Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
zahllose Gänge zu führen. Aber Conan war
sicher, daß er seinen Weg auch ohne ihn hätte finden können. Seine Hände
konnten es nicht erwarten, den glatten Satin von Synelles Haut zu berühren.
Mit
einer tiefen Verbeugung öffnete der Sklave ihm die Tür zu Synelles Gemach. Die
hellhäutige Schöne stand mit einer Hand am alabasternen Hals. Die dunklen Augen
schienen das von seidenen Wellen platinfarbenen Haares umrahmte Gesicht ganz zu
füllen. Durchsichtige Seide bedeckte die betörenden elfenbeinfarbenen Formen,
ohne sie zu verbergen.
»Laß
uns allein, Scipio«, befahl sie mit leicht zitternder Stimme.
Conan
bemerkte gar nicht, daß der Sklave die Tür hinter sich schloß. Der Atem steckte
ihm schwer in der Kehle, die Nägel krallten sich in die schwieligen Hände. Noch
nie hatte er eine Frau genommen, die es nicht selbst wollte, doch hier, das
wußte er, würde er sich nicht beherrschen können. Eine Geste von ihr, ein Wort,
das als Aufforderung aufgefaßt werden könnte, würde genügen. Ein heftiger Kampf
tobte in ihm, unzügelbares Verlangen kämpfte mit seinem festen Willen. Zum
erstenmal in seinem Leben fühlte er, daß sein Wille sich zu beugen begann.
»Ich
rief Euch zu mir, Barbar«, begann sie. Sie schluckte und versuchte es noch
einmal. »Ich befahl Euch zu mir …«
Ihre
Stimme erstarb, als er auf sie zueilte. Sanfte legte er die Hände auf ihre
Schulter. Sie ahnte nicht, wie schwer es ihm fiel, ihr nicht dieses
durchsichtige, ihn geradezu auffordernde Gewand vom Leib zu reißen. Als er in
ihr hochblickendes Gesicht schaute, las er Furcht und Verlangen. Ihre
schmelzenden Augen schienen bodenlose Seen zu sein, in denen er sich für immer
verlieren könnte. Und seine glichen blauen Flammen.
»Fürchte
dich nicht vor mir«, bat er heiser. »Ich würde dir nie weh tun.«
Sie
schmiegte eine Wange an seine Brust und preßte den vollen Busen an ihn. Ein
Lächeln, das er nicht zu sehen vermochte, huschte über ihre Züge. Es milderte
die Furcht in ihren Augen, ohne sie jedoch ganz zu vertreiben. »Du bist mein«,
flüsterte sie.
»Als
ich dich zum erstenmal küßte«, sagte Conan keuchend, »verlangte es dich nach
mir, so, wie ich dich jetzt begehre. Ich wußte, daß ich es mir nicht bloß
eingebildet hatte.«
»Komm«,
murmelte sie und griff nach seiner Hand. »Mein Bett ist hinter jener Bogentür.
Ich lasse Wein bringen und Früchte, in Eis aus den Bergen gehüllt.«
»Nein!«
knurrte er. »Ich kann nicht so lange warten.« Seine Hand schloß sich um die
dünne Seide und riß das Gewand von ihrer vollerblühten Schönheit. Ohne auf ihre
Proteste, daß Diener eintreten könnten, zu achten, zog er sie zu Boden. Ihre
Proteste endeten schnell.
12.
Die
Sonne näherte sich wieder dem Mittag, als Conan Synelles Haus verließ. Er
machte sich Gedanken über die rasend, schier unbemerkt vergangenen Stunden. So
sehr hatte sie ihn beschäftigt, daß er nicht auf die Zeit geachtet hatte. Hätte
sie ihr Bett nicht verlassen gehabt, als er erwachte, wäre er wahrscheinlich
immer noch dort. Einen Tag und eine Nacht hatten sie miteinander verbracht und
dabei kaum geschlafen, doch immer noch brannte ein heftiges Verlangen nach ihr
in ihm, das himmelhoch aufloderte, wenn er an sie dachte. Nur sein
Pflichtgefühl gegenüber seiner Kompanie und ihre Abwesenheit hatten ihn sich
überwinden lassen, sich anzuziehen und zu gehen.
Benommen
schritt er durch die belebten Straßen, als wären sie leer, und er sah nichts
als die Frau, die ihn mit ihrem Körper in Bann geschlagen hatte. Kaufleute in
wallenden Kapuzengewändern und Freudenmädchen in nicht viel mehr als
vergoldeten Gürteln und klingelnden Reifen wichen ihm hastig aus, um nicht von
ihm zertrampelt zu werden. Edle in kostbarem Satin und langbärtige Weise
vergaßen ihre Würde und sprangen zur Seite, als sie bestürzt erkannten, daß er
seinem Weg blindlings folgte. Er hörte die Verwünschungen, die ihm folgten,
aber die Flüche aus Dutzenden von Kehlen sagten ihm nichts. Für ihn war es ein
sinnloses Gebrabbel, das nichts mit ihm zu tun hatte.
Plötzlich
rempelte ein Mann, der nicht ausgewichen war, gegen Conans Brust, und der
Cimmerier starrte plötzlich, als die Erinnerung an Synelles seidene Schenkel
ein wenig verblaßte, ohne ganz zu schwinden, in ein entrüstetes Gesicht. Der
Mann war nicht älter als er, aber sein Wams aus blauem Brokat mit gelber
Stickerei, die goldene Kette um den Hals, der kleine modische Bart, der
Pomander in der Hand,
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