Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
den in Krallen endenden Parierstangen
schien wie von selbst in seine Hand zu springen. So flink waren seine
Bewegungen, daß ihr Blick ihnen kaum zu folgen vermochte, während die vier wild
kämpften. Blut besudelte Stahl. Ein bärtiger Kopf rollte in den Staub. Dann
fielen auch die anderen drei Kezankier, und Eldran wischte ruhig seine Klinge
an einem ihrer Umhänge ab.
Er steckte das Schwert in die
Scheide zurück und trat näher zu Jondra heran. »Selbst wenn Ihr meine Hilfe
nicht wollt, braucht Ihr sie.«
Jondra wurde bewußt, daß ihr
Mund offenstand, und sie schloß ihn hastig. Aber zu schweigen war auch nicht
richtig, erkannte sie. Doch ehe sie etwas sagen konnte, umfaßte der Brythunier,
der inzwischen auf den Geröllhaufen gestiegen war, bereits ihre Waden und hob
sie aus dem Baumstumpf. Ein Arm legte sich unter ihre Knie und der andere um
ihren Rücken. Er hält mich mit der gleichen Leichtigkeit wie Conan, dachte sie.
Er war auch so groß wie der Cimmerier, nur nicht ganz so breitschultrig. Zum
erstenmal seit dem Überfall fühlte sie sich wieder sicher. Ihre eigenen
Gedanken ließen sie erröten.
»Setzt mich ab!« befahl sie.
»Ich sagte, setzt mich ab!«
Wortlos trug er sie zum Tümpel
und setzte sie sanft ans Ufer. »Ihr sitzt«, sagte er. Sie zuckte zusammen, als
er ihren Knöchel betastete. »Ein schlimmer Bluterguß«, stellte er fest, »aber
in ein paar Tagen dürften die Schmerzen vergangen sein.«
Auf seiner Stirn klebte
verkrustetes Blut, was sie jetzt erst sah. »Seid Ihr verletzt?« fragte sie.
»Seid Ihr noch anderen Kezankiern begegnet?«
»Ich muß meinen Bogen holen«,
erwiderte er statt einer Antwort und stapfte davon.
Um so besser, wenn er nicht
zurückkehrt, dachte sie wütend, trotzdem gefiel ihr der Gedanke nicht.
Angenommen, er kam tatsächlich nicht zurück? Angenommen, er beschloß, sie nackt
und allein in der Wildnis zu lassen? So seufzte sie erleichtert auf, als sie
ihn zurückkommen sah, und gleichzeitig ärgerte sie sich deshalb über sich.
Er legte seinen Bogen und den
Köcher auf den Boden, dann wandte er sich ihr mit düsterem Gesicht zu. »Ja, wir
stießen auf andere Kezankier. Vierzig Mann folgten mir in diese verfluchten
Berge, und es gelang mir nicht, sie zumindest so lange vor Gefahr zu bewahren,
bis wir unser Ziel erreichten. Kezankier, Hunderte, entdeckten unser Lager. Ich
weiß nicht, ob überhaupt noch welche meiner Begleiter am Leben sind.« Er
seufzte schwer. »Ich nehme an, Euch erging es ähnlich. Ich wollte, ich könnte
versprechen, Euch in Sicherheit zu bringen, aber ich muß erst noch eine Sache
zu Ende führen, die sogar vor Euch Vorrang hat. Aber ich werde für Euch tun,
was ich kann. Ich bedauere, daß ich nicht tagelang hiersitzen und Euch
bewundern kann.«
Da wurde ihr erst bewußt, daß er
sie anblickte, als wollte er das, was er sah, seinem Gedächtnis für immer
einprägen. Gleichzeitig wurde ihr wieder bewußt, daß sie nackt war. Hastig
kniete sie sich nieder und kauerte sich mit über der Brust verkreuzten Armen
zusammen. »Ein zivilisierter Mann würde sich umdrehen!« fauchte sie.
»Dann wissen die Männer, die Ihr
zivilisiert nennt, die Schönheit einer Frau nicht zu würdigen.«
»Gebt mir Euren Umhang!« befahl
sie. »Ich bin keine Schankdirne, die man offen anstarrt. Gebt ihn mir, habe ich
gesagt!«
Eldran schüttelte den Kopf.
»Allein im Herzen der Kezankianberge, nackt wie eine Sklavin bei der
Versteigerung – und trotzdem fordert ihr und erteilt Befehle. Nehmt Euch
Kleidung von den Kezankiern, wenn Ihr wollt, aber tut es schnell, denn wir
müssen von hier fort. Wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch zusehe, werde ich es
auch nicht tun.« Er griff nach seinem Bogen, und sein Blick suchte die
Berghänge ab. »Beeilt Euch, Mädchen!«
Rot vor Ärger und einem Gefühl,
das sie selbst nicht verstand, weigerte Jondra sich, die Leichen auch nur
anzusehen. »Ihre Kleidung ist schmutzig und blutbesudelt. Ihr müßt mir
anständige geben – wie Euren Umhang.«
»Wiccana hat mich verflucht«,
sagte der Brythunier, als hätte er sie überhaupt nicht gehört, »daß sie Eure
Augen meine Seele berühren ließ. So viele schöne Frauen sind in meiner Heimat,
aber nein, ich muß hierherkommen und Euch sehen. Ich blicke in Eure Augen und
fühle, wie sie mich berühren, und es gibt keine anderen Frauen für mich. Euch
wünsche ich mir als Mutter meiner Kinder. Eine verzogene, launenhafte Frau voll
Hochmut! Weshalb soll ich eine Frau wie Euch
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