint zu hören, wie eine kleine Faust wütend gegen die Steinwand des Brunnens schlug. Er lächelte.
»Du mißtrauischer Affe!« fluchte sie mit alter Heftigkeit. »Also gut, ich schwöre bei Derketo, daß ich kein unfreundliches Wort zu dir sagen und keine Hand gegen dich erheben werde. Ich schwöre es. Bist du jetzt zufrieden?«
Er zog sie hoch und ließ sie sanft neben dem Brunnen auf den Boden fallen.
»Du ...« Sie biß sich auf die Lippe und funkelte zu ihm hoch. »So grob hättest du nicht zu sein brauchen«, sagte sie tonlos. Statt zu antworten, öffnete er den Schwertgürtel und lehnte die Hülle an den Brunnen. »Was – was machst du?«
»Du hast da irgend etwas von einer Belohnung gesagt.« Er schlüpfte aus seinem Lendentuch. »Und da ich bezweifle, daß auch nur ein Wort des Dankes über deine Lippen kommen wird, muß ich mir die Belohnung eben nehmen.«
»So bist du also doch nichts als ein gemeiner Frauenschänder«, sagte sie bitter.
»Das kam einem unfreundlichen Wort sehr nah, Mädchen. Und von Schändung kann keine Rede sein. Du mußt nur ›halt‹ sagen, dann wirst du, was mich betrifft, unberührt wie eine Jungfrau von hier wegreiten.«
Er legte sich zu ihr, und obgleich sie mit den Fäusten auf seine Schultern einschlug und wilde Flüche hervorstieß, benutzte sie das Wörtchen ›halt‹ nicht, und ihre Äußerungen klangen bald schon anders, denn sie war eine vollblütige Frau, und Conan verstand etwas von Frauen.
Während er wieder in sein Lendentuch schlüpfte und sich den Gürtel umschnallte, suchte sie unter den Sachen der Toten nach etwas, womit sie ihre Blöße bedecken konnte. Ihre eigene Kleidung, sagte sie, hatten die Halunken in Fetzen gerissen. Ihm fiel auf, daß sie diesmal die Waffen prüfte, ehe sie ihre Wahl traf, aber er hatte keine Bedenken, ihr den Rücken zuzuwenden, selbst dann nicht, als sie sich bewaffnet hatte. Denn so sehr sie auch in die Luft geflucht hatte, war keine Verwünschung gegen ihn gerichtet gewesen. Wenn sie in dieser Beziehung ihren Schwur gehalten hatte, würde sie ihn in der anderen ebenfalls.
Er hatte inzwischen seinen Ziegenlederwasserbeutel gefüllt und schwang sich in den Sattel.
»Einen Moment!« rief sie. »Wie heißt du überhaupt?« Sie trug nun eine leuchtendgelbe, wenn auch nicht ganz saubere Pluderhose und einen smaragdgrünen Kittel, der um die Brust äußerst eng
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