Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
gern sah. Was hast du gemacht?«
Hordos Narbengesicht verzog sich, als wollte er weinen. »Sie war schon so lange vom Lager fort«, sagte er schließlich. »Und du ebenfalls. Da machte ich mir Sorgen. Die Nacht war nahe, und der Gedanke, daß sie in der Burg bleiben oder ihren Weg in der Finsternis zum Lager zurückfinden müßte ... Am Tor ließen sie mich ein, wenn auch zögernd, und einer der Echsenmänner holte Sitha. Ich kam zu dem Saal, wo der vielmals verfluchte Amanar – mögen die Würmer ihn auffressen und sich Zeit dabei lassen! – auf einem goldenen Schlangenthron saß.«
Hordo schloß sein Auge, aber er sprach weiter, langsamer jedoch. »Musikanten spielten, Menschen, ohne auch nur einmal den Blick vom Boden zu nehmen. Diese schlangenhäutige Dämonenbrut stürzte sich auf mich und schlug mich mit den Speerschäften nieder, weil der Hexer gebrüllt hatte, er wolle mich lebend. Es gelang mir, zumindest zwei zu töten, ehe mir die Sinne schwanden. Ja, von den zweien weiß ich es sicher.«
Er schwieg. Conan blickte ihn an. »Gewiß hat Amanar dich nicht niederschlagen lassen, nur weil du seinen Thronsaal betreten hast?«
Das bärtige Gesicht verzerrte sich wild. Durch die zusammengebissenen Zähne quetschte Hordo heraus: »Karela! Sie tanzte für ihn – nackt, wie eine Haremsfrau, und genauso aufreizend! Karela tanzte nackt für diesen ...« Ein Schluchzen schüttelte ihn und würgte ihm die Worte ab.
Noch tieferer Grimm erfüllte Conan. »Er wird sterben, Hordo!« versprach er. »Er wird sterben!«
»Diese Karela«, fragte Haranides ungläubig, »ist die Rote Falkin?«
Hordos Gesicht lief noch dunkler an. Er wollte sich auf den Hauptmann stürzen, doch die Ketten hielten ihn zurück. »Sie stand im Zauberbann!« brüllte er, daß seine Stimme sich fast überschlug. »Sie erkannte mich gar nicht. Nicht einen Blick gönnte sie mir, nicht einen Herzschlag lang setzte sie den Tanz aus. Sie war zaubergebannt!«
»Wir glauben es dir ja«, versuchte Conan ihn zu beruhigen.
Der Einäugige funkelte Haranides böse an. »Wer ist dieser Mann, Conan?«
»Erkennst du ihn denn nicht?« Der Cimmerier lachte. »Haranides, der zamorianische Hauptmann, den wir mit den Kezankiern bekanntmachten.«
»Ein zamorianischer Offizier!« schnaubte Hordo. »Bekäme ich nur meine Hände frei, dann könnte ich die Welt wenigstens von einem weiteren Soldaten befreien, ehe ich sterbe.«
»Es würde beim Versuch bleiben!« höhnte Haranides. »Fünf deinesgleichen habe ich schon vor dem ersten Frühstück getötet.« Der Hauptmann und der Bandit maßen einander mit mörderischen Blicken.
»Vergessen wir mal eure Ketten für den Augenblick«, mischte sich Conan scheinbar gleichgültig ein. »Möchtet ihr Amanar wirklich auch noch diese Arbeit abnehmen?«
Nun galten die wütenden Blicke ihm. »Wir werden ohnedies sterben«, brummte Hordo.
»Stirb, wenn du unbedingt willst«, knurrte Conan. »Ich beabsichtige jedenfalls zu entkommen, und dann wird Amanar derjenige sein, der stirbt!«
»Wie?« fragte Haranides.
Der Cimmerier lächelte wölfisch. »Wartet ab. Und ruht euch aus.« Obwohl sie ihn bedrängten, sie in seinen Plan einzuweihen, machte er sich daran zu schlafen. Und er träumte davon, daß er Amanar mit der Kette des schwarzen Anhängers erwürgte.
Kapitel 26
26.
Karela erwachte und schaute sich verwirrt um. Sie lag auf einem seidenen Diwan – nicht in ihrem Zelt, sondern in einem prunkvollen Gemach –, der mit scharlachroten Seidenschleiern bedeckt war. Silberschalen und -kannen standen auf einem vergoldeten Tischchen, und den Boden bedeckte ein kostbarer Turanteppich. Die Sonne schien durch ein schmales Fenster. Ihr wurde klar, daß sie sich auf Amanars Burg befand, und gleichzeitig bemerkte sie, daß sie nackt war.
»Derketo!« murmelte sie und setzte sich schnell auf.
Ihr Kopf pochte. Hatte sie zuviel Wein getrunken? Irgendwie wußte sie, daß sie die Nacht in der Burg verbracht hatte. Sie erinnerte sich verschwommen an aufpeitschende Musik und einen sinnlichen Tanz. Sie drückte eine Hand auf die Stirn, als wolle sie den Schweiß abwischen – und riß sie fluchend zurück. Das Gemach war kühl, und ihre Stirn war es ebenfalls. Schnell stand sie auf und suchte ihre Kleidung.
Ihre goldenen Brustschalen und der smaragdgrüne Rock lagen ordentlich auf dem gefalteten scharlachroten Umhang auf einer Truhe am Fußende des Diwans. Die zinnoberroten Stiefel standen vor der Truhe, und der
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