Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
unter Berufung auf Mishrak Dessas Freilassung zu verlangen. Doch, nein! Die Verkleidung war besser. Achmai verfügte über Gold, das von weither stammte, nicht aus dieser Provinz, vielleicht nicht einmal aus Turan. Mit Sicherheit hätte er etwas dagegen, wenn Mishrak das herausgefunden hätte. Außerdem verfügte er über eine stattliche Anzahl gut ausgebildeter und hervorragend ausgerüsteter Männer, um sein Geheimnis zu wahren.
Mit einem Salto rückwärts sprang Dessa über den Tisch und landete auf den mit Goldfäden durchwobenen Teppichen, mit denen die Mitte der Halle ausgelegt war. Mühelos machte sie einen Handstand und winkte mit dem Fuß dem Trommler zu. Dann wiegte sie sich wieder aufreizend im Rhythmus.
Dessas schimmernder, sich schlängelnder Körper vor dem Hintergrund der Teppiche brachte Conans Blut in Wallung. Er hatte das Gefühl, zwischen zwei lodernden Feuern zu sitzen.
Da stieß Illyana einen Schrei aus, sprang vom Tisch auf, packte den Weinbecher und lief zur Tür. Dann schleuderte sie den Becher zu Boden und war verschwunden, ehe die von Dessas Tanz verzückten Wachen sie aufhalten konnten.
»Was soll denn das heißen?« fragte Achmai. Seine Stimme klang ruhig, aber die Hand lag am Schwertknauf. »Ist dein Kamerad noch so jung, daß er den Anblick einer Frau nicht ertragen kann?«
»Vielleicht wäre ihm ein Knabe lieber!« brüllte einer. »Pahlos wäre ihm sicher gern gefällig.«
»Halt die Schnauze, oder ich reiße dir die Zunge raus!« schrie ein anderer – wahrscheinlich Pahlos.
»Ruhe!« brüllte Achmai. Er blickte Conan scharf an.
»Keine Sorge«, erklärte Conan. »Du wirst mit meinem Kameraden zufrieden sein. Vielleicht ist der Ausfluß, den er letztes Jahr hatte, zurückgekommen. Ich werde gleich nach ihm sehen. Falls ihr Heilmittel habt ...«
»Wir verstehen uns darauf, Ausfluß zu kurieren«, unterbrach ihn Achmai. Sein Lächeln spiegelte sich nicht in den Augen wider. »Wir sind auch sehr wohl in der Lage, Lügner und Narren zu heilen.«
»Dies ist heute ja nicht nötig«, widersprach Conan und lachte, obwohl ihm danach keineswegs zumute war. Erlik soll dieses Weib holen! Was hat sie vor? Oder hat sie jetzt endgültig den letzten Funken Verstand verloren?
»Das hoffe ich«, sagte Achmai. »Dessa hat uns zuviel Vergnügen bereitet, als daß der Abend mit einem Streit enden sollte.«
Dessa hatte in der Tat sehr viel Vergnügen bereitet. Conan zweifelte langsam daran, daß es so einfach sein würde, das Mädchen zu ihrem Verlobten zurückzubringen.
Dessa war sich bewußt, welche Macht sie durch den Tanz über Männer ausübte, und genoß sie wie einen köstlichen Wein. Conan konnte sich nur schwer vorstellen, daß sie alles dies aufgeben würde, um Frau eines Schreiberlings und Mutter eines Haufens schreiender Gören zu werden.
Aber das war Massoufs Problem! Conan hatte sein eigenes – und das hieß Ulyana. Wohin war das Weib verschwunden, welchen Zauber brütete sie aus und wann würde Achmai die Männer ausschicken, um sie zu suchen?
Noch tanzte Dessa! Würde Achmai die Männer aus der Halle schicken, ehe Dessas Darbietung zu Ende war, gäbe es eine offene Meuterei.
Dessas Bewegungen wurden langsamer; auch ihre Kräfte erschöpften sich. Sie kniete jetzt und hatte sich nach hinten gebeugt, so daß ihre Brüste fast senkrecht emporragten. Dabei bewegte sie Kopf und Arme, wodurch die Glöckchen aufreizend klingelten. Ihr Körper schimmerte noch mehr, da jetzt Schweiß zum duftenden Öl gekommen war.
Schließlich nahm sie all ihre Kraft zusammen und sprang mit einem Salto auf den Tisch, wo sie auf dem Rücken liegenblieb. Achmai schob ihr einen Becher Wein zu. Sie packte den Becher mit den langen Zehen, richtete den Oberkörper etwas auf und führte den Becher an die Lippen, ohne einen Tropfen zu verschütten. Die Stille im Raum war so dick wie der Nebel auf dem Vilayet Meer.
Doch dann brach Illyanas Eintreten das Schweigen. Die Wachen an der Tür sprangen beiseite.
Illyana trat so glanzvoll und atemberaubend schön ein, wie der Cimmerier sie beim ersten Mal gesehen hatte. Das bewahrte ihn vor der Überraschung, welche die Männer in der Halle lähmte.
Jedoch schützte es ihn nicht gegen die Welle der Sinnlichkeit, die Illyanas zauberischem Bild entströmte. Keine Frau, die je das Lager mit ihm teilte, hatte sein Blut so zum Brodeln gebracht. Schnell trank er einen Schluck Wein und wunderte sich, daß der Wein nicht in der Kehle zischte.
Dabei stand Illyana
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