Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
zitronengelber Dampf stieg von seiner Spitze auf. Conan hielt den Atem an, und schon drang sein Schwert bis zum Griff in Amanars Brust. Einen Herzschlag lang stand Conan Brust an Brust und Auge an Auge mit dem Hexer, doch dann erschlafften seine Muskeln. Er wollte aufschreien, als er stürzte, doch außer seinem Aufprall auf dem Mosaikboden war nichts zu hören. Er kämpfte heftig um Atem, und jeder Muskel zuckte und zitterte ohne sein Zutun.
Der Zauberer beugte sich über ihn und betrachtete ihn mit derselben Gleichgültigkeit wie vielleicht einen toten Vogel, auf den er im Burghof gestoßen war. »Ein Auszug von goldenen Lotuspollen aus Khitai«, erklärte er im Plauderton. Ein grausames Lächeln spielte über seine Lippen. »Er wirkte durch Berührung, nicht durch Einatmen, mein erfahrener Dieb. Wenn kein Gegenmittel gegeben wird, dringt die Lähmung immer tiefer und erfaßt schließlich auch das Herz. Wie ich hörte, spürt man es, wie man Zoll für Zoll daran stirbt.«
»Amanar«, keuchte Karela. »Das Schwert!« Sie stand noch neben dem Thron und preßte nun eine zitternde Hand auf die Lippen.
Der Hexer blickte auf das Schwert, als hätte er völlig vergessen, daß es noch in seiner Brust steckte. Er faßte es am Griff und zog es heraus. Kein Tropfen Blut zeichnete sich auf der Klinge ab. Er schien sich über des Mädchens Schock zu freuen. »Siehst du, meine teure Karela? Keine übliche Waffe vermag mir etwas anzuhaben.« Verächtlich ließ er das Schwert fallen, daß es Conans Hand fast berührte.
Der Cimmerier bemühte sich, die Finger um den lederumwickelten Griff zu legen, aber seine Hand zitterte krampfhaft.
Amanar stieß ein häßliches Gelächter hervor und schob das Schwert mit dem Fuß noch dichter an den Cimmerier heran, bis der Griff unmittelbar unter der zuckenden Hand lag. »Schon ehe dich Aberius verriet, argwöhnte ich, daß du meine S'tarra getötet hast, obgleich zwei der Toten gewisse Unnatürlichkeiten aufwiesen. Du mußt wissen, daß auch Velita dich verriet.« Sein Lachen scharrte wie ein Sägeblatt über Knochen. »Der Zauber, den ich über sie verhängte, zwang sie, mir zu erzählen, was sie gesehen und gehört hat, obgleich sie mich weinend anflehte, sie zu töten, ehe die verräterischen Worte über ihre Lippen kamen.« Wieder lachte er.
Conan versuchte zu fluchen, doch er brachte nur ein Brummen zustande. Er schwor sich, daß er den Mann umbringen würde, und wenn er dazu als Geist aus dem Totenreich zurückkehren müßte.
Die kalten, leicht verschleierten Augen des Hexers betrachteten ihn nachdenklich. Die roten Pünktchen in ihren Tiefen schienen wieder zu tänzeln. »Du bist wütend«, sagte er, »aber bis jetzt empfindest du noch keine Furcht. Doch wo ein so großer Widerstand ist, wird auch große Furcht sein, sobald dieser Widerstand gebrochen ist. Und du wirst gebrochen werden, Cimmerier!«
»Bitte«, warf Karela ein. »Wenn er schon sterben muß, dann töte ihn, aber foltere ihn nicht.«
»Wie du wünschst«, sagte Amanar ungerührt. Er kehrte zum Thron zurück und schlug wieder auf die Kristallglocke.
Diesmal kam Sitha durch die kleine Tür, durch die Aberius verschwunden war. Vier weitere S'tarra folgten ihm mit einer Bahre. Grob hoben sie Conan auf das harte Holz und banden ihn mit Lederriemen um Brust und Schenkel drauf. Als sie ihn hinaustrugen, hörte Conan Amanar sagen:
»Wir haben viel zu besprechen, meine liebe Karela. Komm näher.«
Da schloß sich die Tür.
Kapitel 25
25.
Während die Bahre durch den Bergfried getragen wurde – von zwei gerüsteten S'tarra am vorderen, zwei am hinteren Ende und Sitha an ihrer Spitze –, blieb Conan ruhig liegen. Im Augenblick war eine Gegenwehr unmöglich, aber heimlich bemühte er sich immer wieder, die Rechte zu ballen. Es wäre schon ein Anfang, wenn er die Finger bewegen könnte ... Aber die Hand zuckte nur ohne sein Zutun, und das war schon alles. Jetzt mußte er auch bereits um seinen Atem kämpfen.
Die Bahre wurde durch einen prunkvollen Korridor und einen Türbogen getragen und dann über eine rauhe Steintreppe in die Tiefe. Die hier anfangs geglätteten Wände machten einem grob aus dem Gestein gehauenen Gang tief unter der Burg Platz. Jene, die hierhergeschafft wurden, hatten andere Sorgen, als sich an feinen Wandbehängen oder farbigen Marmorfliesen erfreuen zu wollen.
Sitha pochte mit mächtiger Faust an eine unverzierte, mit Eisen beschlagene Holztür. Zu Conans Staunen öffnete ein Mann, der
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