Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
auf einer schwarzen Decke vertieft. Eine kniete neben ihrer auf dem Bauch liegenden Gefährtin und massierte ihr den glänzenden dunklen Rücken mit Öl.
Die Frauen waren leger gekleidet, einige nur in Hemden, manche waren barbusig. Sie unterschieden sich sehr im Aussehen. Da war die schlaksige blauschwarze Frau aus den Dschungeln des Südostens und eine kleine Hyrkanierin mit breiten Schultern und ausladenden Hüften. Die meisten waren hellhäutige Mädchen aus den hyborischen Ländern. Sie erwiderten Conans Blicke offen.
Das Blut des Cimmeriers geriet bei dem plötzlichen Anblick so vieler Frauen ganz privat, die er vorher nur als hervorragende Soldatinnen zu Pferd erlebt hatte, in Wallung. Er blickte Drusandra an. Sie hatte Umhang und Schwert abgelegt und schlüpfte gerade aus der Rüstung. Darunter trug sie nur ein Seidenhemd, das aufreizend eng den Körper umfing.
Conan zögerte nicht lange, sondern legte seinen Schwertgurt ebenfalls ab. Drusandra führte ihn zu einem freien Platz inmitten der Frauen. Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, die nicht der Wärme im Zelt zuzuschreiben war.
»Etwas zu trinken, teurer Cimmerier? Ludmila, übernimm doch den Rest meiner Wache!« Drusandra kniete bei einem Kohlenbecken in der Mitte des Zelts und schenkte aus einem kleinen Topf eine dampfende Flüssigkeit ein. Eine füllige Frau mit Kraushaar steckte das Schwert, das sie geschärft hatte, in die Scheide. Dann stand sie auf, zog eine Jacke an und ging zum Eingang; dabei musterte sie Conan nachdenklich und abschätzend.
Drusandra goß aus einer Flasche neben dem Feuer noch eine Flüssigkeit in beide Becher und kam zu ihm. »Hier, Conan – Gewürztee aus Karpash mit Pflaumenwein aus Ophir, besser als die Maultierjauche, die sie in der Stadt verkaufen.«
Conan verbrannte sich den Mund an dem heißen aromatischen Inhalt des Bechers. Höflich, aber wachsam stimmte er Drusandra zu. »Vielen Dank, Drusandra. Einen so herzlichen Empfang hatte ich nicht erwartet.«
»Der wird auch nur wenigen zuteil.« Sie ließ sich im Schneidersitz neben ihm nieder und umfing den Becher mit beiden Händen. »Du kannst verstehen, welche Gefahren uns von Männern drohen, weil wir als Frauen unseren eigenen Weg gehen in einer Welt, wo viele uns geringer als Kühe oder Sklaven achten.«
»Ein Mann, der eine Frau mißbraucht, ist eine feige Hyäne.« Conan sog den Duft ein, der aus dem Becher aufstieg, und sah Drusandra fest in die Augen. »Aber wenn Ihr ihm mit gezücktem Schwert begegnet, könnt Ihr nicht erwarten, höflich behandelt zu werden.«
»Wer mich mißbrauchen will, muß schon eine tapfere Hyäne sein.« Drusandra nahm einen Schluck von dem Getränk, das Conan noch viel zu heiß war. »Aber ehrlich, Conan, lange ehe eine von uns eine Waffe in die Hand nahm, war sie bereits von Männern verletzt worden. In der Ehe oder als junges Mädchen.«
Sie senkte die Augen auf die glühenden Kohlen im Becken. »Mein eigener Vater starb beinahe von meiner Hand dafür, was er meiner jüngeren Schwester angetan hatte. Es bedurfte ihrer ganzen Kraft und der inständigen Bitten meiner Mutter, meinen Dolch von seinem Wanst fernzuhalten. Das geschah, nachdem ich ihn die Kellertreppe hinuntergestoßen hatte.« Sie starrte auf die Szene, die sich vor ihren Augen in der Glut abspielte. Sie schauderte. »Danach mußte ich meine Familie verlassen, um den elenden Frieden dort zu wahren. Ich verdingte mich als Söldnerin. Dieses Handwerk habe ich wirklich gut erlernt, mehr in Kämpfen mit meinen sogenannten Waffenbrüdern als gegen Feinde. Und ich war nicht die einzige.« Sie warf die blonde Mähne zurück und zeigte auf die anderen Frauen, von denen einige ihren Worten lauschten und näher an ihre Führerin und den Gast heranrückten. »Wo ich auch hinkam, traf ich auf kampfbereite Frauen – aus dem Harem entflohene Sklavinnen, verzweifelte Witwen, solche, die vor Vergewaltigungen oder erzwungenen Ehen geflüchtet waren.« Mit weichen und liebevolleren Blicken, als Conan je auf ihrem Gesicht gesehen hatte, betrachtete sie ihre Gefährtinnen. Mehrere Zuhörerinnen nickten in schweigender Zustimmung.
»Wie meine arme liebe Ariel, die nie ein Wort spricht. Eine Landsmännin von ihr erzählte mir ihr Schicksal. Sie war ein unschuldiges argossisches Bauernmädchen, einverstanden, den ranghöchsten Leibeigenen des Bezirks zu heiraten, einen starken jungen Bauern. In der Hochzeitsnacht, nach den üblichen Feierlichkeiten und Tänzen, entführten
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