Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
fast kraftlos aus ihrem eigenen
Bett kroch, nachdem der Barbar endlich eingeschlafen war, und wie sie sich
einem Dieb gleich davongestohlen hatte, nur um ihn nicht zu wecken – um dieses
Verlangen nicht aufs neue zu wecken, das in ihm entflammte, wann immer sein
Blick sie berührte. Sie hatte auf dem Fußboden ihres Geheimgemachs geschlafen,
zusammengekauert auf dem harten Marmor, ohne auch nur die dünnste Matte, wie
selbst ihre Sklaven sie hatten, bloß mit ihrem Umhang als Decke, zu erschöpft,
um zu denken oder zu träumen. Erinnere dich daran! befahl sie sich, und nicht
an die Lust, die selbst in der Erinnerung noch mit glühenden Fühlern nach ihr
tastete.
Ein
schluchzender Schrei entrang sich ihrer Kehle. Sie taumelte auf die Füße und
rannte in dem Gemach hin und her. Ihr Blick fiel auf die Silberplatte, auf der
der geschmolzene Talg bereits wieder hart wurde, auf die Asche von Blut und
Haar, die darauf lag. Der Zauber war verändert. Sie würde nicht noch einmal
eine Nacht erleben, in der sie nicht mehr als ein Staubkörnchen im Wirbelwind
der Leidenschaft des Barbaren war. Er gehörte weiterhin ihr, er würde sie
weiterhin zur höchsten Lust führen, aber seine eigene würde lenkbarer sein –
lenkbar durch sie.
Warum
habe ich mich so lange davor gefürchtet? fragte sie sich. Wenn man es recht
bedachte, war es etwas Wundervolles. Man muß die Männer nur unter Kontrolle
haben, dann nutzten ihnen ihre Kraft und Macht nichts.
Das
war es, was die Frauen nicht gelernt hatten, was aber ihr gerade bewußt
geworden war. Wenn sich Frauen nicht von Männern lenken lassen wollten, mußten
sie die Männer lenken. Sie hatte immer Macht ersehnt. Wie seltsam und
wunderbar, daß diese Macht auch der Schlüssel zur Sicherheit in diesem Fall
war!
Ein
Klopfen an der Tür riß sie aus ihren Überlegungen. Wer wagte es, sie hier zu
stören? Wieder klopfte es, fordernder diesmal. Mit einer Hand hielt sie den
Umhang über dem Busen zusammen, mit der anderen riß sie die Tür auf, um jedem,
der sie hier zu belästigen wagte, anzudrohen, daß ihm die Haut bei lebendigem
Leibe abgezogen würde.
Statt
dessen entfuhr ihr jedoch ein überraschtes »Du?«
»Ja,
ich«, sagte Taramenon, seine Wut kaum beherrschend. »Ich wollte gestern abend
zu dir, aber du warst – beschäftigt.«
Sanft
legte sie eine Hand auf seine Brust und schob ihn zurück – wie leicht sie ihn
bewegen konnte, selbst in seinem Grimm –, und schloß die Tür fest hinter sich.
Kein Mann, auch er nicht, durfte ihr Geheimgemach betreten. »Es ist gut, daß du
hier bist«, sagte sie, als hätte sie die Anklage in seiner Stimme nicht
bemerkt. »Wir haben einiges zu besprechen. Wir müssen eine Frau finden …«
»Du
warst mit ihm zusammen!« knirschte der Edle. »Du hast diesem Barbarenschwein
gegeben, was du mir versprochen hattest!«
Synelle
richtete sich zur vollen Größe auf, und ihre eisige Wut traf ihn wie ein Dolch.
»Was immer ich gab, war mein zu geben. Was immer ich tat, war mein Recht
zu tun. Keinem steht es zu, mir etwas vorzuschreiben!«
»Ich
werde ihn umbringen!« stöhnte Taramenon voll Seelenqual. »Wie einen räudigen
Hund werde ich ihn töten!«
»Du
wirst töten, wen ich dir zu töten befehle und wann ich es befehle.« Synelles
Ton wurde sanfter. Der Schock hatte den Grimm aus Taramenons Gesicht
vertrieben. Sie hatte noch Verwendung für den Mann, und sie wußte schon lange,
wie sie ihn lenken konnte, ohne daß sie Zauber dazu brauchte. »Der Barbar wird
noch eine Weile von Nutzen sein. Später darfst du ihn töten, wenn du möchtest.«
Das
letzte war ihr gerade eingefallen. Conan war ein wundervoller Liebhaber, aber
weshalb sich auf einen beschränken? Männer gaben sich ja auch nicht mit einer
Frau zufrieden. Doch der junge Riese würde immer einen besonderen Platz in
ihrem Herzen haben, weil er ihr den Weg zu ungeahnten Freuden geöffnet hatte.
War sie erst Königin von Ophir, sollte ein prächtiges Mausoleum für ihn
errichtet werden.
»Ich
habe den Banditen gefunden, den du wolltest«, brummte Taramenon mürrisch. »Oder
vielmehr eine Banditin.«
Synelle
hob die Brauen. »Eine Frau? Eine eiskalte Hure zweifellos, mit
strähnigem Haar und bohrendem Blick!«
»Sie
ist«, entgegnete er, »die schönste Frau, die ich je gesehen habe.«
Innerlich
zuckte Synelle zusammen, und ihr Gesicht entspannte sich. Warum hatte dieser
Narr sich ihr mit seiner Anwesenheit aufgedrängt, ehe ihre Leibmägde sie hatten
anziehen und hübschmachen
Weitere Kostenlose Bücher