Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
Vollmond am Firmament höher stieg, wurde es heller, als fange der Krater auf irgendeine Weise den silbernen Schein ein. Die Luft schimmerte in einer unirdischen Blässe, in der die Gesichter schwach, aber doch erkennbar zu sehen waren. Conan und Akiro saßen allein zwischen den deckenumwickelten Schlafenden und blickten über das dunkle Wasser zu dem Palast, der leuchtete, ohne Licht zu werfen, wie ein Brillant auf schwarzem Samt.
»Es gefällt mir hier nicht«, sagte der Cimmerier schließlich. »Mir ist, als drücke allein schon die Luft auf mich.«
»Das hier ist auch kein Ort, der einem gefallen könnte, außer man ist Zauberer«, entgegnete Akiro. Er bewegte die Hände, als liebkose er das bleiche Licht. »Ich spüre die Kräfte, die allein der Stein hier ausströmt. Das hier ist ein Ort, an dem sich Bande lösen. Die Barrieren hier sind schwach, und Namen mögen die Toten rufen.«
Conan schauderte und wollte sich einreden, daß die kühle Nachtluft es war, die ihn frösteln ließ. »Ich bin froh, wenn ich erst wieder fort von hier und zurück in Shadizar bin, mit dem Zeug, das Taramis haben will.«
Plötzlich zerriß ein Schrei die Nacht. Jehnna wand sich in ihren Decken und starrte blicklos um sich, während sie schrillte: »Nein! Nein! Nicht!«
Aus dem Schlaf gerissen, sprang Bombatta mit dem blanken Krummsäbel in der Hand hoch, während Malak fluchte und sich aus seinen Decken zu befreien versuchte, und das mit einem Dolch in jeder Hand. Zula drückte das schlanke Mädchen an die Brust und redete beruhigend auf sie ein.
Plötzlich warf Jehnna die Arme um den Hals der Schwarzen. Schluchzen schüttelte sie. »Es war grauenvoll«, wimmerte sie. »Grauenvoll.«
»Ein Alptraum«, erklärte Bombatta und steckte hastig die Klinge wieder ein. Er kniete sich neben Jehnna und versuchte, sie von Zula zu lösen, aber sie klammerte sich nur noch fester an die Frau. »Bloß ein Traum, Kind«, sagte er sanft. »Nichts weiter. Schlaf wieder.«
Über den Kopf des Mädchens funkelte die Schwarze ihn an. »Träume sind wichtig. Träume können die Zukunft deuten. Sie muß davon sprechen.«
»Das stimmt«, pflichtete Akiro ihr bei. »Träume haben oft eine Vorbedeutung. Sprecht, Jehnna.«
»Es war nur ein Traum«, knurrte Bombatta. »Wer mag schon sagen, welche Träume einen an einem solchen Ort des Bösen quälen können?«
»Sprecht!« forderte Akiro das Mädchen erneut auf.
Sich an Zula schmiegend, begann Jehnna mit leiser Stimme. Immer noch sprach Entsetzen aus ihren weitaufgerissenen Augen. »Ich war noch ganz klein, konnte kaum ohne Hilfe laufen, da wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich sah, daß meine Amme schlief, und schlich aus dem Gemach. Ich wollte zu meiner Mutter. Durch viele Korridore rannte ich zu dem Gemach, in dem, wie ich wußte, meine Mutter schlief und auch mein Vater. Ihr Bett stand mitten in dem geräumigen Gemach, und schleierfeine Vorhänge, die von der Decke hingen, umgaben es. Ich konnte die beiden dahinter schlafen sehen. Und noch eine Gestalt sah ich, einen nicht sehr großen Jungen, wie es schien. Diese Gestalt stand am Kopfende des Bettes und schaute auf meine Mutter und meinen Vater hinab. Der schwache Lampenschein schimmerte seltsam auf den Händen der Gestalt. Da hob sich eine Hand, und ich sah ... ich sah, daß sie einen Dolch hielt. Die Klinge stach hinab. Ein seltsamer Laut drang über die Lippen meines Vaters ... ein Ächzen oder Stöhnen, als wäre er verletzt. Da wachte meine Mutter auf. Sie stieß einen Namen hervor, und wieder stach der Dolch zu. Überall war Blut. Ich rannte. Ich wollte schreien, aber es war, als hätte ich keine Zunge. Ich konnte nur laufen und laufen und laufen ...«
Zula schüttelte sie, dann drückte sie sie noch enger an sich. »Es ist schon wieder gut, Jehnna. Niemand kann dir jetzt etwas tun. Du bist in Sicherheit.«
»Der Name?« fragte Akiro. »Welchen Namen nannte Eure Mutter in diesem Traum?«
Jehnna hob zögernd den Kopf von Zulas Brust. »Taramis«, flüsterte sie. »Sie rief Taramis. Oh, warum habe ich das geträumt? Warum?«
Alle schwiegen, bis Bombatta schließlich sagte. »Ein Alptraum! Hervorgerufen durch das Böse dieses Ortes. Selbst ich träumte von schrecklichen Dingen, die nie waren.«
»Alpträume«, murmelte Akiro nachdenklich. Er wandte sich an Zula. »Kümmerst du dich um sie?«
Die Schwarze nickte. Sie machte es Jehnna wieder auf dem Boden bequem, strich ihr übers Haar und sang erneut leise das Schlaflied, das dem
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