Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
stieß zu.
Conan sprang zur Seite, und die
Klinge des andern schnellte an ihm vorbei und erschütterte ein mit Kleinoden
vollbeladenes Schränkchen. Flink wie eine Schlange wandte Emilio sich ihm
erneut zu, aber der Cimmerier brachte die Schatzkästen zwischen sich und ihn.
»Was redest du da für einen
Unsinn daher?« fragte er. »Ich sehe einen Mann vor mir, keinen Schatten.«
Emilio lachte hohl. »Mir wurde
befohlen, alle zu töten, die nachts diesen Turm betreten, aber davon, daß ich
nicht reden durfte, wurde nichts gesagt.« Er versuchte, an Conan heranzukommen,
doch der Cimmerier wich in die entgegengesetzte Richtung aus und hielt sich
hinter einem lackierten Schränkchen. »Man erwischte mich hier in diesem Raum,
als ich das Halsband bereits in den Händen hielt. So nahe kam ich meinem Ziel!
Da stieß man mir einen Dolch in die Brust. Ich mußte zusehen, wie mein Herzblut
in eine Schale floß, Cimmerier.«
»Crom!« fluchte Conan, und sein
Griff um das Schwert verstärkte sich. Einen Freund zu töten, war schlimm,
selbst wenn der unter einem Zauber stand und gegen seinen Willen töten mußte,
aber ihm ein Ende zu machen, war immerhin noch besser, als durch ihn zu
sterben.
»Jhandar, den sie Großmeister
nennen, nahm mir das Leben«, fuhr Emilio fort, ohne in seiner Verfolgung
innezuhalten, aber auch ohne den Schritt zu beschleunigen. »Nachdem er es mir
geraubt hatte, zwang er einen Teil davon wieder in diesen Körper, der zuvor
mein war.« Sein Gesicht verzerrte sich. »Und diese Kreatur, die einst Emilio,
der Corinthier, war, muß gehorchen. Muß – gehorchen.«
Plötzlich schoß Emilios Fuß vor
und stieß das lackierte Schränkchen um. Es kippte auf den jungen Cimmerier zu.
Conan sprang zurück, und Emilio griff an. Seine Stiefel zertraten das kunstvoll
bearbeitete Holz und verstreuten wertvolle Steine.
Conans Klinge zuckte hoch, und
Funken sprühten, als sie mit der herabsausenden des anderen zusammentraf. Der
Dolch zielte auf Conans Rippen, doch schon lag des Cimmeriers mächtige
Prankenhand um das Handgelenk des ehemaligen Freundes. In tödlicher Umarmung,
Brust an Brust, stolperten die beiden auf den Balkon. Conans Knie stieß in
Emilios Leib, doch der lebende Tote schnappte nur nach Luft. Conan ging das
Wagnis ein, die Hand des andern loszulassen, und schlug ihm den Schwertgriff
ins Gesicht. Nun wich Emilio zurück. Conans Klinge durchschnitt das Wams des
früheren Freundes, und wieder sprang Emilio zurück. Seine Oberschenkel prallten
gegen die niedrige Brüstung, und einen Augenblick fuchtelte er mit den Armen, um
sein Gleichgewicht zu halten, und dann war er ohne einen Laut verschwunden. Von
unten klang ein unangenehmes Aufplatschen herauf.
Schwer schluckend trat Conan an
die Brüstung und schaute hinunter auf den schattenbewegten Boden. Er vermochte
keine Einzelheiten zu erkennen, aber er glaubte nicht, daß Emilio den Sturz
überlebt hatte – falls er doch noch gelebt haben sollte, ehe er fiel. Es war
schlimm, einen Freund zu töten, so notwendig es auch war. Es konnte kein Glück
bringen.
Er steckte sein Schwert in die
Scheide zurück und rannte die Treppe hinunter. Am Türbogen hielt er an. Emilios
Leiche lag davor. Sein Sturz hatte die Falle ausgelöst. Das ganze Stück vom
Eingang zum Marmorweg war mit unterarmlangen Metalldornen gespickt. Vier davon
hatten den Corinthier aufgespießt.
»Trink einen Schluck aus dem
Höllenhorn auf mich«, murmelte Conan zum Abschied.
Doch es gab immer noch Akeba,
den er treffen mußte, und hier war auch nicht der richtige Ort, den alten
Freund zu beklagen. Schnell schritt er zwischen den Metalldornen hindurch und
rannte zu ihrem Treffpunkt, dem höchsten Turm der Festung, dessen goldenes
Kuppeldach selbst im Mondlicht gut zu sehen war.
Plötzlich durchbohrte der
gellende Schrei einer Frau die nächtliche Stille – und wurde genauso plötzlich
abgewürgt. Fluchend zog Conan das Schwert und hastete weiter. Der Schrei war
aus der Richtung des Treffpunkts gekommen.
Tief in der Festung schlug ein
Gong Alarm, dann ein zweiter und dritter. Ferne Rufe erschallten, und Fackeln
wurden angezündet.
Conan raste in die Schatten am
Fuß des Turmes und blieb verblüfft stehen. Akeba war bereits da und hielt eine
schlanke, schwarzhäutige Schönheit in Safrangewand mit einem Arm an sich
gedrückt, während er die andere Hand auf ihren Mund preßte. Große, dunkle Augen
funkelten ihn über seinen Fingern wütend an.
»Das ist deine Tochter?« fragte
Conan.
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