Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
gefürchtet, es noch
einmal zu versuchen, nicht zuletzt wegen der Blicke, mit der man sie bedacht
hatte, und dem Raunen von Zauberei in ihrer Burg von Asmark, das ihr gefolgt
war. Um den Verdacht von sich abzulenken, hatte sie eine alte Frau der Hexerei
beschuldigt – eine Küchenmagd, die aussah, wie man sich eine Hexe vorstellte –
und sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen. Aus diesem frühen Fehler
hatte Synelle Vorsicht gelernt.
Langsam
erloschen die Kerzen in ihrer Lache schwarzen Talges, und Synelle ließ die
Hände fallen. Zum erstenmal seit Stunden atmete sie leichter. Die aufgemalten
Zeichen auf der Platte, das Haar, alles war Asche. Ein grausames Lächeln
spielte über ihre Züge. Nun brauchte sie sich vor ihrem eigenen Verlangen nicht
mehr zu fürchten. Der Barbar gehörte jetzt ihr, und sie konnte mit ihm tun, was
sie nur wollte!
11.
Conans
Haut kribbelte, als er den staubigen Hof des Hauses überquerte, in dem seine
Kompanie untergebracht war. Die Härchen auf seinen Armen und dem Nacken
schienen ein eigenes Leben entwickelt zu haben. Trotz der wärmenden Strahlen
der hellen Vormittagssonne war ihm, als umhülle ihn eisige Luft. Seit er
aufgewacht war, erfüllte ihn dieses seltsame Gefühl, und er konnte sich nicht
erklären weshalb.
Furcht
als Ursache wies der Cimmerier weit von sich. Er kannte seine Ängste und hatte
sie fest im Griff. Keine Furcht konnte sich auf diese eigenartige Weise
bemerkbar machen, nicht bei ihm, der in den Jahren, da die Furcht nach ihm zu
greifen versuchte, sich allem möglichen gestellt hatte, vor dem andere sich ängstlich
verkrochen hätten. Was die Statuette betraf, ja selbst Al’Kiir selbst – nun, es
war nicht das erstemal, daß er es sowohl mit Dämonen und Zauberern zu tun
hatte, als auch mit allen Arten von Ungeheuern, von gigantischen,
menschenfressenden Würmern über riesige Spinnen, von deren Fühlern, die selbst
die stärkste Rüstung zu durchdringen vermochten, Gift troff, bis zu Drachen mit
undurchdringlichem Schuppenpanzer und feurigem Atem. Sie alle hatte er besiegt,
und wenn er sie sich auch nicht als Gegner wünschte, fürchtete er sie doch
nicht.
»Cimmerier!«
rief Narus. »Komm, hol dir einen Umhang.«
»Später!«
rief Conan zurück zu dem Ausgemergelten, der mit anderen der Kompanie in den
gewaltigen Deckenhaufen und Bündeln wühlte, die heute mit Karren herbeigeschafft
worden waren.
Endlich
hatte Synelle sich um die Bedürfnisse der Freien Kompanie gekümmert, die sie in
ihre Dienste genommen hatte. Scharlachrote, lange Wollumhänge waren im Hof
aufgestapelt worden, ebenso frische Matratzen und dicke Wolldecken, und obendrein
aquilonische Kniestiefel aus weichem schwarzen Leder, kleine Spiegel aus
poliertem Metall von Zingara, scharfe Rasiermesser aus Corinthien und
unzähliges andere, was Soldaten eben brauchten, aus Dutzenden von Ländern. Und
dazu ein Sack voll Goldmünzen als ersten Sold.
Die
Söldner hatten gleich am Morgen ein Freudenfest veranstaltet, und Fabio hatte
Julia hin und her gehetzt. Sie hatte Säcke voll Rüben und Erbsen geschleppt,
riesige Stücke Rindfleisch, ganze geschlachtete Lämmer, und Fässer voll Wein und
Bier zur Küche gerollt.
Conan
fand Fabio am ausgetrockneten Brunnen. Der dicke Koch wischte sich mit einem
alten Lappen den Schweiß vom Gesicht. »Conan, diese faule Maid, die du mir da
angehängt hast, ist davongelaufen und hat sich irgendwo verkrochen. Schau doch
selbst, nicht ein Viertel des Hofes hat sie gefegt. Behauptet, sie sei eine
Lady! Hol Erlik sie, wenn das stimmt. Keifen tut sie jedenfalls wie ein
Fischweib. Hat mir in meiner eigenen Küche einen Besen auf den Kopf gehauen und
mich mit schlimmeren Flüchen überschüttet, als ich sie je von einem Mann der
Kompanie hörte.«
Conan
schüttelte gereizt den Kopf. Er war jetzt wahrhaftig nicht in der Stimmung,
sich die Klagen des Mannes anzuhören, solange ihm war, als krabbelten Ameisen
über seinen ganzen Körper. »Wenn du den Hof gekehrt haben willst«, knurrte er,
»dann kümmere dich selbst darum!«
Fabio
starrte ihm mit offenem Mund nach, als der Cimmerier weiterging.
Conan
kratzte sich am Kopf. Was war nur mit ihm los? Könnte es sein, daß diese
verfluchte Bronzefigur, das Böse, das Julia in ihr zu spüren behauptete, aus
ihrem Versteck unter dem Boden so auf ihn einwirkte, während er schlief?
»Cimmerier!«
rief Boros, der gerade aus dem Haus kam. »Ich habe dich überall gesucht!«
»Warum?«
knurrte Conan,
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