Conan-Saga 24 - Conan der Zerstörer
Gedanken hatte auch Conan gehabt, doch als er sich nun abmühte, fragte er sich, ob er sich nicht getäuscht hatte. Die Metallplatte bewegte sich nicht im geringsten. Da kauerte Bombatta sich neben ihn und legte beide Hände um einen Dämonenschädel. Conan nahm seine Finger zurück und schob sie zu den anderen in den Dämonenrachen und verdoppelte seine Anstrengung. Die Sehnen am Hals und den Oberschenkeln hoben sich ab, seine Muskeln quollen, Silberpünktchen tanzten vor seinen Augen – und da rückte die Eisenplatte eine Handbreit hoch. Mit vereinter Kraft gelang es den beiden Riesen, die Tür über den Kopf zu heben und zu halten.
»Hinein!« krächzte Conan. »Schnell!«
Die anderen zwängten sich an den zwei Männern vorbei, dann ließ Bombatta seinen Dämonenkopf los und folgte ihnen. Conans Muskeln zitterten unter der Anstrengung, die ungeheuerlich schwere Tür allein hochzuhalten, aber er zögerte. Wenn er sie losließe, würde sie herabsausen, und so sehr er sich auf der anderen Seite auch umschaute, da war nirgendwo ein offener Dämonenrachen, ein Griff oder sonst etwas, womit die Tür gehoben werden konnte. Schnappte sie zu, säßen sie in der Falle. Doch wenn er keine Möglichkeit fand, etwas dazwischenzuklemmen, würde er sie fallen lassen müssen.
Überlegend vor sich hinmurmelnd, trat Akiro an die Wand neben der Tür, wo ein Bronzestab mit großem Knauf – in den das offenbar allgegenwärtige offene Auge geprägt war – herausragte. Er legte eine Hand auf den Knauf, drückte, und der Stab drang tiefer in die Wand.
Conan blinzelte. Das Gewicht der Tür war kaum noch zu spüren. Er nahm eine Hand zurück. Die Tür verharrte in ihrer Höhe. Brummelnd trat er unter ihr hervor.
»Ich danke dir«, sagte er zu Akiro. »Aber eigentlich hättest du die Tür gleich auf diese Weise öffnen können.«
»Gewiß«, erwiderte Akiro milde, »doch sagtest du nicht, ich sollte warten, bis ich gebeten werde? Und da das ...«
»Wo sind die anderen?« unterbrach ihn Conan.
Akiros Fackel erhellte ein Stück des vor ihnen liegenden schmalen Ganges, aber niemand war zu sehen, nicht einmal das Licht der anderen Fackeln. Fluchend rannte der Cimmerier den Gang entlang, und Akiro keuchend hinter ihm her. Der Korridor endete am Eingang zu einem großen, kreisrunden Gemach. Beide Männer kamen rutschend zum Halt und sahen sich erstaunt um. Die anderen waren bereits hier. Sie hielten ihre Fackeln hoch und schauten sich ebenfalls um.
Direkt gegenüber der Tür, durch die sie gekommen waren, ragte, aus schwarzem Stein gehauen, ein mannshoher, monströser Schädel mit spitzen Fängen und funkelnden Augen aus der Wand. Zwei weitere Türöffnungen, im gleichen Abstand von der ersten, führten aus dem Raum, oder vielmehr eine tat es. Die andere war mit Trümmerstücken, von denen viele auch in das Gemach gerollt waren, verstopft. Die Wände selbst waren mit Basreliefs verziert: vergoldete Fabeltiere mit Edelsteinen als Augen, die auf die Eindringlinge zu starren schienen. In regelmäßigen Abständen waren auch goldene Tafeln mit fremdartigen Schriftzügen in die Wand gelassen. Die niedrige Onyxkuppel war mit Brillanten und Saphiren besteckt, die im Fackelschein glitzerten, wie die Sterne am Nachthimmel.
Akiro eilte zu einer der goldenen Tafeln und fuhr die tiefgravierten Zeichen mit den Fingerspitzen nach, als könne er seinen Augen nicht glauben. »Das ist die gleiche Sprache wie auf der Säule!« rief er aufgeregt. »Und mehr davon als sonst irgendwo auf der Welt ist davon erhalten. Ich kann ... ja ich kann es lesen!« Langsam und stockend, während er die Zeichen nachfuhr, sprach er: »Am dreizehnten Tag der Letzten Schlacht zogen die Götter selbst in den Krieg, und die Berge erzitterten unter ihren Schritten ...«
Der rundliche Zauberer las weiter, doch Conan interessierte sich mehr für das, was Jehnna unter Bombattas wachsamem Blick tat. Sie als einzige hatte nicht auf den ungeheuren Reichtum in diesem Gemach geachtet. Nur dem schrecklichen Schädel aus schwarzem Stein hatte ihr Blick gegolten und galt ihm jetzt noch. Nun stand sie unmittelbar davor. Um ihre Füße war ein Kreis Runen in den Marmorboden gemeißelt, durchbrochen von einem fünfzackigen Stern mit geraden Strichen von Spitze zu Spitze.
Unwillkürlich sog Conan den Atem ein. Er kannte dieses Symbol, hatte unliebsame Erfahrung damit gemacht. Es war ein Drudenfuß, ein magisches Zeichen. Er wollte die Hand heben, um Jehnna zurückzuziehen, aber er dachte
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