Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
straffgespannten Strick ins Wasser. Vorsichtig zog er an diesem Strick. Er gab nicht nach.
Ein grimmiges Lächeln zog über seine Lippen. Amon-Rama hielt sich bestimmt für sicher und war stolz auf seine geschickte Falle. Sein Pech war, daß er das uralte Sprichwort nicht kannte: »Einen Cimmerier in eine Falle zu locken, heißt seinen eigenen Tod herbeizuführen!«
Jemand tauchte mit lautem Platschen, das von der Brunnenwand widerhallte, neben ihm auf, aber er schaute nicht nach, wer das war. Er erlaubte sich jetzt nur einen einzigen Gedanken. Mit drohender Miene kletterte er am Seil hoch. Der Cimmerier hatte sich in die Falle begeben und nun jagte er.
In seinem Spiegelgemach trommelte Amon-Rama nachdenklich mit den langen dünnen Fingern auf das spitze Kinn. Sie waren also jetzt im Palast! Er hatte das Rohr vergessen, das seinen Brunnen mit Wasser versorgte, und sie hatten es schnell entdeckt. Um so mehr Spaß würde er mit ihnen haben.
Mit höhnischem Lächeln tupfte er ganz leicht auf eine Spiegelwand. Diese Eindringlinge hatten natürlich nicht die geringste Chance, wieder zu entkommen oder – alle Mächte der Finsternis mochten das verhindern! – etwa gar über ihn zu triumphieren. Dieser Palast war auf eine Weise sein, wie kein König es sich auch nur im Traum vorzustellen vermöchte. Er hatte das Kreischen des Kristalls gehört, als die Gitterstäbe herausgerissen worden waren. Ja, das hatte er gehört, genau wie ihre leisen Schritte in den Korridoren, und die Luftverdrängung durch ihren Atem. Aber er fand seinen Spaß auch auf andere Weise, als seinen Opfern echte Hoffnung zu bieten. Ihre falsche Hoffnung daran genügte ihm bei weitem. Und noch mehr Spaß würde es ihm bereiten, wenn sie die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erst einsahen.
Nun war die Zeit der Vorbereitungen. Er sprach ein Wort, hob die Hände, und die goldenen Behänge an den Wänden rollten sich säuberlich auf und offenbarten die hundert großen Spiegel ringsum. Jeder Spiegel gab das durchsichtige Piedestal mit dem leuchtenden Herzen Ahrimans wider, doch nicht einer Amon-Rama. Ein langes Leben, ganz der Zauberei gewidmet, hatte so manche seltsame Wirkung auf den irdischen Leib dessen, der sie ausübte. Amon-Rama hatte kein Spiegelbild mehr.
Nur zwei Unterbrechungen gab es in diesem Spiegelkabinett. Eine war die Tür zum Korridor, durch die andere war die endlose Dunkelheit zu sehen und das Bett, auf dem die schlafende Jehnna lag. Durch letztere Tür trat der Hexer. Ein Donnern dröhnte von den Wänden wider, und dann gab es in den Spiegelwänden nur noch eine Unterbrechung. Hundertundein Spiegelbilder von Ahrimans Herzen warteten mit dem Original.
Akiro stemmte sich schnaufend aus dem Brunnen. Er achtete nicht auf das Wasser, das von ihm troff, denn er sah nur die edelsteingleichen Wände mit ihrer Zier aus so feingeschmiedetem Silber und Gold, daß man kaum glauben konnte, sie stamme von Menschenhand. Überall gab es Behänge mit Bildern wie von fremden Welten, und Teppiche, die, während er sie bewunderte, pausenlos Farben und Muster wechselten.
»Akiro?« flüsterte Malak.
Auch die Bewunderung des rundlichen Zauberers war groß. Alles hier war durch Zauberkräfte geschaffen, nichts, aber auch gar nichts durch Menschenhand entstanden. Es war ein unbeschreiblicher Anblick.
»Akiro?«
Gereizt drehte der gelbhäutige Zauberer sich zu dem kleinen Dieb um. Malak klebte das Haar im Gesicht, und in eine Lache um seine Füße platschten immer weitere Tropfen von seiner durchweichten Kleidung. Er sieht aus wie eine gebadete Ratte, dachte Akiro und wischte sich schnell sein nicht weniger nasses Haar aus dem Gesicht. »Ja?« fragte er barsch.
»Sie verschwinden!«
Akiro blickte in die Richtung, in die der andere deutete. Hastig unterdrückte er eine Verwünschung, die die Luft vergiftet hätte. Bombatta und Zula bogen gerade um eine Ecke, und Conan war überhaupt nicht mehr zu sehen. »Narren!« murmelte er statt dessen. »Wartet!« So schnell seine alten Beine es erlaubten, rannte er hinter den andern her, und Malak folgte ihm auf den Fersen. »Dummköpfe!« knurrte der alte Zauberer. »Man spaziert in eines Hexers Bau nicht wie in einem Lustgarten umher! Hier kann alles passieren!«
Als auch Akiro um die Ecke bog, sah er die anderen weit voraus, Conan an der Spitze. Mit dem Schwert in der Hand raste der Cimmerier durch eine offene Tür am Ende des Korridors. Kaum war er hindurch, schloß die Tür sich krachend. Bombatta und
Weitere Kostenlose Bücher