Conan-Saga 30 - Conan der Furchtlose
wollten damit wie mit einem Rammbock die Mauerreste niederstoßen. Viel Ahnung hatten sie nicht, wie er sah. Zwei von den Männern standen direkt unter dem schweren Balken. Wenn dieser fiel ...
Vor seinen Augen rutschte der Balken ab und stürzte zu Boden. Ein Mann konnte sich noch schnell in Sicherheit bringen; aber der andere war nicht schnell genug gewesen. Der Balken drückte das unglückliche Opfer auf den Boden, so daß es wie eine Schlange unter der Sandale eines Mannes dalag. Der Mann schrie vor Schmerzen. Beide Beine lagen unter dem Balken. Die anderen Männer versuchten sofort, den Balken zu heben, mußten aber fluchend aufgeben, da ihre Kraft nicht ausreichte. Es sah hoffnungslos aus.
Ohne zu überlegen, sprang Conan hinzu. Er war so blitzschnell, daß die Männer am Balken zurückwichen, als fürchteten sie einen Angriff.
Der Cimmerier beachtete sie nicht. Er schlang seine mächtigen Arme um ein Ende des herabgefallenen Balkens, ging in die Hocke und stemmte die Brust gegen das Holz. Dann stellte er die Füße weiter auseinander und versuchte aufzustehen. Wie dicke Stricke wölbten sich die Muskelstränge an Beinen und Armen, als liefen kleine Tiere unter der Haut dahin. Der Balken bewegte sich nicht.
Conan faßte nach, holte tief Luft und stieß einen lauten kehligen Schrei aus, so daß mehreren Zuschauern die Haare zu Berge standen. Der junge Riese spannte die Muskeln, bis die steinharten Stränge zitterten, und stand auf. Während sich seine Beine aufrichteten, hielt er den Rücken gerade. Da stand er nun und hielt den riesigen Balken. Dicke Venen lagen wie Schlangen auf dem bloßen Körper. Dann schob er mit einem Schwung aus der Hüfte den Baumstamm beiseite. Mit erderschütterndem Donnern fiel der Balken knapp hinter den Füßen des eingeklemmten Mannes zu Boden. Conan schüttelte sich und streckte die Schultern. »Das nächste Mal sei vorsichtiger!« sagte er. »Ich komme vielleicht nicht jedesmal vorbei.« Dann drehte er um und ging zurück zu seinen Freunden, die ihn anstarrten.
Kinna sprach zuerst. »Bei Mitra! Kein Mensch ist so stark!«
Conan grinste. »Warum nicht? Weil ich das Zweiglein hochgehoben habe? Gibt es keine Männer, wo du herkommst?«
Kinnas Stimme war weich und voller Bewunderung. »Solche wie dich nicht.«
Conan lächelte selbstzufrieden. Das war richtige Mannesarbeit. Da kam es auf schnelle Reaktion und Kraft an – und beeindruckte Frauen wie Männer gleichermaßen.
Der Cimmerier spürte eine hauchzarte Berührung am Bein, dort wo die ledernen Beinkleider nicht ganz bis zu den Stiefelrändern reichten. Als er hinsah, war dort aber nichts.
Die Schenke zur ›Rauchenden Katze‹ war nach dem gleichen Plan wie die zur ›Wolfsmilch‹ gebaut. Die gleichen Bänke und Tische, selbst die gleiche Bedienung. Allerdings war sie nicht sehr voll, da es draußen soviel zu tun gab. Conan und die anderen nahmen an einem Tisch Platz und bestellten Wein und Frühstück. »Wir können ruhig alles ausgeben, was wir haben«, meinte der Cimmerier. »Bald werden wir viel mehr haben.«
»Einen Reichen zu bestehlen, kann sehr gefährlich sein«, warf Eldia ein.
Conan lächelte dem Mädchen zu. »Stimmt. Aber ich habe – eine gewisse Erfahrung in solchen Sachen.«
»Lemparius' Besitz wird von einer hohen Mauer umschlossen«, sagte Vitarius.
»Die Mauer muß erst noch gebaut werden, die ein Cimmerier nicht erklimmen kann«, sagte Conan und leerte einen Becher Wein mit einem Zug.
Kinna sah ihn neugierig an. Schließlich fragte sie: »Woher kommt es, Conan, daß du so stark und so geschickt bist?« Er hob die Schultern. »Cimmerien ist ein steiniges Land. Oft versperren Felsen den Weg. Die müssen weggeräumt werden. Manche sind schwer. Was meine Geschicklichkeit angeht – nun, ein Mann lernt zu überleben.«
»Und wie sollen wir diese – äh, Entnahme der Wertsachen bewerkstelligen?« fragte Vitarius.
»Nicht wir, Magier, ich! Ich arbeite am besten allein. Ihr könnt euch heute schon um Vorräte kümmern. Morgen stoße ich wieder zu euch mit den Geldern, um für die Sachen zu bezahlen. Ganz einfach.« Conan setzte den nächsten Becher Wein an die Lippen und lächelte wieder. Das war mehr nach seinem Geschmack! Das hätte er gleich tun sollen – dann wäre er auch nie in die widerlichen Netze der Zauberei geraten, die er so haßte.
Die Hexe Djuvula lächelte, als sie dem glühenden Faden folgte, der sie zu ihrer Beute führte. Bald würde er ihr gehören!
Der Schurke
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