Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Weideland bald aus, zumal wir einen trockenen Sommer hatten und das Gras sehr dürr ist. Sie müssen bald losreiten, sonst fallen die Pferde vom Fleisch.«
»Du hast nicht gelogen, als du behauptetest, ein Krieger zu sein«, erklärte der Kozak. »Ich bin Rustuf, einer der Dniri- Kozaki .« Er streckte Conan eine schmutzige knorrige Hand entgegen. Der Cimmerier schüttelte sie. Da grinste der Mann erfreut, wobei man die große Lücke in seinen Vorderzähnen sah. Er trug noch einen nagelbeschlagenen breiten Lederbelt und eine zerfetzte Pluderhose, ging aber barfuß.
»Ich bin mit den Zaporoska geritten«, sagte Conan. »Ich war bei ihnen ein Hetman.«
»Die Zaporoska sind wertlose räudige Hunde«, erklärte Rustuf. »Aber jeder Kozak ist hundertmal besser als die anderen Rassen der Menschen.«
Die Kozaki waren kein eigener Volksstamm, sondern eine Vereinigung vielsprachiger Reiterbanden aus weggelaufenen Leibeigenen, Gesetzlosen, früheren Piraten und anderem Abschaum der umliegenden Völker, die durch Wagemut, Abenteuerliebe und heißem Freiheitswillen zusammengehalten wurden. Die verschiedenen Abteilungen nannten sich nach den Flüssen, Wasserfällen und Inseln, wo sie kampierten. Je nachdem waren sie Banditen und Räuber oder berittene Hilfstruppen für reguläre Heere.
»Sag mal«, fragte Conan, »hat schon mal einer von euch die Flucht geplant?«
Rustuf lachte spöttisch. »Wohin sollten wir fliehen? Eigentlich brauchen sie nicht mal diese Grube, um uns einzulochen. Wir könnten uns den Weg über die Rampe freikämpfen; aber dann stehen wir auf der Steppe, wo sie uns aus Spaß an der Freude zusammenreiten können. Selbst wenn wir uns Pferde und Bogen verschaffen – sieh dir diesen traurigen Haufen doch an!« Er deutete mit dem muskelbepackten Arm auf die Ansammlung träger Sklaven. »Sie haben keinerlei Lebenswillen. Hätte ich richtige Männer hier, würde ich es vielleicht riskieren. Einige könnten es schaffen; aber die meisten von ihnen können nicht reiten und haben viel zuviel Angst, um wegzulaufen.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Conan. »Aber es muß einen Weg geben. Vielleicht allein und bei Nacht.«
In diesem Augenblick ertönte eine Trommel, woraufhin sich die Sklaven langsam erhoben. Am Rande der Grube erschienen Männer und schleppten große Ledersäcke herbei, die sie hinunterwarfen. Die Sklaven drängten sich um diese Säcke mit dem Essen und zeigten zum ersten Mal ein wenig Lebhaftigkeit, als sie um die Beute stritten.
Rustuf und Conan traten zum nächsten Haufen und schoben die Männer beiseite. Der Cimmerier griff sich ein Fladenbrot. Viel war das nicht, aber es erhielt ihn am Leben. Das Brot war aus grobem dunklen Mehl mit Häcksel vermischt gebacken, Sklavenfutter der schlimmsten Sorte. Er biß hinein und würgte einen Bissen hinunter.
»Gibt es Wasser?« fragte er.
»Wenn die Sonne tiefer steht, marschieren sie mit uns in kleinen Gruppen unter Bewachung zum Fluß«, erklärte Rustuf. »Dann können wir uns auf den Bauch legen und das Wasser mit der Zunge auflecken wie die letzten Dorfköter.«
»Na, dann können wir nur hoffen, daß Bartatua bald aufbricht, ehe wir bei solcher Verpflegung völlig vom Fleisch fallen.«
Der Kozak führte ihn an einen einigermaßen ungestörten Platz, wo sie sich niederließen und mühsam das trockene Brot vertilgten.
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit«, sagte Rustuf leise.
»Sprich!«
»Bartatua liebt Unterhaltung bei seinen Festgelagen. Er läßt zur Belustigung seiner Gäste Sklaven und gefangene Krieger gegeneinander kämpfen.«
»Ringen? Mit Fäusten? Oder mit Waffen?« fragte Conan.
»Alle Arten von Mann-gegen-Mann-Kampf«, erklärte Rustuf. »Er hat Spaß daran, wenn andere kämpfen. Er findet, daß es auch für seine Offiziere gut ist, so etwas zu sehen.«
»Geht es bis zum Tod?«
»Sie kämpfen, bis einer erledigt ist. Bartatua ist es egal, ob der besiegte Mann stirbt oder nicht.« Rustuf klaubte einen Kieselstein aus seinem Brot und warf ihn weg. »Ich überlege mir schon seit einiger Zeit, wie ich für einen solchen Kampf gewählt werden kann. Vielleicht nimmt Bartatua einen der Sieger in seinem Heer auf. Lieber Soldat als Sklave. Ich würde mich auch nicht schämen, einem solchen Mann zu folgen. Eroberer bleibt Eroberer, auch wenn es ein hyrkanischer Hund ist.«
»Warum hast du bisher diesen Weg nicht versucht?«
»Da ist ein Haken bei der Sache«, sagte der Kozak, »wo selbst ein alter Krieger wie ich ins
Weitere Kostenlose Bücher