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Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Titel: Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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tot, wußte er nicht. Tamira würde
hier bis zu seiner Rückkehr sicher sein. »Ich beeile mich«, versprach er ihr
und schlich in die Nacht.
     
    Tamira spähte aus dem Spalt hinaus.
Doch obwohl sie Augen wie eine Katze hatte, sah sie nichts. Conan war
verschwunden. Schmollend rückte sie tiefer in den Spalt.
    Sie war fast umgebracht worden,
hatte ihren Tod schon vor Augen gehabt, und er suchte nach ihr, wo doch
ein Blinder sehen müßte, daß sie den Trost seiner Umarmung brauchte! Aber waren
nicht alle Männer blind? Es war nicht gerecht, daß er ihr so viel bedeutete und
sie ihm so wenig. Früher hatte sie jeden Mann ganz ruhig und gelassen sehen
können. Früher – das schien ihr hundert Jahre zurückzuliegen –, ehe sie diesem
jungen cimmerischen Riesen erlaubt hatte … Selbst allein in der Finsternis
errötete sie bei diesem Gedanken.
    Nein, sie würde nicht mehr an
ihn denken, beschloß sie. Sie zog sich an den Rand des Spalts und versuchte
erneut, die Dunkelheit zu durchdringen. Es war genauso hoffnungslos, als wollte
man durch den Flügel eines Raben schauen. Ein kalter Wind pfiff durch die
Berge, und sie zog die Knie an, doch das half wenig, ihr wurde so richtig
bewußt, wie schlecht der kurze Kittel sie vor Kälte schützte.
    Wo war er
hinverschwunden? Jondra wollte er suchen, hatte er behauptet. Aber wie
beabsichtigte er, sie in dieser Dunkelheit zu finden? Lebte sie denn überhaupt
noch? Sie konnte gar nicht überlebt haben. Aber – die Eisentruhen mit Jondras
Geschmeide …
    Tamiras Augen leuchteten erfreut
auf, und sie biß sich in die Lippe, um nicht laut zu kichern. »Soll er doch
nach Jondra suchen«, flüsterte sie. »Wenn er zurückkehrt, wird er feststellen,
daß ich nicht mehr hier bin. Ich werde die Berge bis dahin bereits mit den
Rubinen verlassen haben.«
    Mit der Geschmeidigkeit einer
Katze rollte sie aus dem Spalt und kam auf die Füße. Der kalte Wind spielte mit
dem Saum ihres Kittels um die Schenkel. Da kam ihr in den Sinn, wie auffällig
das weiße Kleidungsstück in der Nacht sein mußte.
    »Schließlich kann ich nicht
nackt gehen«, sagte sie sich nach einigem Überlegen und preßte die Lippen
zusammen, weil sie laut geredet hatte, und das war hier wahrhaftig zu
gefährlich.
    Fast lautlos schlich sie mit
aller Geschicklichkeit ihrer Erfahrung als Diebin durch die Nacht. Was man in
Shadizar, in den Schenken der Wüste, auch über Conan sagte, sie war die
Größte als Dieb und Einbrecher!
    Ein Geräusch ließ sie
innehalten; es war ein Knirschen von Stiefeln auf Stein. Sie wünschte sich, sie
hätte ihre Dolche bei sich. Wer immer es ist, dachte sie verächtlich, er ist
tölpisch. Lautlos entfernte sie sich von dem ungeschickten Steinetreter – und
wurde unter übelriechenden Gewändern und ungewaschenem Fleisch begraben.
    Sie trat nach den fluchenden
Männern, die sich auf sie geworfen hatten, schlug nach ihnen, bis Finger ihre
Handgelenke wie Schraubstöcke festhielten. Hände betasteten sie. Sie sah ein
bärtiges Gesicht, hart und erbarmungslos, und einen erhobenen Tulwar. Ein
Schrei erstarb ihr in der Kehle. So viele Männer, um eine einzige Frau zu
töten! Es ist unfair, dachte sie stumpf. Eine Hand griff nach dem
Halsausschnitt ihres Kittels und riß das Kleidungsstück bis zur Taille auf.
    »Seht!« zischte eine Stimme. »Es
ist, wie ich sagte. Eine Frau, und sie ist jung.«
    Das harte Gesicht veränderte den
Ausdruck nicht. »Eine Frau aus dem Tiefland! Ein Gefäß der Lust und
Verruchtheit!«
    »Und wenn schon«, warf eine
dritte Stimme ein. »Vergiß Imallas Befehl nicht. Und denk an Walids Los, ehe du
sie mißachtest.« Der erbarmungslose Mann blinzelte bei diesen Worten und
runzelte die Stirn.
    »Bringt mich zu dem Imalla«,
keuchte Tamira. Sie wußte, daß Imallas unter den Stämmen als heilige Männer
galten. Und gewiß würde ein heiliger Mann sie beschützen.
    Das harte Gesicht verzog sich zu
einem boshaften Grinsen. »Erfüllen wir der Dirne ihren Wunsch. Vielleicht wird
sie es noch bedauern, daß sie nicht meine Klinge vorgezogen hat.« Und er begann
zu lachen.

18.
     
     
    Im ersten Grau der nahenden
Morgendämmerung lag Conan flach ausgestreckt auf einem schmalen Granitsims,
während unter ihm ein Zug Kezankier den schmalen Pfad zwischen steilen
Bergwänden entlangritt. Ihre Zahl war geschrumpft, trotzdem waren es noch zu
viele der Bärtigen für seinen Geschmack. Als der letzte Reiter außer Sichtweite
war, kletterte der Cimmerier vom Sims hinunter und rannte

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