Conan-Saga 30 - Conan der Furchtlose
Dabei hatte er schon die Dummheit begangen, zum falschen Zeitpunkt einzuschlafen. Dadurch war die Hexe ihm davongefahren. Er hatte einfach nichts tun können. Selbst seine übernatürlichen Pantherfähigkeiten hatten Grenzen, und diese hatte er schon tagelang überstrapaziert, indem er kaum aß und rastete. Jetzt wollte er sich beeilen, um Djuvula einzuholen; aber dieser Zauberangriff auf der leeren Ebene hielt ihn schon wieder auf.
Aber was war das? Die Ebene war nicht leer! Zum Schutz gegen die grellen roten und orangefarbenen Feuergarben kniff der Panther die Augen zusammen. Er sah eine sitzende Gestalt, gegen die Hitze mit einem weißen Schimmer abgeschirmt. Der alte Magier? Er mußte es sein, auch wenn die Katzenaugen in dieser Helligkeit keine Einzelheiten ausmachten.
Während der Panther, der einst ein Mann gewesen war, angestrengt hinschaute, gelang es der sitzenden Gestalt, sich zu erheben. Sie hob einen Arm. Die Hand schien eine kühlere Flamme zu entzünden, die mehr blau als rot leuchtete. Die Flamme wuchs an zu einem Ball von der halben Größe der Gestalt. Dann schoß ein indigoblauer Strahl heraus, ohne vom Feuerregen auch nur im mindesten behindert oder ausgelöscht zu werden. Der glühende Energiestrahl schlug einen Bogen von seinem Erzeuger bis zu dem Burgberg. Wo er einschlug, sprühte eine Fontäne blauer Funken auf.
Der Panther wandte sich ab und sprang davon. Was immer sich hier abspielte – er wollte nicht daran teilhaben! Er hatte seine eigenen Pläne, um die er sich kümmern mußte, und dazu gehörte nicht, sich von einem erbosten Zauberer braten zu lassen.
Djuvula stand vor der Höhle und starrte in die Dunkelheit. Sie war sicher, daß der Eingang bewacht wurde. Ebenso klar war, daß es ihr nicht gelingen würde, an diesen Wachposten ohne Hilfe vorbeizukommen. Hineinzugehen war riskant, denn Sovartus würde seine Privatsphäre sogar vor denen schützen, die wie er auf dem schwarzen Pfad wandelten. Ihre Kraft konnte sich bestimmt nicht mit der eines Sovartus messen, eines Experten der Thaumaturgie. Weibliche List würde ihr bei den Kapuzenträgern, die dem Meister des Schwarzen Quadrats dienten, nichts helfen, da diese Geschöpfe nicht von einer Frau geboren waren und auch nicht so ausgestattet waren, wie Männer, die Frauen begehrten. Aber einen Weg gab es: Die Kapuzen hatten nur einen schwachen Verstand und ließen sich mittels eines recht einfachen Zaubers beherrschen. Das konnte sie tun, auch wenn Sovartus davon nicht begeistert sein würde. Aber der schnellste und sicherste Weg in die Burg Slott würde mit einer Eskorte der Geschöpfe gelingen, die ihn bewachten. Und eines dieser Geschöpfe stand nicht weit entfernt bei der Pferdekoppel.
Djuvula ging zu ihrem Wagen, um den geeigneten Zauber vorzubereiten.
Conan hing am nackten Felsen; mit Fingern und bloßen Füßen hielt er sich in den winzigsten Spalten fest und klebte dort wie eine menschliche Fliege. Eine Körperlänge über ihm lag ein enger Eingang zu einer anscheinend kleinen Höhle. Genau, wonach ich suche, dachte er.
Der Cimmerier war schon recht hoch geklettert – er befand sich mindestens dreißigmal mannshoch über dem Boden. Ein Sturz aus dieser Höhe wäre mit Sicherheit tödlich verlaufen. Er hatte keine Angst. Noch nie hatte er sich beim Klettern vor dem Fallen gefürchtet. Er hatte mit dem Klettern schon angefangen, als er kaum laufen konnte. Und erwachsene Cimmerier fielen selten von ihren kalten Bergen.
Als Conan aber nach dem nächsten Halt griff, durchlief den Berg plötzlich eine Erschütterung, als hätte ihn die Faust eines Riesen getroffen. Der Cimmerier sah aus dem Augenwinkel, wie etwa ein Dutzend Armspannen über ihm blaues Feuer gegen den Felsen schlug. Dann war er zu beschäftigt damit, seinen gefährlichen Halt nicht zu verlieren. Eine Hand rutschte ab, und die Vibrationen des Berges nahmen den Füßen den Stand. Einen Augenblick lang hing Conan nur an vier Fingerspitzen, und lediglich seine übermäßige Kraft bewahrte ihn vor dem tödlichen Absturz. Er verschwendete keine Energie auf Flüche, sondern preßte die Füße gegen den Fels und suchte verzweifelt nach einem Vorsprung. Es gelang ihm, die Zehen in eine Spalte zu zwängen. Die linke Hand fand einen Vorsprung und klammerte sich daran. Wieder in Sicherheit! Jedenfalls für den Augenblick.
Conan kletterte rasch weiter. Die Müdigkeit von vorhin war abgefallen. Er wußte nicht, was das blaue Licht gewesen war. Es war ihm auch
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