Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
kleines
Lächeln, blickte ihn jedoch immer noch nicht direkt an. Sie hatte genau die
beabsichtigte Wirkung erzielt.
Er ist kein häßlicher Mann,
dieser Jhandar, dachte sie. Allerdings verunstaltete der kahlgeschorene Schädel
ihn ein wenig, und seine Ohren verliehen ihm ein unangenehm tierisches
Aussehen.
Nun blickte sie ihm zum
erstenmal voll ins Gesicht, benetzte vorsichtig die Lippen, während ihre Augen
fast zärtlich zu seinen wanderten. Am liebsten hätte sie laut gekichert, als
sie bemerkte, wie sein Atem schneller kam. Männer waren so leicht zu
beeinflussen. Außer vielleicht der Barbar. Hastig schob sie diesen Gedanken zur
Seite. Sorgsam bemühte sie sich um einen sinnlichen Tonfall.
»Ihr wolltet mich sprechen …
Jhandar, so heißt Ihr doch, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete er langsam.
Sichtlich kämpfte er um seine Beherrschung. Sein Atem kam immer noch schnell,
aber nach seinen Augen zu schließen, hatte er sich wieder in der Hand. »Hat die
Halskette Euch Freude bereitet, Davinia?«
»Halskette?«
»Die mit den Rubinen, die mir
vergangene Nacht gestohlen wurde.«
Seine Stimme klang ruhig, so im
Plauderton, daß sie einen Augenblick brauchte, bis ihr die Bedeutung seiner
Worte klar wurde. Schock durchfuhr sie. Sie fragte sich, ob ihre Augen ihn
verrieten. Das Halsband! Wie dumm sie gewesen war, daß sie nicht sofort daran
gedacht hatte, als Renda diesen Mann anmeldete! Daran war dieser verflixte
Barbar schuld. Sie schien offenbar kaum noch an etwas anderes als ihn denken zu
können.
»Ich habe keine Ahnung, wovon
Ihr sprecht«, erwiderte sie und staunte selbst, wie ruhig ihre Stimme klang.
Innerlich jedoch zitterte sie.
»Ich frage mich, was Mundara
Khan sagen wird, wenn er erfährt, daß Ihr eine gestohlene Halskette besitzt.
Vielleicht wird er sich, möglicherweise unter Gewaltanwendung, erkundigen, wer
seiner Konkubine ein solches Geschenk machte.«
»Ich habe dafür bezahlt …« Sie
biß sich auf die Zunge. Er hatte sie verwirrt. Das durfte nicht passieren! Sie
war es, die Männer aus der Fassung brachte.
»Ich weiß, daß Emilio Euer
Geliebter war«, sagte Jhandar ruhig. »Hat Conan auch hier seinen Platz
eingenommen?«
»Was wollt Ihr?« wisperte sie.
Verzweifelt wünschte sie sich ein Wunder, das sie retten und ihn von hier
fortbringen würde.
»Nur eine kleine Auskunft«, antwortete
er. »Wo finde ich diesen Barbaren namens Conan?«
»Ich weiß es nicht«, log sie
automatisch. Das Eingeständnis, das ihr entrutscht war, war bereits zuviel.
»Wie bedauerlich.« Bei seinen
Worten rann ein Schauder über ihren Rücken. »Wie außerordentlich bedauerlich.«
Davinia überlegte, wie sie ihn
ablenken könnte, doch immer wieder hallten die Worte ›wie außerordentlich
bedauerlich‹ durch ihren Kopf.
»Ihr könnt das Halsband
behalten«, sagte er plötzlich.
Sie starrte ihn erstaunt an. Er
hatte sich noch nicht völlig unter Kontrolle, wie sie jetzt sah. Immer wieder
benetzte er die trockenen Lippen, und sein Blick hing an ihr, wie der eines
Verdurstenden in der Wüste an einer Oase. »Danke. Ich …«
»Tragt es für mich.«
»Selbstverständlich.« Sie hatte
immer noch eine Chance.
Sie verließ das Gemach so
majestätisch, wie sie es betreten hatte. Aber kaum war sie auf dem Gang, ehe
die Sklaven die Tür hinter ihr geschlossen hatten, rannte sie los – obwohl eine
vornehme Konkubine sich immer beherrscht geben mußte.
Renda, die die Kissen auf
Davinias Bett aufschüttelte, zuckte zusammen, als ihre Gebieterin ins Gemach
schoß. »Herrin, habt Ihr mich erschreckt!« stöhnte sie.
»Sag mir, was du von diesem
Jhandar weißt!« Davinia keuchte, während sie sich auf die Knie fallen ließ und
in ihrer Schmuckschatulle zu kramen begann. »Schnell! Beeil dich!«
»Da ist wenig bekannt, Herrin«,
erwiderte die mollige Leibmagd zögernd. »Der Kult …«
»Nicht das, Renda!« Davinia
verstreute Schmuckstücke auf dem Boden, bis sie endlich das gestohlene Halsband
in der Hand hielt. Unwillkürlich atmete sie erleichtert auf. »Mitra sei Dank!
Sag mir, was die Diener und Sklaven wissen und was ihre Herren erst ein halbes
Jahr später erfahren werden. Sag es mir!«
»Herrin, was hat er …« Unter
Davinias funkelndem Blick hielt sie inne. »Jhandar ist ein mächtiger Mann in
Turan, Herrin, so raunen zumindest die Diener. Und er soll von Tag zu Tag noch
mächtiger werden. Manche sagen, es sei von ihm ausgegangen, daß die Armee
verstärkt wurde, indem er nämlich bestimmte Männer
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