Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Mann sehen, der ich bin, nicht
bloß als ihren Oberjäger.«
Conan horchte bei diesen Worten
auf. Er atmete tief aus und wählte seine eigenen sorgfältig. »Gehen wir
gemeinsam zu Jondra. Wir können sie nach Shadizar zurückbringen, Arvaneus, und
sie wird dir sehr dankbar sein.«
»Du lügst!« Das Gesicht des Jägers
verzog sich, als wäre er den Tränen nah. Seine Hände verkrampften sich um den
Speerschaft. »Du willst sie für dich! Aber du bist nicht einmal gut genug, ihre
Sandalen zu lecken!«
»Arvaneus, ich …«
Der Jäger stach nach ihm. Conan
schwang seinen Umhang hoch, und die Speerspitze verfing sich darin. Doch
Arvaneus riß sie schnell zurück, und Conan sah sich gezwungen zurückzuspringen,
als der glänzende Stahl erneut auf ihn zustieß. Wachsam, die Waffen bereit,
standen die Männer einander gegenüber.
»Arvaneus, das ist doch
unnötig!« Conan wollte den Mann nicht töten. Er mußte erfahren, wo Jondra war.
»Es ist nötig, daß du stirbst!«
keuchte der Geiergesichtige. Die Speerspitzen klirrten gegeneinander, als der
Cimmerier den Stoß des anderen abwehrte.
»Wir haben genug Feinde um uns«,
beschwor Conan ihn. »Wir sollten ihnen nicht auch noch die Arbeit abnehmen.«
»Stirb!« schrillte Arvaneus und
stürmte mit dem ausgestreckten Speer auf ihn ein.
Conan parierte, doch der Jäger
wich nicht zurück, sondern rannte geradewegs in des Cimmeriers Speerspitze.
Arvaneus entglitt die Waffe, trotzdem machte er einen weiteren Schritt
vorwärts, die zu Klauen gekrümmten Hände nach Conan ausgestreckt, und spießte
sich so noch weiter auf. Bestürzung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, und
er starrte hinab auf den hölzernen Schaft, der ihm aus der Brust ragte.
Der Cimmerier fing Arvaneus auf,
als er zusammenbrach, und legte ihn behutsam auf den steinigen Boden. »Wo ist
sie?« fragte er. »Hol Erlik dich! Wo ist Jondra?«
Gelächter schüttelte den
Wahnsinnigen. »Stirb, Barbar!« krächzte er. »Stirb!« Blut sprudelte aus seinem
Mund, er zuckte noch einmal und war tot.
Mit einem unterdrückten Fluch
stand Conan auf. Wenigstens lebt sie noch, dachte er. Wenn das Ganze nicht
Hirngespinste des Wahnsinnigen gewesen waren! Er griff nach seinen
Habseligkeiten und machte sich auf den Weg zu Tamiras Versteck.
Aus dem schattigen Unterschlupf
aus gewaltigen Steinplatten, die ein Erdbeben vor Jahrhunderten aus der
Felswand dahinter gespalten hatte, blickte Jondra durstig auf den winzigen
Tümpel tief unter sich, und benetzte die trockenen Lippen. Hätte sie davon
gewußt, solange noch die Nacht ihr Schutz bot, hätte sie dort längst ihren
Durst gestillt. Aber jetzt … Sie schaute ostwärts. Es war bereits so hell,
daß kein Späher, der diese Gegend überwachte, sie übersehen könnte.
Ihr Körper war nach der langen
Flucht über und über schweiß- und staubverkrustet, ansonsten war sie völlig
nackt.
»Nicht das passende Jagdgewand
für eine zamorianische Edle«, dachte sie bei sich selbst. Aber zamorianische
Edle wurden auch selten durch kezankianische Mörder und ein brennendes Zelt aus
dem Schlaf gerissen. Auch nahmen sie nicht als Beute an einer Jagd teil.
Wieder wandte sie sich dem
Tümpel zu und benetzte die aufgerissenen Lippen erneut. Um ihn zu erreichen,
müßte sie einen steilen Felshang hinunterklettern, auf dem nicht einmal ein
Grashalm Sichtschutz bot. Nahe dem Fuß des Felsens fiel der Hang offenbar ein
Stück nach innen ab. Wie weit dieser Vorsprung vom Boden entfernt war, konnte
sie von hier nicht abschätzen, aber sie glaubte nicht, daß ihr die Höhe
Schwierigkeiten machen würde. Der Tümpel schien ihr zuzuwinken. Mit drei
Schritten könnte sie ihn vermutlich durchwaten, und das Wasser würde ihr
bestimmt nicht höher als zu den Knien reichen. An seinem Rand wuchsen drei
verkrüppelte Bäume, und im Augenblick erschien er ihr einladender als ihr
Palastgarten.
»Ich werde nicht hierbleiben,
bis mir die Zunge anschwillt!« erklärte sie der leeren Luft. Als hätte ihre
Stimme sie aufgemuntert, setzte sie ihren Vorsatz in die Tat um. Sie kroch aus
ihrem Unterschlupf und begann den Hang hinunterzusteigen …
Zuerst achtete sie auf jeden
Stein, der unter ihren Füßen davonrollen mochte, doch mit jedem Schritt wurde
sie sich ihrer Blöße mehr bewußt: wie ihre Brüste bei jedem Schritt wippten,
wie ihre Haut bleich im Sonnenschein schimmerte! Die Nacht und dann das
Halbdunkel unter den Felsplatten hatten ihre Nacktheit weniger auffällig
gemacht. Oft war sie
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