Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Die Kavallerie ist vor wenigen Tagen hier durchgekommen. Die Zeichen kann man überall sehen. Sie sind dann dem Fluß gefolgt.«
Manzur blickte umher. Er konnte nichts entdecken, obwohl es noch nicht dunkel war. »Wirklich?« Dann leuchtete sein Gesicht auf. »Dann ist unsere Aufgabe schon bald erfüllt?«
»Nicht so voreilig!« warnte der Cimmerier. »Die Dame deines Herzens aus der Mitte von tausend Soldaten herauszuholen ist kein Kinderspiel. Außerdem dürfte der Zauberer ganz andere Pläne mit ihr haben.«
»Das ist doch unwichtig«, widersprach Manzur aufgeregt. »Du und ich sind schließlich Helden! Für uns ist nichts unmöglich!«
Conan nahm sich ein Stück Fleisch vom Feuer und vergrub die Zähne darin. »Vielleicht teile ich deinen Optimismus, wenn mein Magen nicht mehr knurrt«, sagte er nach einer Weile.
Manzur holte aus seiner Tunika eine Pergamentrolle. »Du brauchst Inspiration, Conan. Ich werde dir einige Verse meiner Heldendichtung vortragen.«
»Verse?« wiederholte der Cimmerier ablehnend. Die Lieder und Epen seines Volkes kannte er auswendig, aber die wenigen Gedichte, die er in zivilisierten Ländern gehört hatte, klangen in seinen Ohren grauenvoll barbarisch. Manzur begann zu lesen.
Am nächsten Morgen folgten sie der breiten Spur, welche die Roten Adler zurückgelassen hatten. Gegen Mittag hielt Conan an. Er stieg ab und studierte sorgfältig den Boden. Nachdenklich runzelte er die Stirn.
»Was ist los?« erkundigte sich Manzur.
»Hier ist eine andere, etwa ebenso große Schar Reiter zu ihnen gestoßen.«
»Noch mehr Sogarier?« fragte Manzur. »Oder meinst du, daß sie von den Hyrkaniern angegriffen wurden?«
»Weder noch«, lautete Conans Antwort. »Die beiden Gruppen reiten etwa in zwanzig Schritten Abstand nebeneinander her. Vielleicht ist es nur militärische Disziplin; aber es könnte auch bedeuten, daß sie einander nicht trauen. Die neue Gruppe besteht aus Turaniern, das sehe ich an der Form der Hufeisen. Es ist auch zu keinem Kampf gekommen. Merkwürdig.« Der Cimmerier schüttelte den Kopf.
»Warum sollte sich turanische Kavallerie mit den sogarischen Roten Adlern mitten in dieser öden Steppengegend verbünden?« fragte Manzur.
»Keine Ahnung; aber wir müssen vorsichtig sein«, sagte Conan. »Diese Männer gehören nicht zu Yezdigerds Kavallerie, obwohl manche Kavalleriehufeisen haben. Im turanischen Heer wird immer in Schwadronen mit doppelter Kolonne geritten, stets mit Vorhut und Flankenschutz. Diese Reiter sind aber einfach wild drauflosgeritten, ohne jeden Flankenschutz. Vielleicht sind die Kavalleristen unter ihnen Deserteure.«
Die beiden Männer kamen viel schneller vorwärts als die zweitausend Reiter. Schon bald wurden die Spuren frischer. Das Land war hier leicht hügelig.
»Die Atmosphäre hier gefällt mir ganz und gar nicht«, murrte der Cimmerier.
Manzur schaute umher. Alles sah wie vorher aus, nur eben, daß es hier hügeliger war. »Wieso?«
»Das Gras und die Büsche sehen nicht richtig aus«, erklärte Conan. »Der Himmel sieht auch irgendwie komisch aus. Für mich stinkt's hier gewaltig nach Zauberei.«
»Dann ist deine Nase aber sehr empfindlicher als meine«, erklärte Manzur. »Vielleicht kommt es daher, daß du in einer unzivilisierten Gegend groß geworden bist und auf deinen weiten Streifzügen schon oft mit übernatürlichen Mächten zu kämpfen hattest. Glaubst du wirklich, daß hier in der Nähe Zauberei betrieben wird?«
»Durchaus möglich. Schließlich verfolgen wir einen Zauberer. Aber das ist es nicht allein. Ich habe dies Gefühl auch an anderen abgelegenen Orten gehabt. Die Gegend ist uralt, viel älter, als die Philosophen in ihren wildesten Spekulationen träumen. Ich war in den tiefsten Urwäldern im Süden, auf den schneebedeckten Gipfeln im Norden, und in sonnendurchglühten Wüsten, wo Dinge aus Urzeiten überleben. An allen diesen Orten stieß ich auf Bauwerke aus seltsamem grünen Gestein, Gebäude, so groß wie eine ganze Stadt. Ich habe Wettrennen zwischen Menschen und Halbmenschen gesehen, die von der Oberfläche der Erde schon verschwunden waren, als der Acheron über die Ufer trat. Ich war auf einer Insel, auf der Bronzestatuen zum Leben erwachten.«
In Manzur reifte die Erkenntnis, daß er es keineswegs mit einem primitiven Wilden zu tun hatte, wie er anfangs geglaubt hatte. Da hielt er zur Abwechslung den Mund.
»Weise Männer erzählten mir, daß die Erde einst von Zauberfäden wie von einem Netz
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