Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
edelsteinbesetzte Tulwar lehnte dagegen. Sie zog sich hastig an.
»Wer war diese Tänzerin?« murmelte sie vor sich hin, während sie den zweiten Stiefel hochzog. Der Tanz war ausgesprochen schamlos gewesen, zu den niedrigsten Sinneslüsten auffordernd.
Aber weshalb sollte sie das interessieren? fragte sie sich. Viel wichtiger war, daß sie sich in Zukunft beim Trinken etwas zurückhielt. Sie traute Amanar nicht genug, als daß sie eine weitere Nacht in der Burg zubringen wollte. Ihre Wangen röteten sich, und nur zum Teil vor Ärger. Sie hatte noch einmal Glück gehabt, daß sie nicht in seinem Bett aufgewacht war. Nicht, daß sie ihn nicht gutaussehend fand, wenn auch auf finstere Weise, und er war auch mächtig, was ebenfalls seine Anziehungskraft nicht verfehlte. Aber wann sie mit einem Mann ins Bett stieg, das bestimmte sie.
Die Tür öffnete sich. Sie sprang auf und hatte den Tulwar in der Hand, ehe es ihr bewußt war. Sie blickte verblüfft auf das Mädchen, das mit gesenktem Kopf hereinkam, ohne sie anzusehen, und einen großen Silberkrug mit Holzgriff auf einem Tablett hereinbrachte. Weshalb bin ich so unruhig? dachte sie, während sie den Krummsäbel in die Scheide zurückschob. »Tut mir leid, Mädchen. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Heißes Wasser, Herrin«, sagte das Mädchen mit tonloser Stimme, »für Eure Morgenwäsche.« Immer noch ohne den Blick zu heben, stellte sie das Tablett auf das Tischchen und wandte sich zum Gehen. Es schien sie nicht gestört zu haben, mit einem Säbel begrüßt worden zu sein.
»Einen Augenblick«, bat Karela. Das Mädchen blieb stehen. »Hat jemand am Fallgatter nach mir gefragt? Hordo? Ein bärtiger Mann mit einer Augenbinde?«
»Ein solcher Mann wurde in der vergangenen Nacht ins Verlies geschleppt, Herrin.«
»Ins Verlies?« stieß Karela empört hervor. »Bei Derketos Brüsten! Weshalb?«
»Man erzählt, er wurde gefaßt, als er diesen Mann Conan befreien wollte, und auch, daß er viele Goldsachen in einen Sack gesteckt hatte.«
Die Rothaarige holte erschrocken Atem. Sie hätte mit so etwas rechnen müssen. Hordo und Conan waren sich sehr nahe gekommen, waren Schwertbrüder geworden, wie die Bergkrieger es nannten. Und Männer, die ohnehin nie wirklich vernünftig waren, benahmen sich bei einer solchen Zusammengehörigkeit völlig verrückt. Aber trotzdem, er war ihr getreuester Hund, sie mußte etwas für ihn tun.
»Wo ist dein Herr, Mädchen?«
»Ich weiß es nicht, Herrin.«
Karela runzelte die Stirn. Die Sklavin hatte mit ihrer Antwort leicht gezaudert. »Dann führ mich zu den Verliesen. Ich möchte mit Hordo sprechen.«
»Herrin, ich – ich kann nicht – mein Herr ...« Das Mädchen starrte auf den Boden.
Karela faßte sie am Kinn und hob ihr Gesicht hoch. »Sieh mich an ...«
Ihr Atem stockte. Man hätte das Mädchen schön finden können, doch ihr Gesicht war völlig ausdruckslos, ja nicht eine Spur von Gefühlsregung zeichnete sich ab. Und ihre braunen Augen waren – leer. Ja, leer war die einzige Beschreibung dafür. Hastig zog Karela die Hand zurück. Sie mußte das Bedürfnis unterdrücken, sie abzuwischen. Kaum hatte sie das Kinn wieder losgelassen, senkte das Mädchen erneut Kopf und Blick. Sie hatte sich nicht zur Wehr gesetzt und stand nun ruhig wartend.
»Mädchen«, sagte Karela betont drohend. »Ich bin hier, und dein Herr ist anderswo. Weis mir jetzt den Weg zu den Verliesen.«
Die Sklavin nickte zögernd und ging voraus aus dem Gemach.
Karela stellte fest, daß sie auf dem obersten Stockwerk der Burg untergebracht gewesen war. Sie stiegen eine Marmorwendeltreppe hinunter, die aussah, als hinge sie ungestützt in der Luft. Im Erdgeschoß trat das Mädchen in einen Seitengang und blieb vor einem schmucklosen Bogeneingang stehen, hinter dem grobgehauene Steinstufen in die Tiefe führten. Sie hatte den ganzen Weg nicht einmal die Augen gehoben, und Karela war froh darüber.
»Da geht es hinunter, Herrin«, sagte die Sklavin. »Ich darf nicht weiter gehen.«
Karela nickte. »Danke, Mädchen. Solltest du deshalb Schwierigkeiten bekommen, werde ich mich bei deinem Herrn für dich einsetzen.«
»Der Herr wird tun, was er tun will«, antwortete die Sklavin tonlos. Ehe Karela noch etwas zu sagen vermochte, war sie bereits um eine Ecke gebogen.
Die rothaarige Banditin holte tief Luft, legte die Finger um den Säbelgriff und stieg die Treppe hinunter, bis sie zu einer eisenbeschlagenen Tür kam. Sie klopfte mit dem
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