Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
Zeit kamen sie an eisenbeschlagenen Türen vorbei, die in tiefen Nischen eingebaut waren. Conan bedauerte die Narren, welche glaubten, diese Türen würden einen sichereren Weg ins Herz von Mishraks Reich bieten. Sie führten einen Fremden nur in den sicheren Tod – und wahrscheinlich keinen schnellen.
Endlich ging es geradeaus. Nicht nur der Fußboden war mit Steinplatten bedeckt. An Wänden und Decken glänzten Goldmosaike oder hingen Wandteppiche aus Seide, mit Silber bestickt. Sie gelangten wieder in einen Wachraum. Durch einen offenen Torbogen hörte man plätscherndes Wasser und Flötenspiel.
»Wer da?« rief sie der Anführer der Wachmannschaft an.
Hier waren sechs Mann. Ein weiterer Shemite, der Rest trug stark iranistanische Gesichtszüge. Sie waren keine Riesen, auch nicht stumm. Helme und Rüstungen waren versilbert. Die Schwerter waren ganz einfach und so stark benutzt, wie Conan in Turan noch keine gesehen hatte.
»Hauptmann Conan von den königlichen Söldnern und eine Dame, die ihn zu Mishrak bringen soll«, erklärte Conan, ehe die Frau etwas sagen konnte. Empört machte sie den Mund auf.
»Ich bin nicht stumm, wie unsere Freunde am ersten Tor«, fuhr Conan fort. »Ich bin Cimmerier und Soldat. Unter beiden herrscht ein seltsamer Brauch: Wenn wir zweimal mit jemandem Seite an Seite gekämpft haben, wüßten wir gern den Namen. Ich weiß nicht, welch barbarisches Land du deine Heimat nennst, aber ...«
Die Frau blähte die Nasenflügel auf, errötete aber. »Ich bin Raihna vom Steinernen Hügel in den Marschen Bossoniens. Ich diene der Herrin Illyana.«
Damit hatte sie Conans Frage zwar beantwortet, aber sehr viel schlauer war er auch nicht geworden.
Er überlegte sich die nächste Frage. Doch ehe ihm die richtigen Worte einfielen, erscholl eine Stimme, die wie das Brüllen eines Bullen klang.
»Los, kommen wir endlich zur Sache! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Conan packte Raihna fest am Arm und führte sie in Mishraks innerstes Heiligtum.
Nach all der Pracht, die Conan bisher gesehen hatte, erwartete er Ähnliches hinter dem Torbogen. Doch hier waren Wände und Decke schlicht weiß gekalkt. Nur die iranistanischen Teppiche und die gefärbten hyrkanischen Felle am Boden milderten die Strenge und waren für die Füße angenehm. Auch der kleine Teich in der Mitte des Raums war von Teppichen umgeben.
Fünf Frauen und ein Mann saßen auf Bänken am Teich. Vier der Frauen waren eine Augenweide für jeden Mann. Sie trugen nur Sandalen, goldfarbene Lendentücher und breite Silberkragen, die mit Topasen besetzt waren. Conan störte sich auch nicht an den kleinen Dolchen, die in Sandalen und Lendentüchern steckten. Es hätte ihn interessiert, welche Waffen in den Kragen versteckt waren. Wie die anderen Dinge in Mishraks Haus waren die Frauen eine Freude für die Sinne und eine Bedrohung für ahnungslose Feinde.
Die fünfte Frau schien Gast zu sein, keine Leibwächterin. Sie trug ein weißes Gewand und hielt einen Weinbecher in der Hand. Sie sah älter als die anderen aus.
Conan wurde durch das Gebrüll aus der Betrachtung gerissen. »Nun, Hauptmann Conan? Willst du wieder einmal Dieb sein und diesmal Frauen stehlen?«
Das Gebrüll kam von dem Mann auf der Bank. Conan bezweifelte, daß er ohne Hilfe aufstehen konnte. Die Beine unterhalb der Knie waren durch tiefe Narben und dicke Wundränder entstellt und alptraumhaft verstümmelt. Der Oberkörper war so dick wie der Mast einer Galeere, die Arme wie Baumwurzeln. Das Haar auf Brust und Armen war grau mit weißen Strähnen; desgleichen die wenigen Bartsträhnen außerhalb der schwarzen Ledermaske, die Mishraks Gesicht von der Krone bis zum Kinn verbarg.
Conan grinste. »Gestohlenes Gold kann man nur mit großer Mühe behalten; aber etwas mit Beinen festzuhalten, dem deine Gesellschaft oder deine Art im Bett mißfällt ... sehe ich aus wie ein Idiot?«
»So wie du mit offenem Maul alles anstarrst, wirkst du wie einer.«
»Ich habe lediglich alles bewundert, Fürst Mishrak. Jetzt weiß ich, wie du trotz deiner vielen Feinde noch lebst, um König Yildiz so vortrefflich zu dienen«, entgegnete Conan.
»Ach ja? Und dank welcher Magie bringe ich dieses Wunder zustande?«
»Es ist weder Magie noch ein Wunder. Alles ist darauf ausgerichtet, die Feinde schneller zu töten, als ihr Mut erträgt. Die meisten sind nur tapfer, wenn sie ein Fünkchen Hoffnung haben, zu siegen oder am Leben zu bleiben. Ohne diese Hoffnung werden die meisten zu
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