Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
stand er bereits knurrend auf den Füßen, und seine Rechte lag um den Griff des Krummsäbels. »Ich bringe dich um, Dieb! Ich ...«
»Jehnna ist fort!« sagte Conan grimmig. »Du bindest sie schon fast an dich, und dann merkst du nicht einmal, wie sie verschwindet!«
Bombattas Wut schwand bei den ersten Worten. Benommen starrte er auf die Decken des Mädchens.
»Die Pferde sind vollzählig!« rief Malak.
Der Schwarzgerüstete schüttelte sich. »Was hast du erwartet?« brüllte er. »Jehnna würde nie von ihrer Bestimmung fortreiten!«
»Bestimmung!« schnaubte Zula. »Du nennst es Bestimmung! Weshalb kann sie ihr Geschick nicht selbst bestimmen?«
»Wenn du ihr etwas getan hast ...« Bombatta knirschte mit den Zähnen, und die Frau fuhr ihn wütend an.
»Ich? Ich würde ihr nie Leid zufügen. Du bist es, der sie wie ein Spielzeug behandelt, mit dem man nach Belieben umgehen kann.«
Fahlweiß leuchteten die Narben in des Riesen Gesicht. »Du verseuchte Schakalin! Ich werde dich in Stücke ...«
Seine Hand packte den Säbel.
»Macht das später miteinander ab!« knurrte Conan. »Wir müssen jetzt Jehnna suchen!«
Die beiden ließen voneinander ab, ohne sich jedoch zu beruhigen. Bombatta schob seinen halbgezogenen Säbel knurrend zurück, und Zula bedachte ihn mit einem grimmigen Blick, als sie den Stock senkte, den sie bereits mit beiden Händen gehalten hatte.
Akiro hatte sich inzwischen neben Jehnnas Decken gekniet und begonnen, mit den Fingerspitzen darüberzustreichen. Jetzt bewegten seine Lippen sich lautlos, und er schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, war nur das Weiße zu sehen. Malak würgte unwillkürlich und wandte hastig den Blick davon ab.
»Das Mädchen wurde von einem Vogel davongetragen«, erklärte der Zauberer schließlich.
»Alter Narr«, brummte Bombatta, doch Akiro fuhr fort, als hätte er es nicht gehört. »Von einem riesigen Vogel aus Rauch, der sich lautlos bewegte. Er hielt das Mädchen mit den Krallen.« Seine Lider senkten sich, und als sie sich hoben, waren wie üblich die schwarzen Pupillen zu sehen.
»Ein Narr?« wandte Conan sich an Bombatta. »Ein Narr bist du! Und ich ebenfalls. Wir hätten damit rechnen müssen, daß der Stygier etwas unternimmt.«
»Wohin hat dieser Rauchvogel sie gebracht?« fragte Zula.
Akiro deutete über den See auf den Kristallpalast. »Dorthin natürlich!«
»Dann müssen wir ihm folgen!« erklärte sie.
Conan nickte zustimmend. Gleichzeitig rannten er und Bombatta zu dem Fellboot und zogen es ins Wasser.
»Aber es ist vielleicht verhext«, gab Malak zu bedenken. »Akiro vermutete es!«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, entgegnete Conan. Er stand knietief im Wasser neben dem schmalen Kahn. »Schnell, steigt ein!«
Hastig kletterten alle hinein. Zula saß in der Mitte zwischen Akiro und Malak, Conan und Bombatta je an einem Ende. Die Paddel in den Händen der beiden großen Männer tauchten gleichmäßig schnell ins Wasser, und das schmale Boot entfernte sich flink vom Ufer.
»Bei Signys Eingeweiden!« heulte Malak plötzlich auf. »Ich habe ganz vergessen! Ich breche doch heute morgen auf! Dreht um!«
Conan hielt in seinen kräftigen Bewegungen nicht inne. »Schwimm!« wies er ihn knapp an.
Der kleine Dieb blickte in das tiefe Naß unter ihnen und schauderte. »Wasser ist zum Trinken da«, brummte er, »wenn es keinen Wein gibt.«
Da ihnen weder Wind noch Wellen Widerstand boten und die beiden Riesen paddelten, flog das Fellboot geradezu über den See, und weil die Oberfläche ansonsten spiegelglatt war, breiteten sich die Kräuselwellen, die sie verursachten, unendlich weit aus. Der Kristallpalast kam immer näher. Wo er dem Wasser am nächsten war, befand sich ein Landungssteg von üblicher Form, doch auch er schien aus einem einzigen, gewaltigen Edelstein gehauen zu sein. Als sie am Palast ankamen, hob die Sonne sich gerade über den Kraterrand, und das Bauwerk begann, in allen Regenbogenfarben zu schillern.
Conan hielt das Boot dicht an dem ungewöhnlichen Landungssteg an und ließ die anderen aussteigen. Erst dann verließ auch er es und hob es aus dem Wasser. Ein Dieb in Shadizar, der nicht seinen Rück- und Fluchtweg sicherte, kam nicht weit. Zwar war der See auch jetzt völlig still, aber er durfte das Risiko nicht eingehen, daß irgend etwas den Kahn davontrieb, jedenfalls nicht, ehe er keinen anderen Weg fort von diesem unnatürlichen Palast kannte.
Nachdem er das Boot festgebunden hatte, wandte er seine
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