Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
sie Tiridates zu Ohren gekommen wäre, und Tiridates war hellhörig, obgleich – oder vielleicht weil – er dem Suff ergeben war. Taramis' zinnenbewehrte Granitmauern waren viermannshoch und dadurch um zwei Fuß niedriger als die des Königs. Wuchtige Vierecktürme standen an den vier Ecken und zwei weitere zu beiden Seiten des eisenbeschlagenen Tores.
Dieses Tor stand offen, als Conan sich ihm näherte. Bewacht wurde es von zwei Kriegern in Helmen mit Nasenschutz und schwarzem Harnisch, und sie hielten ihre langklingigen Lanzen stoßbereit in der Rechten. Ein weiteres Paar stand so reglos wie der Stein, den sie bewachten, auf den Türmen, und weitere auf der Mauer. Der riesenhafte Cimmerier verzog verächtlich die Lippen über solche Wachen: wie Statuen waren sie und von gleichem Nutzen. In einer mondhellen Nacht konnte ein Dieb sich durch sie hindurchschleichen, ohne gesehen zu werden.
Die Sonne senkte sich nun in den Westen hinab. Die Wachen an dem schweren Tor harrten ihrer Ablösung, sie waren gelangweilt und dachten an das bevorstehende Abendessen, das hübsche Mädchen ihnen samt Wein in der Kaserne servieren würden. Conan war nur noch drei Schritte von ihnen entfernt, ehe ihnen klar wurde, daß er wahrhaftig vorhatte, den Palast zu betreten und nicht bloß vorbeizugehen. Nach ihrer Erfahrung kamen seinesgleichen nicht in den Palast der Prinzessin, außer auf dem Weg zu den Verliesen. Sie senkten die Lanzen, und eine lange Spitze deutete auf seine Brust.
»Verschwinde!« knurrte einer.
»Ich will zu Prinzessin Taramis«, erklärte Conan.
Ihr Blick flog über den schweißverkrusteten Staub, der ihn bedeckte, und ihre Gesichter verzogen sich höhnisch. Der, welcher ihn zu verschwinden geheißen hatte, öffnete erneut die Lippen. »Du sollst ...«
Plötzlich war Bombatta zur Stelle. Er schleuderte die beiden Wachen zur Seite, als bemerkte er kaum, daß sie dagestanden hatten. Die beiden schmetterten gegen das dicke eisenbeschlagene Holz der Flügel und sackten benommen zusammen. Bombatta stand nun, wo sie gewesen waren. Er funkelte Conan mit haßerfülltem Blick an, und seine Rechte spielte mit dem Schwertgriff.
»Du wagst es hierherzukommen ...?« Das schwere Narbengesicht erzitterte unter einem heftigen Atemzug. Seine schwarzen Augen waren in gleicher Höhe mit Conans. »Wohin, in Zandrus neun Höllen, bist du verschwunden?«
»Die Kamele erschreckten mein Pferd«, antwortete Conan gleichmütig. »Außerdem brauchte ich dringend einen oder zwei Krug Wein, um mir den Staub aus der Kehle zu spülen, nach dem langen Ritt zurück nach Shadizar.«
Bombatta knirschte mit den Zähnen. »Komm mit!« schnaubte er und drehte sich um, um in den Palast zurückzukehren. Die Wachen, die gerade wieder auf die Füße kamen, wichen ihm vorsichtshalber aus, trotzdem brüllte er: »Togra! Sorg dafür, daß diese Dummköpfe am Tor abgelöst werden!«
Conan folgte ihm, aber er dachte gar nicht daran, ihm wie ein Lakai nachzueilen, um ihn einzuholen. Er ging bedächtigen Schrittes seines Weges und achtete nicht auf Bombattas finsteres Gesicht, als dieser anhalten mußte, wollte er den Cimmerier nicht zu weit zurückzulassen.
Ein breiter Pflasterweg führte vom Tor zum Palast durch einen kunstvoll angelegten Garten, in dem Marmorspringbrunnen plätscherten und Alabastertürme sich über die Außenmauer hinaushoben. Da und dort warfen hohe Bäume ihre angenehmen Schatten. Dazwischen wuchsen blühende Büsche und Stauden, die bis von Vendhya und Zingara hierhergebracht worden waren. Gepflegte Wege schlängelten sich kreuz und quer hindurch, und allein in Conans Blickweite arbeiteten gut zwei Dutzend Gärtner – deren kurze Kittel und Barfüße sie als Sklaven kennzeichneten –, um den Garten noch zu verschönern.
Ein Portikus mit kannelierten Säulen umgab nicht nur die Vorderseite, sondern den gesamten Palast, und so breit war er, daß der Marmorweg dazwischen für einen Ballsaal genügt hätte. Balkone ragten aus weißen Wänden darüber, die selbst im schwindenden Tageslicht hell schimmerten.
Die Korridore waren mit kunstvollen Wandteppichen behangen, und kostbare Läufer aus Vendhya zogen sich durch die Gänge, wo Sklaven sich beeilten, die goldenen Lampen anzuzünden, ehe die Nacht alles in ihrer Schwärze begrub.
Immer tiefer ins Innere führte ihn Bombatta, bis Conan sich fragte, ob er ihn vielleicht durch den ganzen Palast brachte. Da kamen sie zu einem Innenhof und hielten an, doch keiner der beiden achtete
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