Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
unbekleidet in ihrem Garten gelegen und hatte sich voll
Behagen gesonnt. Doch hier war es etwas anderes. Sie wußte ja nicht, ob sie
beobachtet wurde. Die Vernunft sagte ihr, daß in einem solchen Fall ihre
Nacktheit das geringste Problem wäre, aber die Vernunft kam nicht gegen ihre Scham
an. Es nützte wenig, daß sie einen Arm über den Busen legte, und so nahm sie
schließlich eine immer gebücktere Haltung an, und ihre eiligen Schritte wurden
schneller und unvorsichtiger.
Plötzlich gaben die Steine unter
ihren Füßen nach, sie fiel auf den Rücken und rutschte in einer Staubwolke in
die Tiefe. Verzweifelt suchte sie Halt zu finden, doch jeder Stein, nach dem
sie griff, brachte nur weitere ins Rollen. Als sie dachte, es könnte nicht
schlimmer werden, verlor sie den Boden ganz unter den Füßen und stürzte
senkrecht, bis ein heftiger Ruck ihren Fall endete. Die Geröllawine, die sie
ausgelöst hatte, endete jedoch nicht. Steine und Staub regneten auf sie herab.
Hastig schützte sie das Gesicht mit beiden Armen und versuchte, den Staub aus
dem Mund zu spucken. Wenn das hier erst vorbei war, würde sie mit blauen
Flecken übersät sein.
Endlich hörte der Steinhagel
auf, und jetzt erst sah Jondra, in welcher Lage sie sich befand. Sie hing mit
dem Kopf nach unten an der Felsnische, von der sie gedacht hatte, sie würde ihr
keine Schwierigkeiten bereiten. Das durch sie ausgelöste Geröll bildete unter
ihr einen Haufen, den sie gerade mit den Fingerspitzen erreichen konnte.
Verzweifelt schloß sie die Augen
und holte dreimal tief Luft. Es mußte einen Ausweg geben! Es war ihr immer noch
gelungen, alles zu erreichen, was sie wollte, und ganz sicher wollte sie hier
nicht wie ein geschlachteter Hammel aufgehängt sterben. Was sie hielt, war ein
zum V gespaltener Baumstumpf, nicht stärker als ihr Handgelenk, der ihren Knöchel
nicht freigab. Sie mußte versuchen, den Stumpf mit den Händen zu erreichen und
den Fuß zu befreien.
Bei ihrem ersten Versuch, sich
hochzukrümmen, durchzuckte sie ein heftiger, vom Knöchel ausgehender Schmerz,
und sie fiel keuchend zurück. Der Knöchel ist nicht gebrochen! sagte sie sich.
Er durfte nicht gebrochen sein! Sie wappnete sich gegen den Schmerz und
versuchte es erneut. Ihre Finger streiften den Baumstumpf jedoch nur. Noch mal,
befahl sie sich.
Da lenkte ein Geräusch ihre
Aufmerksamkeit auf den Tümpel. Sie erschrak zutiefst. Ein bärtiger Kezankier
stand dort in schmutzigem gelbem Kittel und nicht weniger schmutziger
Pluderhose. Er leckte sich die Lippen, und die stierenden schwarzen Augen
brannten vor Sinneslust. Während er seinen Kittel löste, rannte er auf sie zu.
Plötzlich war etwas wie ein scharfes Platschen zu hören, und der Kezankier sank
auf die Knie. Jondra blinzelte und sah den Pfeil, der aus seinem Hals ragte.
Wo war er abgeschossen worden?
Eine Bewegung auf einem Hügel zog ihren Blick an. Dreihundert Schritt entfernt,
schätzte die Jägerin in ihr, während der Rest ihres Ichs vor Erleichterung fast
geweint hätte. Welcher ihrer Jäger es auch war, sie würde ihm soviel Gold
geben, wie er nur tragen konnte.
Aber sie würde sich von niemandem,
am wenigsten von einem Mann in ihren Diensten, in dieser hilflosen Lage finden
lassen. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen. Es gelang ihr, einige Splitter von
dem Stumpf zu lösen, was sie mehrere Fingernägel kostete, aber zu befreien
vermochte sie sich nicht.
Vor Schrecken rang sie nach
Luft, als sie den Mann sah, der scheinbar bedächtig auf sie zukam. Das war kein
Kezankier, dieser hochgewachsene Bursche mit Pelzstulpen, glattem Gesicht und
grauen Augen. Sie kannte dieses Gesicht und den Namen, der dazu gehörte,
obgleich sie es gern sich selbst gegenüber geleugnet hätte. Eldran! Vergebens
versuchte sie, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken.
»Ihr!« fauchte sie.
»Verschwindet, und laßt mich allein!«
Ungeachtet ihrer Worte kam er
weiterhin näher. Er hatte die Hand um den Griff seines Breitschwerts gelegt und
den pelzgefütterten Umhang über die Schulter zurückgeworfen. Weder Bogen noch
Köcher waren zu sehen. Mit grimmiger Miene ruhten seine Augen auf ihr.
»Starrt mich nicht so an!«
schrie Jondra. »Verschwindet! Ich will Eure Hilfe nicht und brauche sie auch
nicht.«
Sie zuckte zusammen, als drei
Kezankier lautlos von Felsen hervorsprangen und säbelschwingend von hinten auf
den Brythunier zustürmten. Sie öffnete den Mund zum Warnschrei – und Eldran
wirbelte herum. Sein Breitschwert mit
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