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Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer

Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer

Titel: Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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als versuche er die Stadt von Verruchtheit freizulegen.
    Daß der Wind so tobte, nahm Taramis als Omen: ein Symbol, daß die alte Lebensart vertrieben wurde und eine neue Zeit bevorstand. Sie hatte ihr Gewand gut gewählt: es war von golddurchzogenem Himmelblau, wie der neue Morgen dieser bevorstehenden Zeit.
    Prüfend wanderte ihr Blick über den Innenhof, den geräumigsten ihres Palasts. Große Blöcke glänzenden bleichen Marmors waren zu seinem Fußboden zusammengefügt, und Wandelhallen mit Alabastersäulen umgaben ihn. Niemand hielt sich auf den Balkonen rings um ihn auf, und kein Licht brannte hinter den Fenstern, die zu ihm schauten. Die Wachen im Palast sorgten dafür, daß keines Sklaven neugieriges Auge auf das fiel, was sich in dieser Nacht hier zutrug.
    Vor Taramis ruhte die große Gestalt Dagoths auf seinem roten Marmordiwan. Vollkommener war sie, als je ein aus dem Mutterschoß geborener Sterblicher, dachte die Prinzessin. Im Kreis um sie und die gewaltige Figur des Schlafenden Gottes standen die Priester der durch sie wiedererstandenen uralten Religion. Schimmernde Goldgewänder hüllten diese Priester bis zu den in Sandalen steckenden Füßen ein, und jeder trug eine goldene Krone mit nur einer Zacke – diese über der Stirn –, in die ein offenes Auge graviert war, als Symbol, daß sie, auch wenn ihr Gott schlummerte, in seinem Dienst nie die Augen schlossen.
    Die Krone mit der höchsten Zacke befand sich auf dem Kopf des einen, der rechts von der Prinzessin stand. Sein schneeweißer Bart flatterte leicht über seiner Brust, sein pergamenthäutiges Gesicht war ein Bild der Milde und Güte. Er hielt in der Rechten einen goldenen Stab, den ein blauer Brillant krönte, von Form und Schliff eines Auges, doch von doppelter Größe des einen Menschen. Xanteres war er, der Hohepriester. Und der Höchste ist er wahrhaftig, dachte Taramis, aber erst nach mir.
    »'s ist die dritte Nacht«, sagte sie plötzlich, »die dritte Nacht vor der Nacht des Erwachens.«
    »Gesegnet sei die Nacht des Erwachens!« riefen die Priester feierlich.
    »Der Schlafende Gott wird nie sterben!« fuhr Taramis fort, und die Priester erwiderten:
    »Wo ein Glaube ist, ist kein Tod!«
    Die Prinzessin breitete die Arme weit aus. »Laßt uns unseren Gott mit der ersten Salbung ehren.«
    »Aller Ruhm ihr, die sie den Schlafenden Gott salbt!« riefen die Priester.
    Flöten bliesen, gedämpft und langsam zunächst, dann trillerten sie schneller, höher. Zwei weitere gekrönte Priester kamen aus dem Wandelgang. Zwischen ihnen trippelte ein Mädchen, das rabenschwarze Haar in festen Zöpfen auf den schmalen Kopf gesteckt, ganz in pures Weiß gewandet. Am Kreis entkleideten die beiden Priester sie, und sie trat, ohne sich ihrer Blöße zu schämen, in den Kreis. Beim Anblick der Gestalt Dagoths leuchteten ihre Augen in höchster Verzückung auf, und sie blieb vor dem Kopf des Gottes stehen. Taramis und Xanteres stellten sich links und rechts neben das Mädchen.
    »Aniya«, sagte Taramis. Widerwillig riß das nackte Mädchen den Blick von dem Schlafenden Gott. »Du wurdest als die Reinste erwählt.«
    »Diese Armselige fühlt sich zuhöchst geehrt«, wisperte das Mädchen.
    »Bei deiner Geburt wurdest du dem Schlafenden Gott geweiht. Bist du bereit, ihm willig zu dienen?« Natürlich kannte Taramis die Antwort, ehe die Ekstase des Mädchens noch wuchs. Die Prinzessin mit den grausamen Augen hatte alles lange und sorgfältig vorbereitet.
    »Diese Armselige fleht aus tiefer Seele, ihm dienen zu dürfen«, antwortete das Mädchen mit sanfter und doch eifriger Stimme.
    Die Flöten schrillten nun heftig.
    »O großer Dagoth«, rief Taramis. »Nimm dieses unser Opfer und unser Gelübde gnädig an. Empfang die erste Salbung vor der Nacht deiner Wiederkehr.«
    Sein Gesicht immer noch ein Bild der Güte, faßten die Klauenfinger Xanteres' Aniyas Haar und drückten das Mädchen über den Kopf der Alabastergestalt, dann zog er ihren Kopf zurück, daß ihr Hals straff gespannt war. Aus seinem Gewand holte er einen Dolch mit vergoldeter Klinge, und der vergoldete Stahl schnitt kraftvoll in den makellosen Hals. Blut quoll über das Gesicht des Gottes.
    »O großer Dagoth«, rief Taramis, »deine Diener salben dich!«
    »O großer Dagoth«, echoten die Priester, »deine Diener salben dich!«
    Taramis sank auf die Knie und neigte den Kopf zu dem Marmor. Ganz in ihre eigene Andacht versunken, hörte sie das Rascheln der Gewänder nicht, als auch die Priester

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