Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
nicht, wie.
Doch zuerst mußte er hier hinaus. Er überdachte alles, was er auf seinem Weg ins Verlies gesehen, was Ort erwähnt und Haranides ihm erzählt hatte, und allmählich nahm ein Plan Form an. Jetzt mußte er nur noch abwarten, und glücklicherweise hatte er die Geduld eines jagenden Leoparden. Er war ein Bergkrieger von Cimmerien. Mit fünfzehn hatte er zu der wilden Horde gehört, die die Mauern von Venarium gestürmt und diesen aquilonischen Vorposten gebrandschatzt hatte. Doch schon zuvor war ihm ein Platz an den Ratsfeuern der Krieger seines Stammes zugesprochen gewesen. Und seither war er viel herumgekommen, hatte er Throne wanken sehen und mitgeholfen, den einen oder anderen wieder aufzurichten oder zu stürzen. Er wußte, daß zum erfolgreichen Kampf das Wissen gehörte, wann zu warten und wann zuzuschlagen ratsam war. Er würde jetzt warten. Und so vergingen die Stunden.
Beim Rasseln des Schlüssels im schweren Eisenschloß lauschte der Cimmerier angespannt. Er zwang sich, sich zu entspannen. Seine Körperkraft war voll zurückgekehrt, aber er mußte vorsichtig sein.
Die Tür schwang nach außen auf, und S'tarra traten ein, mit Hordo, den sie hereinzerrten, bewußtlos zwischen sich. Sie zogen ihn zu dem dritten Satz Ketten an einer anderen Wand und schlossen die Schellen um seine Hand- und Fußgelenke. Ohne den beiden anderen Gefangenen auch nur einen Blick zu gönnen, verließen sie die Zelle, doch die Tür schloß sich nicht. Amanar stand in der Öffnung. Das glitzernde Goldgewand hatte er gegen ein schwarzes ausgetauscht, das mit goldenen Schlangen bestickt war. Er befingerte etwas unter dem Gewand an der Brust, während er sich mit kalten Augen im Verlies umsah.
»Zu schade«, murmelte er fast unverständlich. »Ihr drei könntet mir von größerem Nutzen sein als alle anderen zusammen, mit Ausnahme von Karela, aber doch müßt ihr sterben.«
»Willst du uns wohl alle einsperren?« fragte Conan ohne jeglichen Respekt, und deutete mit dem Kopf auf Hordo. Der Einäugige stöhnte und rührte sich ein wenig.
Amanar blickte ihn an, als würde er sich seiner Anwesenheit erst jetzt wirklich bewußt. »Nein, Cimmerier. Genau wie du und der Mann Talbor trieb er sich da herum, wo wir es nicht gern hatten. Die anderen bleiben in Freiheit – bis sie mir von keinem Nutzen mehr sind.«
Haranides' Ketten klirrten, als er sich umdrehte. »Mitra zermalme deine schmutzige Seele!« knirschte der Hauptmann.
Der Zauberer schien ihn überhaupt nicht zu hören. Seine seltsamen Augen ruhten auf Conan. »Velita«, sagte er fast flüsternd, »wartet in meinem Zaubergemach auf mich. Wenn ich sie ein letztesmal benutzt habe, wird sie sterben, und Schlimmeres finden als nur den Tod. Der Tod ist etwas Schreckliches, Cimmerier, doch noch viel schrecklicher ist es, wenn es keine Seele mehr gibt, die in einem anderen Leben erwachen kann!«
Gegen seinen Willen spannten sich Conans Züge.
Amanars Lachen brachte das Mark in den Knochen zum Stocken. »Wie interessant, Cimmerier. Du fürchtest mehr für andere als für dich selbst. Ja, interessant. Das mag sich noch als sehr nützlich erweisen.« Erneut erklang sein höllisches Lachen, dann ging er.
Haranides starrte auf die wieder geschlossene Tür. »Er verseucht die Luft allein durch seinen Atem«, knurrte er.
»Zweimal«, sagte Conan bedächtig, »habe ich nun von Seelen gehört, die vom Leib getrennt werden sollen. Ich kannte einmal einen Mann, der Seelen stehlen konnte.«
Der Hauptmann beschrieb das Hörnerzeichen gegen das Böse. »Wie lerntest du einen solchen Mann kennen?« fragte er.
»Er stahl mir die Seele«, antwortete der Cimmerier ruhig.
Haranides lachte unsicher, weil er nicht wußte, ob es ernstgemeint war oder nicht. »Und was hast du da getan?«
»Ihn getötet und mir meine Seele zurückgeholt.« Conan schauderte. Es war nicht einfach gewesen, sie zurückzubekommen. Noch einmal in Gefahr zu geraten, sie zu verlieren und vielleicht nicht mehr wiederzukriegen, war furchterregender als der Tod. Und gerade das mochte Velita zustoßen und möglicherweise auch Karela, wenn er es nicht verhindern konnte.
Hordo stöhnte erneut, setzte sich mühsam halb auf und lehnte den Rücken an die Wand. Beim Rasseln seiner Ketten starrte er auf seine Schellen, dann schloß er hastig das Auge wieder.
»Was ist passiert, Hordo?« fragte Conan. »Amanar hat dich durch S'tarra hierherschleppen lassen. Er sagte, du hättest dich irgendwo herumgetrieben, wo er es nicht
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