Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
silberner Bogen ihm über die Kehle fuhr. Die Augen des Knaben weiteten sich, er griff sich an den Hals, doch schoß dort ein Blutstrom hervor, der zwei Meter weit spritzte und die Leichen um das Feuer besudelte, die sich auf wunderbare Weise vermehrten.
Der Knabe taumelte, als ein Pferd an dem Pfahl vorbeipreschte. Der Reiter wischte das Blut von der Klinge seines Schwertes und rief. »Na, Conan, du bist auch immer da, wo was los ist.« Dann steckte Rustuf das Schwert zurück in die Scheide und schnitt Conans Fesseln mit dem Dolch entzwei. Jetzt sah der Cimmerier auch Fawd, der einen fliehenden Schamanen mit der Lanze aufspießte.
»Hast du das vendhyanische Weib erwischt?« stieß Conan keuchend hervor.
»Sei still!« antwortete Rustuf. »Wir sind immer noch in größter Gefahr, mein Freund. Nein, ich habe sie nicht getötet. Du solltest jetzt auch nicht so blutdürstig sein und nur an Rache denken.« Mit einer Axt hatte er die eisernen Handschellen entzweigeschlagen. Jetzt fing er Conan auf, ehe dieser zu Boden stürzte.
»Ich kann dich aber verstehen. Hätte sie mit mir das tun wollen, was sie mit dir vorhatte«, fuhr der Kozak fort, »hätte ich auch Lust, ihren schönen Körper zu verstümmeln. Doch leider ist sie uns wie eine Schlange entschlüpft.«
Fawd kam mit einem großen Hengst herbei, Conans Lieblingspferd. Die beiden halfen dem Cimmerier in den Sattel. Rustuf band ihm die Zügel um die Hände, da sie noch taub waren.
»Jetzt aber nichts wie los! Wir müssen so schnell wie der Wind reiten«, sagte der Kozak. »Nur so können wir genügend Vorsprung gewinnen. Wir reiten nach Nordwesten.«
»Warum nach Nordwesten?« fragte Conan, dem jedes Wort im Hals weh tat.
»Weil dort der Himmel heute abend rot und schwarz war«, erklärte Rustuf. »Ich kenne die Anzeichen. Dort ist der Großvater eines Sandsturms. Wenn der Sturm uns nicht umbringt, verwischt er unsere Spuren.«
Fawd brachte noch einige zusätzliche Pferde an. Conan überwand die Taubheit und die Schmerzen in den Armen und trieb seinen Hengst an. »Das werde ich euch nie vergessen, Freunde! Los jetzt!«
Elf
E LF
Ishkala saß im Zelt und grübelte. Vor zwei Tagen waren sie an ihrem Ziel eingetroffen, der Steppe der Hungersnot. Die zweitausend Reiter waren einem kleinen Wasserlauf gefolgt, der kaum genug Wasser führte, um die Pferde abends zu tränken. Das Land war so flach, so völlig ohne Bezugspunkte, daß der Verstand sich im Kreise drehte und die Orientierung verlor. Nur Sonne, Mond und Sterne wiesen die Richtung.
Blind waren alle den Anweisungen des turanischen Zauberers Khondemir gefolgt, der sie unbeirrt an diesen Ort hier geführt hatte, der Stadt der Grabhügel. Dies war die heilige Totenstadt der Ashkuz, wo die Führer der Clans und die Kagans in Grabhügeln bestattet wurden. Zur besseren Durchlüftung waren die Seitenwände von Ishkalas Zelt hochgerollt. Ängstlich betrachtete die Prinzessin die unheimliche Gegend. Ihr lief es kalt über den Rücken.
Eine hohe Erdrampe umschloß die Totenstadt, welche viele Morgen Land einnahm. Überall standen Grabhügel. Manche waren mannshoch, einige aber auch vier- oder fünfmal so hoch. Es gab auch wenige, die sich bis über achtzig Fuß über die Steppe erhoben.
Auf einigen Grabhügeln steckten Standarten mit Tierschädeln und Pferdeschweifen. Auf den meisten hingen bunte Seidenbanner, allerdings meist uralt und verschlissen. Die Pfosten der Standarten waren nicht aus Holz, wie die der Nomaden auf ihren Wanderungen, sondern aus unvergänglicher Bronze. Überall sah man Skelette von Menschen und Pferden. Einige trugen noch die Rüstung und saßen auf Pferdegerippen, bereit zu einer Geisterschlacht. Damit sie nicht umfielen, wurden sie von Stangen und Gerüsten gestützt.
»Ehrfurchtgebietend, nicht wahr?« sagte jemand neben ihr. Sie schaute auf. Es war der Zauberer Khondemir.
»Ein Ort des Bösen«, erwiderte sie. »Gebaut von lebenden Wilden als Erinnerung an tote Wilde. Ich wäre lieber weit weg.«
»Aber unser Werk ist noch nicht beendet.« Am Vortag hatte sie gesehen, wie Khondemir eine Skizze der Stadt der Grabhügel angefertigt hatte. Danach hatte er wieder zwei Brieftauben losgeschickt. »Jetzt ist die Zeit des Wartens, in welcher ich den Zauber vorbereite, mit dem ich unsere schöne Stadt Sogaria retten werde.«
»Ich wünsche dir gutes Gelingen«, sagte Ishkala. »Ich möchte so bald wie möglich von hier wieder weg.« Sie betrachtete den riesigen Grabhügel direkt
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