Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
Cimmerier scharf an. Sein blaues Auge schien Conan zu durchbohren.
Als der Häuptling seine Rede beendet hatte, erhob er sich mühsam und hinkte mit gesenktem Kopf zurück zu den anderen, die in einem Halbkreis standen.
Der heilige Mann trat dicht vor Conan und starrte ihn von unten an. »Bist du der, welcher nachts sein müdes Haupt auf der Höhe von Zamanas ausruhen will?« Er sprach recht ordentlich Kothisch. »Ein Barbar aus dem Norden. Ist deine Furcht vor übernatürlichen Kräften noch geringer als die vor kleineren Barbaren?«
Conan mußte sich beherrschen, um nicht vor dem Gestank zurückzuweichen. »Ich nehme mich vor magischen Kräften sehr in acht, Alter. Durch sie war ich schon mehrmals dem Tode nahe.«
»In der Tat. Dein Feind, der Prinz von Tantusium, hat einen gewaltigen Zauberer, der jetzt, in diesem Augenblick, dein Verderben vorbereitet.«
Conan nickte. »Ja, der Khitaner Agohoth. Er kann leblose Gegenstände und die Elemente mit grauenvoller Wirkung einsetzen.«
»Ein gefährlicher Mann.« Der heilige Mann kniff das Auge listig zusammen. »Doch haben Zauberer schon früher in Tantusium ihr Unwesen getrieben. Der Vater dieses Prinzen Ivor war selbst ein fähiger Hexenkünstler – ein Gestaltenwandler soll er gewesen sein und ein Ghul –, ehe man ihn ins Verlies mauerte, um seinem Bruder Strabonus von Koth die Schande zu ersparen.«
»Ich kannte Ivors Vater.« Conan nickte. »Ich habe ihn selbst vor einigen Tagen unter dem königlichen Palast erschlagen.«
Conans Gefährten gaben erstaunte Geräusche von sich, als sie dies hörten. Doch der alte Schamane nickte nur kurz, als sei es lediglich eine Bestätigung dafür, was er schon wußte. Er kicherte leise. »Und jetzt lauert irgendwo in deinem Barbarenhirn die Vorstellung, daß es für diesen Agohoth schwieriger sei, seine Zaubersprüche gegen eine der alten heiligen Stätten der Harangi zu schleudern.«
Conan hob unter dem zyklopischen Blick des Alten wortlos die Schultern.
Alles schwieg, während der Schamane lange und nachdenklich zur Mesa hinüberblickte. Dann war sein rußverschmiertes Gesicht direkt vor Conan. »Ich warne dich, Conan, Schädelspalter, tu diesen Schritt nicht leichtfertig!« Der alte Mann runzelte die Stirn. »Viele Arten von Magie berühren unsere Welt. Viele sind böse. Nur wenige weichen deinen armseligen Plänen.«
Unbewegt stand der Cimmerier vor ihm.
»Nun denn, wenn du so kühn bist und die Gefahr auf dich nehmen willst, sei es dir gestattet.« Der Schamane entließ ihn und wandte sich dem plattnasigen Häuptling zu. Nach zwei kurzen Worten ging er zurück in seine Hütte. Der schmutzige Vorhang wehte ihm hinterher.
»Kommt«, sagte der Oberhäuptling zu Conan, »meine Männer werden euch nach Zamanas führen. Mögen die Geister der Berge euch in eurem jugendlichen Leichtsinn beschützen.«
20. Die Mesa
20
DIE MESA
Einige Tage später trat Conan aus dem achteckigen Zelt und schloß die Klappe zum Eingang. Die schläfrigen Frauenstimmen waren kaum noch hörbar. Es war früh am Morgen. Nur wenige Söldner waren unterwegs. Er nickte Sidra zu, einer Gunderfrau mit kastanienfarbenem Haar, die bei den achteckigen Zelten Wache stand. Sie schenkte ihm ein unverschämtes, überhebliches Lächeln. Dann stand sie wieder mit unbeweglicher Miene da, die Hände an Schild und Schwert.
Die Soldaten hatten sich offensichtlich daran gewöhnt, daß Conan die Nächte in den Zelten der Kriegerinnen verbrachte. Natürlich wurde darüber viel geflüstert und gespottet. Auch Conan wußte das, als er zur Lagermitte ging. Er rief einem Soldaten, der sich in den Büschen erleichtert hatte und noch nicht wieder ganz angekleidet war, einen Gruß zu. Der Mann blickte halb mißtrauisch, halb erstaunt von ihm zu den Frauenzelten und zurück.
In der Mitte der Mesa, wo der messerscharfe Kamm die Morgensonne nicht abschirmte, herrschte schon mehr Betrieb. Die Männer trieben ihre Späße, unterhielten sich oder lagen auf den Felsen in der Sonne. Scherzend oder gelangweilt begannen sie einen neuen Tag des Müßiggangs. Sie begrüßten den Cimmerier mit spöttischen Zurufen, die er beflissen nicht zur Kenntnis nahm.
Die anfängliche Scheu der Männer vor der Zamanas-Mesa hatte sich während ihres Aufenthalts fast verloren. Der Ritt vom Dorf hierher war leicht gewesen, obwohl die Harangi-Führer am Fluß angehalten und behauptet hatten, daß keiner ihres Stammes seit Menschengedenken je hinübergeritten sei. Der Weg hinauf
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