Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
selbst den Thron von Turan besteigen willst. Ich bin sicher, daß mein Vater davon nichts weiß. Die Hyrkanier belagern Sogaria, da wünscht er bestimmt keinen Krieg mit Turan. Du kannst uns nicht für deine ehrgeizigen Pläne einspannen, Zauberer, ganz gleich, welche Dienste du unserer Stadt versprochen hast.«
Khondemir winkte ab. »Habe ich Sogaria darum gebeten, meinen Anspruch auf den Thron Turans zu unterstützen? Selbstverständlich nicht. Bitte, Prinzessin, nimm Platz, damit wir alles in Ruhe besprechen können.« Er zeigte auf ein Sitzkissen. Ishkala setzte sich folgsam. Dann schenkte er ihr Wein in ein kostbares Kelchglas ein.
»Nun gut, dann erklär mir alles«, verlangte sie.
»Mein Streit mit dem Thronräuber Yezdigerd ist ein gerechter; aber ich habe nicht die Absicht, meine Wahlheimat Sogaria in diesen Bürgerkrieg zu verwickeln. Ich bin der wahre Erbe des Thrones von Turan. Meine Mutter, Prinzessin Konashahr, war die erste Frau König Yildiz' von Turan. Einige Monate vor meiner Geburt mußte Yildiz meine Mutter aus politischer Notwendigkeit wegschicken und die Tochter eines Satrapen im Norden heiraten, dessen Hilfe er für die Sicherung seines Thronanspruches brauchte. Diese Frau ist Yezdigerds Mutter. Sie wollte nicht, daß jemand zwischen ihrem Sohn und dem Thron stand, daher ließ sie meine Mutter erwürgen. Sie befahl, auch mich zu töten, obwohl ich damals noch keine zwei Jahre alt war. Ob Yildiz von diesen Machenschaften wußte, entzieht sich meiner Kenntnis. Er war ein Schwächling und ließ sich von gerissenen Beratern und Frauen leiten.«
Der Zauberer starrte finster in seinen Wein, als wolle er die Zukunft darin lesen. »Aber ich wurde nicht getötet. Unter den Häschern war auch ein entfernter Verwandter meiner Mutter. Er konnte sie zwar nicht retten, aber mich. Von Geisterhand wurde ich auf den Familienbesitz nahe der Wüste nördlich von Samara gebracht. Dort lebte ich bei Verwandten und wurde in der wahren Kunst ausgebildet, während man meiner Familie nach und nach jeglichen Landbesitz wegnahm, unter der Anschuldigung, gegen den Thron zu konspirieren. Alle jungen Männer wurden als Soldaten auf Himmelfahrtskommandos geschickt und auf diese Weise beseitigt.
Als Yezdigerd den Thron bestieg, dauerte die Vernichtung meiner Familie an. Schließlich blieben nur noch ein paar völlig eingeschüchterte Familien in der Wüste verstreut am Leben ... Und ich. Da schwor ich, mit Hilfe der dunklen Künste, in denen ich inzwischen Meister geworden war, meinen rechtmäßigen Platz auf den Thron und den Besitz meiner Familie zurückzuerobern. Ich werde sogar jegliche Erinnerung an den Thronräuber Yezdigerd aus den Annalen Turans vertilgen!«
»Verstehe«, sagte Ishkala vorsichtig. Sie gab klugerweise nicht zu erkennen, ob sie die Geschichte glaubte oder nicht. Aus der Geschichte anderer Völker wußte sie, daß bei der Thronbesteigung eines neuen Monarchen Gestalten wie Pilze aus dem Boden schossen und behaupteten, einen Anspruch auf den Thron zu haben. Längst verlorene Söhne und Brüder des verstorbenen Königs tauchten auf, immer mit einer kleinen Schar von glücksuchenden Höflingen, die bereitwillig die Legitimität des Anspruchs beschworen.
»Hervorragend. Jetzt siehst du also ein, daß das Zusammentreffen hier mit meinen Anhängern nichts mit den Diensten für deinen Vater zu tun hat. Es war lediglich eine gute Gelegenheit, gewisse Umstrukturierungen vorzunehmen, ohne daß Yezdigerd davon erfährt. Nebenbei bemerkt – ist es bei einem Angriff kein Nachteil, daß sich dadurch unsere Zahl verdoppelt hat.«
»Sehr klug und umsichtig, Khondemir.« Ishkala vermied es, zynisch zu klingen. Der Zauberer schien zufrieden; aber sie vermutete, daß er im Grunde für Sogaria nur Verachtung übrig hatte. Das gab ihr Anlaß zur Sorge. Offensichtlich machte er sich überhaupt keine Gedanken, was sie ihrem Vater berichten würde. Hieß das, daß sie ihren Vater nie wiedersehen würde? Es lief ihr plötzlich kalt über den Rücken. »Warum bin ich eigentlich hier?«
Der Zauberer machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Als eine Art Verbindungsstück, meine Liebe. Ich arbeite für deinen von mir hochgeschätzten Vater. Da er selbst nicht bei der Hauptzeremonie anwesend sein kann, brauche ich jemand, der mir – assistiert, einen Blutsverwandten von ihm. Er braucht seine Söhne bei der Belagerung in der Stadt, daher warst du als älteste Tochter die Lösung. Keine Angst, mein Kind, ich brauche
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