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Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Titel: Conan-Saga 31 - Conan der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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fingerte in seiner Schärpe herum und zog eine kleine Rolle hervor, die zwischen zwei Holzspulen hing, nicht länger als eine Spanne. Er entrollte sie und hielt sie mit einer Hand vor die Augen, während er mit der anderen aus dem Kragen seines Kittels ein Amulett holte, das eigenartig im Licht des fernen Feuers schimmerte.
    »Bring eine Fackel!« befahl Ivor einem seiner Leibwächter.
    »Nicht nötig«, murmelte Agohoth gedankenverloren. Er hielt das Pergament vors Gesicht und blickte durch den schimmernden Edelstein darauf, als würde er lesen, was in der Dunkelheit nur beim Feuerschein unmöglich war.
    Alle Gesichter im Kreis beobachteten ihn. Nur einer stahl sich hinweg. Das war Aki Wadsai. Conan hatte das Gefühl, daß der Wüstenscheich den Zauberer mit wissenden Augen, ja mit ängstlichen Blicken angesehen hatte. Der Mann aus dem Osten hielt sich am äußersten Rand der Gruppe, als wolle er sich einen schnellen Rückzug sichern.
    In der Zwischenzeit hatte Agohoth die Schriftrolle weggesteckt. Er murmelte undeutlich etwas vor sich hin und fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum. Die andere hielt er gegen die gefurchte Augenbraue. Irgendwie wirkte er unsicher.
    Dann kam etwas über den Kreis. Es war nichts Greifbares, aber man konnte es spüren. Es rief unter den Männern unruhige Bewegung hervor. Drusandra stand vor Überraschung der Mund offen. Conan fühlte, wie ihm etwas Weiches, Kühles lüstern an der Kehle entlangstrich. Seine Nasenflügel blähten sich bei dem Gestank von Zauberei.
    Man hörte ein lautes Klatschen, wie von einer Ohrfeige. Villeza schnaubte. Seine Hand flog einen Augenblick lang an die Wange – dann zum Schwertgriff. Er funkelte die Umstehenden an; doch der Prinz packte blitzschnell sein Handgelenk und hielt die Hand nieder und damit die Waffe fest in der Scheide.
    »Tu nichts! Das ist ein Befehl!« knurrte Ivor.
    So schnell wie sie gekommen, war die Erscheinung wieder verschwunden. Als der Wachtposten mit der Fackel kam, sah Conan den leuchtend roten Abdruck einer Hand auf Villezas Wange. In den Augen des Söldners stand Panik. Verwirrt schüttelte er den Kopf, ging fort und rieb sich die Wange.
    Agohoth schaute verlegen und scheu drein. Der Prinz ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Willkommen bei unserer Sache, Magier!« Dann blickte er die Söldnerführer streng an. »Schlaft gut heute nacht. Morgen werden wir Kriegsrat halten.«

4. Zerrissene Dämmerung
    4
     
    ZERRISSENE DÄMMERUNG
     
     
    Die scharfen Spitzen oben auf der Palisade zeichneten sich gegen die aufgehende Sonne ab. Der Himmel im Osten war großartig in seiner Blässe zwischen roten Streifen, wie zerrissene Banner, und den dickbäuchigen irisierenden Wolken. Dunkel hob sich das Holz der Palisaden gegen die Morgenröte ab, dazu die Umrisse der Köpfe und Oberkörper zweier Wachtposten. Dahinter war gelegentlich eine Stimme oder ein anderes schwaches Geräusch zu hören.
    Conan lehnte den Kopf gegen den Baumstumpf vor sich, um die verkrampften Halsmuskeln zu entspannen. Der ganze Körper tat ihm weh von der langen Wache während des kältesten Teils der Nacht. Vorsichtig, um die kothischen Verteidiger des Forts nicht zu wecken, streckte er die schmerzenden Glieder. Wachestehen war ein hartes Geschäft, schlimmer als nächtens langsam und lautlos in Stellung zu schleichen.
    Auf beiden Seiten von ihm lagen Söldner auf dem feuchten Boden. Sie verbargen sich hinter Baumstümpfen des abgeholzten Waldes und kleinen Büschen, die die Kothier nachlässigerweise in der Nähe des Forts hatten wachsen lassen. Conan überlegte, wie ausreichend diese Deckung im Morgenlicht sein würde.
    Ein Wispern drang ihm ans Ohr. »Wenn sich das Tor nicht bald öffnet, werden sie uns sehen! Vielleicht müssen wir doch noch die Palisaden stürmen.«
    »Verflucht sei diese Selbstmordmission!« antwortete eine rauhere Stimme. »Sie lassen es den verrückten Barbaren nur versuchen, weil sie seinen Tod wollen ...«
    »Psst! Still!« Conan drehte den Kopf. Seine Augen funkelten wütend in Richtung der Männer, obwohl er sie nur als Schemen in der Dunkelheit wahrnehmen konnte. Er wartete und gab sich Mühe, mit seinen in der Wildnis ausgebildeten Sinnen festzustellen, ob einer im Fort das Gespräch gehört hatte. Doch war dort alles still, und die Köpfe der Wachen bewegten sich auch nicht.
    Conan blieb wachsam, war aber gereizt. Er überlegte, ob die Männer recht gehabt hatten. Als sie gestern in der Kälte ohne Lagerfeuer

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