Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
schreckliche Laut
hinter ihnen leiser wurde, rührte Jondra sich auf seinen Armen. »Ich wollte sie
nicht in Gefahr bringen«, wisperte sie. Ihre Augen waren vor Grauen geweitet.
»Du wolltest die Bestie jagen«,
erinnerte er sie, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. Unter anderen Umständen
hätte er nach Überlebenden gesucht. Nun jedoch wollte er nichts anderes, als
Jondra fort von diesem grauenvollen Gemetzel zu bringen, zurück in die
verhältnismäßige Sicherheit des Lagers.
Jondra drückte sich fester gegen
seine breite Brust, als wäre sie ein Felsen im Sturm. »Telades hat sein Leben
für mich gegeben«, murmelte sie zitternd. »Das wollte ich wirklich nicht. O
Conan, was kann ich tun?«
Conan blieb kurz stehen, und sie
wich dem Blick aus den gletscherblauen Augen aus. »Diese Berge verlassen«,
sagte er barsch. »Kehr nach Shadizar zurück. Vergiß dieses Untier, aber nicht
die Männer, die deines Stolzes und deiner Torheit wegen sterben mußten.«
Ärger und Hochmut flammten in
ihr auf. Sie hob die Faust, doch dann ließ sie sie schlaff fallen, und Tränen
rannen ihr über die Wangen. »Das werde ich«, wimmerte sie. »Ich schwör es bei
allen Göttern!«
»Das wird zwar Telades’ Opfer
nicht ungeschehen machen«, sagte Conan, »aber zumindest bedeutet es, daß du
anerkennst, was er für dich tat.«
Verlegen berührte sie Conans
Wange. »Nie wollte ich, daß ein Mann über mich bestimmt, aber von dir wünsche
ich es mir fast …« Die kleinen weißen Zähne bissen in die volle Unterlippe,
und sie senkte die Augen. »Kommst du bitte mit mir nach Shadizar zurück?« sagte
sie weich und drehte sich so in seinen Armen, daß sein Blick auf ihre
entblößten Brüste fallen mußte.
»Vielleicht«, antwortete er
rauh. Er stapfte weiter und achtete auf den mit Rissen durchzogenen, unebenen
Boden unter seinen Füßen. Nur ein Tor würde einer Frau wie Jondra ihre Bitte
abschlagen. Und nur ein Tor würde gegen den Rat handeln, den er selbst gegeben
hatte. Aber Telades war ihm zum Freund geworden, und der Mann war nicht nur für
Jondra, sondern auch für ihn gestorben.
Ein Teil des Cimmeriers
Ehrenkodex verlangte, daß Telades’ Tod gerächt wurde, ein anderer dagegen, daß
er die beiden Frauen in Sicherheit brachte. Und letzteres schien im Augenblick
viel leichter zu schaffen sein als ersteres. Denn wie, fragte er sich, kann ein
Tier getötet werden, dem Stahl nichts anzuhaben vermochte? Bei diesen Gedanken
war es kein Wunder, daß er nicht auf Jondras Reize achtete.
17.
Tamira war die erste, die Conan
im Lager sah, als er mit der halbnackten Edlen auf den Armen zurückkehrte,
während die Sonne als blutige Scheibe knapp über den zerklüfteten Berggipfeln
stand. Die grazile Diebin stemmte die Fäuste in die Hüften und bedachte ihn mit
giftigen Blicken, als sie sah, wie Jondra sich an ihn klammerte. Da drehte die
Edle den Kopf, und ihr tränenüberströmtes Gesicht war zu sehen. Tamira öffnete
den Mund, dann eilte sie in das scharlachrote Zelt und kam mit einem Umhang
heraus.
Als Conan Jondra absetzte,
hüllte die zierliche Maid sie in die weiche blaue Wolle, und als er sie losließ,
sank die Edle auf die Knie. Sofort kniete Tamira sich neben sie, legte die Arme
um sie und funkelte zu Conan hoch.
»Was ist passiert?« fragte sie
heftig.
»Wir haben das Tier gefunden,
das sie jagen wollte. Sind von den anderen welche zurückgekehrt?«
Tamira schüttelte den Kopf, und
die dunklen Augen weiteten sich vor Angst noch mehr. »Nein, keine. Sie … wie
werden doch nicht alle tot sein?«
»Natürlich nicht«, antwortete
Conan. Es würde ihn zwar sehr überraschen, auch nur einen lebend wiederzusehen,
aber es war besser, das Mädchen nicht noch mehr zu verängstigen. »Kümmere dich
um sie«, bat er. »Sie hat den ganzen Rückweg geweint.«
»Kein Wunder«, entgegnete Tamira
hitzig, »wenn sie keine bessere Fürsorge als deine gehabt hat!« Wie eine Glucke
brachte sie die Edle zum Zelt. Und nun war es Conan, dessen Mund offenstand.
Er würde Frauen wohl nie
verstehen, sagte er sich. Nie. Da wurde ihm bewußt, daß die restlichen Jäger
sich um ihn geschart hatten und ihn besorgt anblickten. Sie warteten auf seine
Befehle, erkannte er staunend. Schnell verdrängte er alle Gedanken an Frauen.
»Sobald der Morgen graut, machen
wir uns auf den Rückweg nach Shadizar«, erklärte er. »Doch erst müssen wir
zusehen, daß uns bis dahin nichts zustößt. Niemand schläft heute nacht, außer er
will sich
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