Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
gefolgt waren, ohne je den Mut zum Angriff aufzubringen. Alles hatte sie gleichermaßen fasziniert, und immer hatte sie sich mit großen Augen fragend an Bombatta gewandt.
»Was ich nicht weiß, kann zu unserem Tod führen«, gab Conan zu bedenken.
»Erschreck sie nicht, Dieb!« schnaubte Bombatta.
Jehnna legte eine Hand auf den Kettenärmel des Riesen. »Es hat mich nicht erschreckt, mein guter Bombatta.«
»Dann sagt mir, wo der Schlüssel zu finden ist«, beharrte Conan. »Oder sagt es Bombatta, wenn Ihr immer noch nicht zu mir sprechen wollt.«
Ihr Blick wanderte von Conan zu dem Schwarzgerüsteten. »Ich weiß nicht recht, woher ich den Weg kenne, nur daß ich ihn kenne. Es ist, als wäre ich ihn schon einmal gegangen und erinnere mich an ihn.« Sie schüttelte den Kopf und lachte verlegen. »Das ist natürlich nicht wirklich der Fall. Soviel ich mich erinnere, habe ich bis heute den Palast meiner Tante nie verlassen.«
»Wenn Ihr mir sagen könntet, wohin wir müssen«, wandte Conan sich wieder an sie, »selbst nur vage, könnte ich uns vielleicht durch eine Abkürzung schneller ans Ziel bringen.« Er dachte an die Sternenstellung, von der Taramis gesprochen hatte, und daß sie nur zu diesem Zeitpunkt Valeria wiederbeleben konnte, und klammerte die Finger um das goldene Amulett an seinem Hals. »Die Zeit ist knapp.«
Jehnna schüttelte leicht den Kopf. »Wenn das, was ich vor mir sehe, der richtige Weg ist, dann – erinnere ich mich daran. Aber zuvor muß ich ihn sehen.« Plötzlich lachte sie vergnügt und ließ sich zurück auf den Rücken fallen, um zu den Sternen hochzuschauen. »Außerdem möchte ich nicht gern, daß diese Reise so schnell zu Ende geht. Ich wollte, sie würde für immer und alle Zeit dauern.«
»Das ist leider nicht möglich, Kind«, sagte Bombatta sanft. »Wir müssen in sechs Nächten in Shadizar zurück sein.«
Es fiel Conan schwer, seine ausdruckslose Miene zu bewahren. Die bestimmte Sternenstellung würde sich zu der Zeit ergeben, aber Bombatta interessierte sich bestimmt nicht für Valerias Rückkehr. Das konnte nur bedeuten, daß sich in dieser Nacht noch etwas anderes ereignen sollte. Aber was?
»Es ist Zeit zu schlafen, Kind«, mahnte Narbengesicht. »Wir müssen schon früh weiter.« Er machte sich daran, ihr Schlaflager herzurichten, und räumte zu diesem Zweck Steine zur Seite und lockerte ein Stück Erde mit seinem Dolch auf.
»Bitte, Bombatta, darf ich nicht noch ein bißchen aufbleiben? Die Sterne sehen von hier so anders aus als vom Palastgarten. Mir ist, als könnte ich sie fast berühren.« Wortlos breitete der Riese Decken auf die aufgelockerte Stelle.
»Na gut.« Jehnna seufzte und verbarg ein Gähnen hinter der Hand. »Ich möchte so gern alles erleben.«
Als sie sich niedergelegt hatte, breitete Bombatta fast zärtlich weitere Decken über sie. »Ich werde Euch erleben lassen, soviel ich kann«, versprach er ihr weich. »Aber in sechs Nächten müssen wir in Shadizar zurücksein.«
Jehnna vergrub das Gesicht in den Armen und murmelte schläfrig vor sich hin.
Er liebt sie, dachte Conan, als er beobachtete, wie Bombatta über das Mädchen gebeugt stehenblieb. Wäre Jehnna nicht so offensichtlich noch Jungfrau, würde er annehmen, daß er ihr Liebster war.
Schließlich richtete der Riese sich auf. Er trat ans Feuer und stieß mit den Stiefelspitzen Erde darauf. »Ich übernehme die erste Wache, Dieb«, erklärte er. Ohne ein weiteres Wort kehrte er an Jehnnas Seite zurück, zog seinen Säbel, überkreuzte die Beine und legte die blanke Klinge auf die Knie.
Conan preßte die Lippen zusammen. Der Mann hatte sich so zwischen ihn und Jehnna gesetzt, als müsse er sie vor ihm schützen. Ohne den Blick von Bombatta zu nehmen, streckte Conan sich auf dem Boden aus und legte die Rechte um den Schwertgriff. Er schlüpfte nicht unter eine Decke. Er war weit größere Kälte gewöhnt als die schlimmste, mit der die zamorianische Steppe je aufzuwarten hatte, und eine Decke würde ihn nur behindern, falls es dazu kommen sollte, daß er seine Klinge schnell benutzen mußte. Doch trotz seines Mißtrauens gegenüber Bombatta beschäftigte ihn das neue Geheimnis, das noch zu allen anderen kam, viel mehr. Was war in sechs Nächten in Shadizar geplant? Selbst als er einschlief, dachte er noch daran.
Die glühende Sonne brannte auf die drei herab, die westwärts durch die zamorianische Steppe ritten. Jehnna zog die Kapuze ihres schneeweißen Umhangs noch tiefer ins
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