Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
war nicht sehr steil und weniger von Gebüsch umgeben als die anderen Berge. Vor der Mesa gab es eine steile Böschung, wodurch das Plateau leicht zu verteidigen war.
Die Mesa war breit, eben; auch das Wasser lief gut ab. Sie bestand aus verwittertem rosafarbenen Gestein, das sich sehr von den umliegenden Schieferbergen abhob. Oben wuchsen Gras und Bäume, so daß die Tiere weiden konnten. Es gab keinerlei Höhlen oder Ruinen, wo Gefahren lauem konnten – nur die beiden blassen ungleichen Monolithen erhoben sich in der Mitte. Bei näherer Prüfung schienen auch sie mit den gerundeten Spitzen und der eisenharten Beschaffenheit natürlichen Ursprungs zu sein und nicht von Menschenhand zu stammen.
Nachdem die Soldaten am ersten Tag auf die Jagd gegangen waren und sich an Wild gelabt hatten, ohne daß etwas geschehen war, ließen sie sich schnell von dem angenehmen Leben hier oben einlullen. Die Tage vergingen. Die Männer ruhten sich aus oder flickten die Pferdegeschirre. Die ausgekochten Spieler wurden reich, aber auch leicht beraubt oder erdolcht. Conan machte sich über den Müßiggang seiner Männer langsam Gedanken.
Der Cimmerier holte sich zum Frühstück Hafergrützenbrei aus dem Kessel seiner Leute, der über einem Holzkohlenfeuer hing. Als Nachtisch verspeiste er getrocknete Feigen. Da begrüßte ihn Aki Wadsai.
»Tarim sei Euch gnädig, Conan.« Er hockte sich auf die umständliche Art der Wüstensöhne neben den Cimmerier. »Noch kein Wort von den Rebellen?«
»Nein, Aki Wadsai. Wir sollten noch einen Reiter aussenden, falls dem letzten ein Unglück auf der Straße zustieß – oder er in Versuchung geführt wurde.«
»Ja.« Aki Wadsai runzelte die Stirn. »Das Edelfräulein Eulalia wollte doch über die weiteren Ereignisse Nachricht schicken. Ich hoffe nur, der Prinz machte ihre Hoffnungen nicht zunichte.«
Conan nickte. »Anscheinend haben die kothischen Legionäre unsere Spur verloren. Schade! Mir wäre es recht gewesen, wenn sie uns hierher gefolgt wären. Vielleicht sind sie nach Tantusium geritten, um Ivor zu helfen.«
Er hob die Schultern. »Wie dem auch sei – unsere Kerle werden ruhelos. Hoffentlich können wir bald losschlagen ...«
Sie wurden von Geschrei aus dem Teil des Lagers unterbrochen, der nahe der Stirnseite war, wo Conans Leute lagen. Der Cimmerier erhob sich und sprang auf einen Erdhügel, um besser zu sehen. Er glaubte schon, es handele sich um das Signal, daß jemand sich dem Lager nähere oder angreife. Doch riefen seine Männer nur nach einem Seil.
»Einige meiner Bergaffen stecken in Schwierigkeiten«, erklärte er Aki Wadsai. »Ich sehe lieber nach, ehe dort die Hölle losbricht.« Verständnisvoll winkte ihm der Hauptmann zu.
Conan zwang sich nicht zu laufen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit aus der Menge zu erregen. Er ging zum Klippenrand, wo eine Gruppe Söldner stand. Einige lachten und scherzten. Andere blickten mit offensichtlicher Sorge in den Abgrund. Von diesen lief einer zu Conan.
»Herr, der Nordmann Gandar ist hinuntergeklettert, um eine fette Eidechse für unser Mittagessen zu fangen; aber jetzt ist ihm etwas zugestoßen. Er kann nicht mehr heraufsteigen.« Der Mann mit dem struppigen Bart blickte Conan an. »Er benimmt sich wie ein Wahnsinniger. Wir brauchen ein Seil und ...«
»Ist er das?« unterbrach ihn Conan. »Oder ist das einer der Retter? Warum schreit er so?«
Der Mann war hochgewachsen, ein Vanirmann, wie es aussah. Er klebte in einer flachen Mulde, keine hundert Schritte unterhalb der Mesakante. Er war barfuß und trug rote Hosen. Ein Bein war zerrissen und flatterte um das blutig abgeschürfte Knie. Der Mann hing wie ein wildes Tier dort und schien die Felswand anzubrüllen und zu beschimpfen. Bei der Entfernung konnte niemand verstehen, was er sagte, falls es überhaupt einen Sinn ergab.
»Ich weiß nicht, was ihm zugestoßen ist. Vielleicht hat ihn eine Schlange gebissen.« Der Bärtige schaute Conan aufgeregt an. »Er ist ein hervorragender Kletterer und ist so weit hinuntergestiegen, daß wir ihn nicht mehr sehen konnten. Dann ist er so schäumend vor Wut wieder bis dorthin heraufgekrochen. Aber jetzt rührt er sich nicht von der Stelle.«
»Ich werde nachsehen, was los ist. Aber paß auf, daß diese Gaffer keine Steine lostreten oder mir auf den Kopf fallen.« Conan entledigte sich seiner Schuhe und seines Schwertes. Dann kletterte er die rauhe verwitterte Felswand hinab. »He, du da! Gandar!« rief er. »Bleib, wo du bist. Hab
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