Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
Handrücken die Tropfen ab. Dann gesellte er sich zu Yasmela, die in einem seidenen Gewand am Tisch saß, der während seiner Abwesenheit mit Obst, Brot, Käse und anderen einfachen, aber köstlichen Speisen gedeckt worden war.
Die beiden aßen schweigend. Nur ihre Blicke und der leichte Druck der Schenkel sprachen, als sie so Seite an Seite auf der Steinbank saßen. Schließlich sagte Conan: »Wir können uns so oft treffen, Yasmela.« Er griff zu einem Granatapfel und begann die Lederhaut abzuziehen. »Meine Söldner brauchen nämlich einen sicheren Schlupfwinkel, von dem aus sie schnell in Tantusium zuschlagen können. Seit Ivors hinterlistigem Überfall sind wir auch an Vorräten sehr knapp.« Er führte ein Stück des Liebesapfels zum Mund und saugte die köstlichen Kerne heraus. »Du und dein Bruder sollten den Haufen ausrüsten, auch noch ein paar eurer Krieger dazugeben. Wir können dann das Prinzlein ausrauben und hierher zurückkehren, um uns – zu erholen.«
Yasmela wandte das Gesicht ab. »Dann lehnst du meinen Vorschlag von gestern immer noch ab – mit mir in die Hauptstadt zu kommen?«
Conan schüttelte die nasse Mähne. »Nein, meine Liebe. Solche Intrigen sind nichts für mich. Ich habe mit Ivor eine alte Rechnung zu begleichen.« Er bot der Prinzessin ein Stück der purpurroten Frucht an. »Und das sage ich dir: Der Gewinn in dieser Sache wäre viel größer, wenn ...«
Zornig stieß sie seine Hand weg. »Dann jag doch deinem größeren Gewinn nach, Conan! Aber ohne mich. Ich kann es nicht zulassen, daß deine Truppen benachbarte Königreiche bekriegen und dann bei mir Unterschlupf suchen. Das kann ich auch meinem Bruder nicht raten.« Ihre Augen blitzten. »Wir würden für Koth ein zu großes Ärgernis. König Strabonus würde seine Legionen gegen uns aussenden. Sieg oder Niederlage – für uns wäre keines ein Gewinn.«
»Strabonus ist viel zu beschäftigt, sein eigenes Reich zusammenzuhalten.« Conan streichelte Yasmelas Schulter und beugte sich vor, um ihr in die Augen zu schauen. »Er weitet seine Kämpfe bestimmt nicht aus. Mit vereinigter Kraft könnten wir jeden Angriff leicht zurückschlagen.«
Yasmela schüttelte seine Hand ab. »Das mag sein; aber ein solcher Kampf würde meine Ziele am Hof gefährden.« Trotzig schürzte sie die Lippen und fuhr schnippisch fort: »Es wäre leicht, ein Kinderspiel, deine Söldner als Briganten anzuschwärzen, die ins Land eingefallen sind. Im Nu hättest du die gesamte khorajische Reiterei auf dem Hals!« Jetzt blickte sie Conan ernst an. »Und genau das werde ich tun, Conan, wenn dein Heer bis morgen Khoraja nicht verlassen hat.«
Der Barbar betrachtete finster die Obstschalen auf dem Tisch. Dann wischte er sie wütend beiseite. »Der Teufel soll dich holen, Weib! Kannst du nicht die Vorteile einer Zusammenarbeit sehen? Ist dir nicht klar, was ein bösartiger Nachbar wie Ivor tun wird, wenn du ihn seine Kräfte sammeln läßt?«
Yasmela saß da, die Hände auf dem Tisch verkrampft. »Wenn du nach Osten, über den Eribuk-Paß, wegreitest, kannst du den kothischen Verfolgern entgehen. Sie wagen es noch nicht, unsere Grenzen zu verletzen.«
Conan fluchte nochmals. »Das wolltest du mir schon die ganze Zeit über sagen, oder?« Er packte ihr zartes Kinn und drehte das Gesichtchen zu sich hoch. »Hast du jemals ernsthaft gedacht, daß meine Anwesenheit am Hof dir bei deinen Machtplänen helfen könnte?«
Dann sah er die Träne, die sich langsam aus einem Augenwinkel gelöst hatte und über die blasse Wange lief. Er ließ ihr Kinn los und erhob sich. Barfuß trat er an das Tischchen, wo seine Kleidung lag. Die Diener hatten sie gereinigt und gefaltet dort abgelegt. Wortlos zog er sich an. Yasmela sah ihm mit traurigen Augen zu.
Nachdem er seinen Schwertgurt umgelegt hatte, trat er wieder zu ihr. Noch einmal nahm er ihr Kinn, um in ihr tränenüberströmtes Gesicht zu blicken. Dann küßte er sie auf die Stirn. »Ich glaube, du wirst mit deinen Schachzügen am Hof Erfolg haben, Yasmela. Sei vorsichtig und bleib entschlossen!«
Dann ließ er sie los und verließ das Schlafgemach. Das Hauptportal des Schlosses stand offen. Er sah niemanden. Sein Pferd stand gesattelt unten an der Freitreppe. Der Cimmerier stieg auf und ritt zur Fallbrücke. Ein alter, kräftig gebauter Diener öffnete ihm das Tor dort.
Die wunderschöne Gegend auf dem Heimritt verstärkte Conans düstere Stimmung. Die Morgensonne erhellte die andere Seite des Tales. Bei jeder
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