Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
irgendeine Intrige oder einen finsteren Plan verwirklichen. Ich verzehre mich nach einem ehrlichen Wort oder Liebkosung.«
»O ja! Das Gefühl kenne ich aus den Tagen, als ich mich an deinem Hof durch Diener und Eunuchen schlängeln mußte. Es war, als versänke man in einem stinkenden Morast.« Conan blickte Yasmela ernst an. »Diese Plage hat auch sehr viel zu meinem Entschluß beigetragen – das alles hinter mir zu lassen.«
»Und mich aufzugeben.« Yasmela nickte, als sie seinen Gedanken zu Ende führte. »Aber gerade deine Stärke und Direktheit könnten für den Hof von Khoraja sehr wertvoll sein. Ich glaube, daß Königreiche am besten von Männern mit einfachen, festen Grundsätzen geformt und geführt werden.«
»In der Tat, wenn ich königlichen Rang und Geblüt hätte, um gehört oder gesehen zu werden.« Conan runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht sollte ich Ivor einen Kopf kürzer machen und mich zum König von Tantusium krönen. Dann wäre ich ein geeigneter Freier für eine khorajische Prinzessin.« Er leerte sein Weinglas. »Indem ich andere Menschen unter das Joch zwinge, würde ich mich solch illustrer Gesellschaft würdig erzeigen.«
»Ich bezweifle, daß du selbst dann meinem Bruder und seinen hochnäsigen Ratgebern willkommen wärst.« Yasmela lächelte. »Aber Männer wie du sind schon mit größeren Schwierigkeiten fertig geworden.« Sie legte ihm die zarte Hand auf die tiefbraune Pranke. »Conan, würdest du mit mir in die Hauptstadt zurückkehren und mir bei den Angelegenheiten im Palast im Geheimen helfen? Natürlich könntest du kein offizielles Amt bekleiden, höchstens Hauptmann der Söldner. Aber ich verspreche dir alle sonstigen – Vergünstigungen.«
»Dein Knochenbrecher soll ich sein?« Conan blickte finster drein. »Dein Oberspion? Das ist nicht meine Art. Und wie lange würde dein königlicher Bruder das dulden?«
Yasmela schlug die Augen nieder. »Khossus ist allem nicht gewachsen. Das ist gefährlich. Er ist kein fähiger Herrscher. Man müßte ihn – umgehen.«
»Ihm die Gurgel aufschlitzen, meinst du.« Conan beugte sich vor und sah sie ernst an. »Yasmela, ich hätte nie gedacht, daß du ...«
»Nein!« Die mandelförmigen scharfen Nägel der Prinzessin gruben sich in seine Hand, als sie danach griff. »Er muß nicht verletzt, nur kaltgestellt werden. Nach einiger Zeit könnten du und ich offen regieren. Er müßte sich damit abfinden.«
Conan zog Yasmela näher zu sich, um sie zu beruhigen. »Und was ist mit den Höflingen und dem Volk von Khoraja? Die Vorurteile deines Bruders spiegeln doch nur die ihren wider.«
Ungeduldig warf die Prinzessin den Kopf nach hinten. »Hast du nicht ein großes Söldnerheer, um solche Beschwerden zum Schweigen zu bringen?«
Conan dachte für einen Augenblick nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Dein Plan ist unmöglich, Yasmela. Du solltest nicht einmal daran denken, ein solches Heer wie das meine in deine Hauptstadt einzuladen.«
»Ach, nein?« Ihr Gesicht war so dicht vor ihm, daß er ihren Atem an der Wange spürte. »Warum hast du die Söldner hergeführt und eingewilligt, mich zu sehen, wenn du nie an ein solches Abkommen dachtest?«
Conan betrachtete ihre wunderbare Haut und fuhr durch die dunkelbraunen Locken in ihrem Genick. »Um meine Stellung in Koth zu stärken, wollte ich ein anderes Bündnis vorschlagen ...«
»Ja?« Ihr Gesicht war jetzt so nahe, daß ihre Lippen seine Wange berührten. Schweratmend flüsterte sie: »Ein anderes Bündnis also.« Sie preßte sich an ihn, worauf der Barbar sie stürmisch in die Arme schloß.
Die beiden waren sich nicht nur im Charakter und Herkunft völlig unähnlich, sondern auch körperlich. Er war groß und wettergegerbt wie eine robuste Pinie in den Wäldern des Nordens. Sie dagegen erinnerte als zartes Luxusgeschöpf eher an eine Orchidee aus den schwülen tropischen Wäldern. Beide waren in ihrer Art hervorragend fürs Überleben geschaffen – doch jetzt ließ Begierde sie für eine Zeitlang ineinander verschmelzen.
Die Nacht verging still und mild. Nur ein leichter Vorhang schirmte die leichte Brise vom See her ab. Als der Morgen die Bergspitzen golden färbte, erwachten die beiden zu neuen Freuden.
Dann erhob sich Conan und lief über den Steinboden zum Becken. Mit einem Kopfsprung stürzte er sich in das kühle Naß. Dann schwamm er mit kraftvollen Stößen weit auf den See hinaus. Kurz danach tauchte er wieder im Schlafgemach auf und wischte sich mit dem
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