Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
hinterläßt seine Zeichen, so daß wir mühelos auf der Spur bleiben
können.«
Conan stand auf. »Dann laßt uns
nicht länger warten, wenn wir sie noch retten wollen, ehe ihnen etwas zustößt.«
Aber sein Gesicht war grimmig, als sie sich auf den Weg machten. Kezankier
behandelten gefangene Frauen nicht sanft. Hoffentlich verlieren sie nicht den
Mut, dachte er. Hoffentlich leben sie noch, wenn wir sie finden.
Zum zwanzigsten Mal prüfte
Tamira ihre Fesseln, und zum zwanzigsten Mal mußte sie erkennen, daß ihr das
nichts nützte. Von Lederbändern um ihre Hand- und Fußgelenke führten Ketten zur
Decke und zum Fußboden der fensterlosen Kammer mit den Steinwänden, und hielten
sie mit gespreizten Armen und Beinen in der Luft. Im Licht von Bronzelampen
glitzerte der Schweiß auf der nackten Haut der zierlichen Diebin. Die Luft war
kalt, doch trotz der Kälte bedeckte sie Schweiß, aus Furcht, einer Furcht vor
etwas, das eher von dieser Kammer ausging als von der Gefangenschaft an sich.
Jondra hing genauso gekettet wie
sie ihr gegenüber, und Tamira wechselte Blicke mit ihr. Auch die Haut der
größeren Frau glitzerte von Schweiß. Tamira hoffte, daß ihr Gesicht ebenso
ruhig wirkte, wie das der Edlen, obgleich dieser Eindruck dadurch gemindert
wurde, daß Jondra immer wieder ihre Lippen benetzte.
»Ich bin Lady Jondra aus dem
Hause Perashanid von Zamora«, sagte die Edle mit zittriger Stimme. »Ihr sollt
ein großzügiges Lösegeld erhalten, wenn ich und meine Leibmagd sicher nach
Hause zurückkommen. Doch wir müssen bekleidet und gut behandelt werden. Habt
Ihr mich gehört? Ich gebe Euch unser Gewicht in Gold.«
Der Mann im roten Gewand, der zu
ihren Füßen mit Pulver aus verschiedenen Tontiegelchen ein sehr merkwürdiges
Muster auf den Boden zeichnete, blickte nicht hoch. Auf keine Weise gab er zu
erkennen, daß er sie überhaupt gehört hatte, wie er auch bisher, seit sie zu
ihm gebracht worden waren, scheinbar nicht auf sie geachtet hatte. Während er
zeichnete, murmelte er pausenlos vor sich hin, doch waren es Worte, die Tamira
kaum hören und erst recht nicht verstehen konnte.
Sie versuchte ganz die Ohren davor
zu verschließen, doch der anhaltende Singsang bohrte sich ihr geradezu in den
Kopf. Sie biß die Zähne zusammen, damit sie nicht zu klappern anfingen.
Basrakan Imalla hatten die Männer ihn genannt, die sie ihm vor die Füße
geworfen hatten. Am liebsten hätte sie geheult, weil sie sich eingebildet
hatte, ein heiliger Mann würde sie beschützen, aber sie fürchtete, wenn sie
einmal zu weinen begänne, könnte sie nicht mehr damit aufhören.
»Ich bin Lady Jondra aus dem
Hause …«, versuchte die Edle es erneut und benetzte wieder die Lippen. Ihr
Kopf ruckte heftig, als sie an ihren Ketten zerren wollte, doch nur sie selbst
erbebte, sonst tat sich nichts. »Ich gebe Euch unser Gewicht doppelt in Gold.«
Ihre Stimme zitterte vor Panik, die mit jedem Wort stärker wurde. »Dreimal
soviel! Viermal! Soviel Ihr verlangt! Alles! Doch was immer Ihr vorhabt, tut es
nicht! Bitte nicht! O Mitra, beschütz mich!«
Die schöne Edle schluchzte und
kämpfte vergebens gegen ihre Ketten an, und ihre Furcht schürte Tamiras. Der
Diebin wurde nun klar, worin diese schreckliche Ausstrahlung in der Kammer
bestand und woran sie sich zu denken verboten hatte. Zauberei! Allein schon von
den Wänden ging sie aus. Und noch etwas war da, das sie nun erkannte: ein
ungeheurer, vernichtender Frauenhaß! Schluchzen schüttelte sie, und Tränen
quollen ihr unter den Lidern hervor, die sie zusammengedrückt hatte, als könnte
sie sich unter ihnen verstecken.
»Ihr seid Gefäße des Lasters!«
schnitt die barsche Stimme des Mannes plötzlich durch Tamiras Schluchzen. Gegen
ihren Willen blickte sie ihn an. Basrakan strich über seinen geteilten Bart,
und die schwarzen Augen funkelten vor Haß und Abscheu. »Alle Frauen der Städte
sind schmutzige Gefäße der Lust. Die alten Götter werden es an euren Leibern
beweisen. Dann werde ich eure Schlechtigkeit austreiben, damit ihr in Reinheit
zu den Göttern dieser Berge gehen könnt.«
Schaudernd begegnete Tamira dem
Blick von ihm und starrte auf das Zeichen, das er auf den Boden gemalt hatte:
eine langgezogene Raute mit leicht nach innen geschwungenen Seiten. Eine kurze
schwarze Kerze flackerte auf der Rautenspitze unter ihr, eine zweite in der
anderen unter Jondra. Die Raute durchzogen zahlreiche Linien, die ihren Blick
magisch fesselten. Ihre Gedanken schienen zu
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