Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
machen. Ich bin eigentlich immer noch sicher. Trotzdem wirkte der Zauber nicht so, wie ich beabsichtigt hatte. Habe ich einen Fehler gemacht – oder war es der freie Wille des Juwels?«
Conan kam es vor, als verfinsterte sich der Himmel und der Morgenwind wehte kälter. Er leerte den Becher auf einen Zug, füllte ihn wieder und reichte ihn Illyana. Nach kurzem Zögern nahm sie ihn. Obgleich sie nur zu nippen schien, war er halbleer, als sie ihn dem Cimmerier zurückgab.
Der Wein verlieh Ulyanas Wangen noch mehr Farbe. Außerdem schien er ihren festen Willen zu stärken, nicht mehr darüber zu sprechen, was vielleicht mit ihrem Juwel geschah – und schon gar nicht über den in Eremius' Besitz.
Conan stellte den Becher ab und stand auf. Wenn Illyana nichts mehr sagen wollte, war dies nicht nur Laune von ihr. Bisher hatte er ihrem Urteilsvermögen trauen können.
Das hätte er allerdings bei keinem Zauberer getan, den er bisher kennengelernt hatte. Illyana jedoch war klüger als andere Zauberer und besaß echtes Ehrgefühl.
Trotzdem lief es ihm kalt über den Rücken bei dem Gedanken, in einen Kampf zwischen Zauberern zu ziehen, die vielleicht die Magie, derer sie sich bedienten, nicht mehr kontrollieren konnten.
F ÜNFZEHN
In der Dämmerung hinter Bora wimmerte ein Kind. War es dasselbe, das er im Dorf gerettet hatte, nachdem die Eltern in Panik geflohen waren? Bora war zu müde, um sich darüber viel Gedanken zu machen.
In der Tat war er so müde, daß er nicht hätte fliehen können, selbst wenn das neue Amt als Anführer des Dorfes ihn nicht wie den Ochsen an den Mühlstein gekettet hätte. Es war unendliche Mühe, so schnell einen Fuß vor den anderen zu setzen, daß er an der Spitze der Frauen und Kinder blieb.
Am liebsten hätte er gebetet, diese Bürde loszuwerden, sich auf den nächsten Stein zu setzen und alle vorbeimarschieren zu lassen. Doch jedesmal, wenn er dieses Stoßgebet aussprechen wollte, mußte er an das Flüstern der Dorfbewohner denken. Bora wußte, daß er einer der Männer war, die Helden wurden, weil sie das Flüstern hinter ihrem Rücken mehr fürchteten als Schwerter und Bogen vor ihnen.
Dämmerung schob sich aus dem Tal heraus. Der blaue Himmel färbte sich langsam purpurn. Schon bald würde es schwierig werden, einen sicheren Tritt auf dem Bergpfad zu finden. Jedoch sie konnten nicht anhalten. Vielleicht sandte der Herr der Dämonen die Scheusale in der Dunkelheit wieder hinaus. Vielleicht folgten sie jetzt schon blutrünstig der Spur der Dorfbewohner ...
»Halt! Wer da?«
Der Ruf kam von dem Bogenschützen, den er zur Verstärkung der Vorhut geschickt hatte. Die restlichen Bogenschützen des Dorfes marschierten mit der Nachhut, wo der Angriff der Dämonen am wahrscheinlichsten war.
Bora lud die Schleuder, als die Antwort ertönte. Die Stimme war wohltuend vertraut.
»Hier Kemal. Ich komme mit Soldaten aus Fort Zheman. Alles in Ordnung.«
Die weiteren Worte Kemals gingen im Jubel und dem Schluchzen der Dorfbewohner unter. Bora hätte am liebsten einen Freudentanz aufgeführt, hätte er die Kraft gehabt. Er lief auch dem Freund nicht entgegen, sondern ging langsam bergab.
Kemal saß auf einem fremden Pferd. »Wo ist Windmeister?« lautete Boras erste Frage.
»Er war zu erschöpft, um gleich zurückzulaufen. Hauptmann Conan hat dafür gesorgt, daß er gut im Stall untergebracht und gefüttert wird. Er hat mir dies Pferd gegeben.«
Jetzt erst sah Bora den riesigen, schwarzhaarigen Mann auf einem Kavalleriepferd und die blonde Frau in Männerkleidung und mit den Waffen eines Kriegers. Pferdewiehern und Hufschlag kündigten an, daß ein Teil der Truppen nahte.
Erleichterung umspülte Bora wie ein warmes Bad. Einen Augenblick lang wurde ihm schwarz vor den Augen und die Müdigkeit noch stärker. Aber irgendwie fand er die Kraft zum Sprechen.
»Ich danke dir, Hauptmann Conan.«
Der Riese schwang sich mit katzenhafter Anmut aus dem Sattel und ging zu Bora. »Heb dir den Dank auf, bis wir diesen Hügel hinter uns haben. Können deine Leute noch eine Meile bis zur Wasserstelle weitermarschieren? Habt ihr jemanden auf dem Weg zurücklassen müssen? Wie viele Bewaffnete hast du?«
»Ich ...«
»Verdammt, Mann! Wenn du die Leute führst, ist es deine Pflicht, so was zu wissen!«
»Conan, geh nicht so unsanft mit ihm um!« sagte die Frau.
»Es ist sein erster Kampf, und der geht nicht gegen einen menschlichen Feind. Du kannst dich nicht aufführen wie dein General
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