Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
habe deine Gedanken nicht gelesen. Du hast laut gesprochen, ohne es zu merken.«
»Hauptmann Conan, wenn ich etwas sagen dürfte ...«, begann Massouf.
»Würde es etwas nützen, wenn ich nein sagte?«
Massouf lachte. »Es geht nur darum, daß du nicht weißt, was dich dort erwartet. Ich bin überzeugt, daß die Herrin Illyana alles tut, was in ihrer Macht steht; aber wenn sie nicht auch Drachen und Trolls heraufbeschwören kann, steht dir einiges bevor. Warum sparst du nicht deine Kräfte dafür?«
»Ich nehme an, deine erste Großtat als freier Mann wird sein, König Yildiz Ratschläge über Strategie zu erteilen«, höhnte Conan. »Was du sagst, wäre gar nicht so unsinnig, falls unsere Wirtin einen Festungsturm von einer Latrine unterscheiden kann.«
»Hab Vertrauen, Conan«, sagte Raihna. »Alles, was die Wirtin je gesehen hat, wirst du ebenso deutlich sehen, als stündest du davor. Du kannst alles Nötige erfahren und trotzdem hier schlafen.«
Die drei hatten recht. Das mußte der Cimmerier zugeben, auch wenn ihm das verdammt gegen den Strich ging. Die Rettung Dessas war hirnverbrannt, warum die Sache noch verschlimmern?
Seine Augen trafen Raihnas. Sie lächelte. Conan konnte zwar nicht Gedanken lesen, doch das war bei ihr auch gar nicht nötig. Sie war nicht nur interessiert, daß er seine Kraft für den Kampf aufsparte. Und was den Schlaf betraf – allzuviel würde sie ihm nicht zugestehen.
A CHT
Kies spritzte auf, als Conan und Illyana die Mietpferde vor dem dräuenden Tor der Festung Achmais zügelten. Die Holzbohlen waren noch nicht verwittert. Die schweren Eisenangeln zeigten kaum Spuren von Rost.
Die dicken Quadermauern allerdings standen schon seit Jahrhunderten unverändert. Der Cimmerier hatte schon mehrere dieser alten Räubernester gesehen und auch viele Geschichten darüber gehört. Diese Festung war beeindruckend groß. Als sie erbaut wurde, mußten die Raubzüge sehr einträglich gewesen sein.
Vom rechten Turm rief eine Stimme herab:
»Wer da?«
»Zwei Söldner, die mit dem Fürsten Achmai sprechen möchten.«
»Warum sollte er mit Söldnern sprechen?«
»Stellt er denn die Männer unbesehen ein?«
»Ihr wollt in seine Dienste treten?«
»Wenn uns der Dienst zusagt – ja.«
Zwei Köpfe kamen aus dem Turm heraus. Einer war kahl geschoren, der andere von einem alten Kavalleriehelm bedeckt. Bei der Musterung bemerkte Conan, daß Illyana etwas unsicher wurde. Doch war ihre Verkleidung so vollkommen, daß er selbst sie für einen jungen Burschen gehalten hätte, wenn er nicht die Wahrheit gekannt hätte.
»Findest du es klug, zu sprechen, als täten wir Achmai einen Gefallen, indem wir ihm unsere Dienste antragen?« flüsterte sie leise.
»Kein Soldat, der auf sein Schwert stolz ist, würde anders sprechen«, beruhigte Conan sie. »Wäre ich bescheiden aufgetreten, hätten sie bestimmt Verdacht geschöpft.«
Ehe Illyana noch etwas sagen konnte, rief die Stimme von oben:
»Tretet ein, ihr seid willkommen.«
Die Größe des Innenhofs zeigte, daß diese Festung in der Tat einmal sehr mächtig gewesen war. Jetzt standen dort mehrere aus dicken Holzbalken gezimmerte Stallungen und Unterkünfte. Nur der Bergfried war noch in ursprünglicher Form erhalten, und die Große Halle zeigte Spuren ihrer einstigen Pracht.
Sechs Männer empfingen Conan und Illyana im Hof. Die Waffen waren gepflegt, die Kleidung sauber, wenn auch abgetragen. Auf den Gesichtern hatten mehr Rassen ihren Stempel aufgedrückt, als Conan an den Händen abzählen konnte.
»Wir sorgen für eure Pferde«, erklärte einer. Er war wohl hauptsächlich Shemite mit etwas vanirischem Einschlag, da sein Bart hell war.
»Zeigt uns den Weg in die Ställe, dann kümmern wir uns selbst darum«, erwiderte Conan. Pferde und Sättel waren gemietet. In den Satteltaschen befanden sich einige Sachen, welche nicht unbedingt für fremde Augen bestimmt waren.
Der hellbärtige Shemite zögerte kurz, dann nickte er. »Wie ihr wollt.«
Dies schnelle Nachgeben machte den Cimmerier mißtrauischer als ein langes Hin und Her. Er gab Illyana ein Zeichen, im Sattel zu bleiben. Das Tor war noch offen. Sollte es hart auf hart gehen, konnte sie vielleicht fliehen.
Der Cimmerier schwang sich aus dem Sattel und ging zum Kopf des Pferdes. Als er die Zügel ergriff, spürte er eine Hand am Schwertgriff.
Blitzschnell ließ er die Zügel los und packte das Schwert, wobei er die fremde Hand mit eisernem Griff umklammerte. Dann
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