Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Diebstahl arbeitete, den sie geplant hatte. Und er hatte
sich geschworen, ihr zuvorzukommen! Wenn er nicht bald etwas hörte …
Er verzog das Gesicht, hob den
Krug und leerte ihn. Als er ihn wieder abstellte, stand ein großer hagerer Mann
an seinem Tisch. Er trug einen teuren khauranischen Umhang, schwarz mit
Goldborte, den er zusammenhielt, als würde er so weniger von ihm erkennen lassen.
»Was wollt Ihr, Baratses?«
brummte Conan. »Ich behalte die zwei Goldstücke für den Versuch, und Ihr
solltet dankbar sein, daß ich nicht mehr verlange.«
»Habt Ihr ein Ge… ich meine,
eine Kammer in dieser … Schenke?« Mißtrauisch schweiften des Gewürzhändlers
schwarze Augen über die Gäste, als befürchtete er, jeden Augenblick überfallen
zu werden. »Ich möchte mich ungestört mit Euch unterhalten.«
Conan schüttelte belustigt den
Kopf. Der Narr hatte diesen Umhang offenbar gewählt, weil er glaubte, damit
nicht aufzufallen. Dabei sah ihm jeder aus weiter Entfernung an, daß er nicht
in die Wüste gehörte. Ganz sicher war sein Kommen bemerkt worden, und nun
warteten Taschendiebe und Räuber auf der Straße, bis er die Schenke wieder
verließ. Und ausgerechnet hier, wo er vor einem Überfall sicher war,
befürchtete er einen.
»Kommt«, forderte Conan ihn auf
und ging ihm die wacklige Treppe voraus zu seiner Kammer. Sie war nicht viel
mehr als ein Verschlag mit einem schmalen Fenster, dessen Laden geschlossen
war, um wenigstens ein bißchen des Gestanks aus der Gasse fernzuhalten. Ein
breites, niedriges Bett, ein Tisch, von dem ein Bein zu kurz war, und ein
Hocker waren die ganze Ausstattung. Die geringe Habe des Cimmeriers – von
seinem alten Breitschwert abgesehen, das er immer bei sich trug – hing an Haken
an einer Wand.
Geringschätzig schaute Baratses
sich um. Verärgert knurrte Conan. »Ich kann mir keinen Palast leisten. Noch
nicht zumindest. Also, weshalb seid Ihr hier? Soll ich wieder etwas stehlen?
Aber diesmal müßt Ihr mir schon mehr bieten oder Euch einen andern suchen.«
»Ihr habt Euren letzten Auftrag
noch nicht ausgeführt, Cimmerier.« Obgleich die Tür geschlossen war, hielt er
den Umhang immer noch fest zusammen. »Ich habe den Rest des Goldes hier, doch
wo ist mein Kelch? Ich weiß, daß Samarides ihn nicht mehr hat.«
»Ich habe ihn leider auch
nicht«, entgegnete Conan bedauernd. »Jemand kam mir zuvor.« Er zögerte, aber
schließlich hatte der Mann sich für seine zwei Goldstücke zumindest eine
Erklärung verdient. »Ich habe gehört, daß der Kelch jetzt in Lady Zayellas
Besitz ist.«
»Also hat sie Euch mehr dafür
geboten als ich«, murmelte Baratses. »Ich hatte gehört, daß Ihr so etwas wie
Ehre besitzt, doch das stimmt offenbar nicht.«
Des Cimmeriers Augen wurden
eisig. »Schimpft mich nicht Lügner, Kaufmann. Jemand anderer stahl den Kelch.«
»Es ist stickig in dieser
winzigen Kammer«, sagte Baratses. »Mir ist warm.« Er nahm den Umhang von den
Schultern und schleuderte ihn nach hinten.
Sein Instinkt warnte Conan. Als
der Umhang zur Seite wirbelte, schnellte seine kräftige Hand vor und legte sich
um Baratses Handgelenk. So hielt er einen schwarzklingigen Karpashendolch eine
Handbreit vor seinem Bauch auf. »Narr!« knurrte der Cimmerier, und schon schoß
seine Rechte zum Kinnhaken vor.
Der Dolch entglitt den
kraftlosen Fingern und schlug dicht vor dem Kaufmann auf dem Boden auf.
Finster blickte Conan auf den
Bewußtlosen. Baratses hatte den Dolch in einer Hülle am Arm getragen. Er bückte
sich, um sie ihm abzunehmen, und warf sie samt dem Dolch auf den Umhang.
»Zumindest kannst du mich durch das mitgebrachte Gold für den Mordversuch
entschädigen«, brummte er.
Er löste den Beutel von des
Kaufmanns Gürtel und leerte ihn in seine Hand. Er enthielt jedoch kein Gold,
sondern bloß Silber und Kupfer. Conan verzog das Gesicht, als er das Geld
gezählt hatte. Insgesamt machte das Ganze nur drei Kupferstücke mehr als ein
Goldstück aus. Offenbar war sein Tod also bereits beschlossene Sache gewesen,
ob er den Kelch nun hatte oder nicht. Er warf die Münzen in den Beutel zurück
und legte ihn zu Dolch und Scheide.
Baratses kam stöhnend zu sich.
Conan packte ihn am Wams und zog
ihn auf die Füße. Er schüttelte ihn, bis er flatternd die Lider hob. Der
Kaufmann ächzte, als seine Zunge über zersplitterte Zähne fuhr.
»Ich habe den Kelch nicht«,
sagte Conan grimmig. Mühelos hob er den Kaufmann vom Boden, so daß seine Füße
in der Luft baumelten.
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