Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
Aber Raihna bot dir ihr Pferd an. Hast du die Kraft zum Reiten?«
Bora tat jeder Muskel weh; aber er konnte reiten, ja es würde sogar fast ein Vergnügen sein.
»Es wird schon gehen.« Dann griff er nach den Zügeln, die Raihna ihm entgegenhielt.
Als Boras Finger das Leder berührte, blieb er wie versteinert stehen. Der Nachtwind – vielleicht noch eine andere Kraft – trug ein alptraumhaftes Geheul an seine Ohren.
Schreie! Männer, Frauen und Kinder schrien in Todesangst – und dazu heulten die Dämonen.
Bora biß sich auf die Lippe, bis Blut kam, um nicht selbst loszuschreien.
Conan und Raihna standen ebenfalls wie Steinstatuen vor einem Tempeltor da. Als sie schließlich sprachen, strömte Ruhe wie Wasser aus ihren Worten und spülte Boras Angst davon.
Diese beiden konnte man vielleicht töten; aber niemals in Angst und Schrecken versetzen! Bora dankte den Göttern, daß sie gekommen waren. Conan mußte ihn schütteln, damit er ihn hörte.
»He, Bora! Die Dämonen haben anscheinend eine Gruppe deiner Nachbarn eingeholt und überfallen. Dann sind sie näher, als wir dachten. Oder jemand – schickt uns diesen Kampflärm mit dem Wind. Raihna hat eine – Freundin, die herausfinden kann, ob letzteres stimmt.«
»Ja, das wird sie – mit Hilfe der Götter«, erklärte Raihna. »Bora, es tut mir leid, aber ich muß mein Pferd zurücknehmen.«
Im nächsten Augenblick saß Raihna im Sattel, ohne die Steigbügel berührt zu haben, und ritt den Weg hinab.
»Bora, schaff deine Leute von der Straße weg. Alle, bis auf die Nachhut«, befahl Conan. »Meine Männer kommen herauf. Beeile dich, bei Erliks Bart!«
Bora lief schon zu seinen Leuten. Er hätte, sich mit den Fingern an einem Felsen klammernd, über der steilsten Klippe hängen wollen, wenn er damit das gräßliche Schreien hätte abstellen können.
Zwei Verwandelte stritten sich um einen Mann aus dem Dorf Friedensquelle, eigentlich über den Leichnam, denn niemand konnte überleben, wenn man ihm den Bauch aufschlitzte und ein Bein abriß.
Der eine Verwandelte schwenkte das Bein wie einen Knüppel und schlug damit dem anderen gegen die Schulter. Dieser brüllte – mehr aus Wut als aus Schmerz – und suchte ebenfalls nach einem Körperteil, um ihn als Waffe zu benutzen.
Da lief ein Soldat zu dem Verwandelten und bedrohte ihn mit dem Speer. Eremius konnte die Worte nicht verstehen, sah aber, wie die Lippen sich bewegten. Offenbar versuchte er, den Verwandelten zu beruhigen. Er blickte auf den Juwel, der zu seinen Füßen am Boden lag. Nur mit Hilfe des Juwels konnte er hoffen, das Leben des törichten Soldaten zu retten.
Im nächsten Augenblick war das Geschick des Wächters der Macht des Zauberers schon entglitten. Die Klauenhand schickte den Speer durch die Luft. Der Soldat stand mit offenem Mund und angstgeweiteten Augen da. Der zweite Schlag machte aus Augen und Gesicht eine blutige Masse. Der Mann konnte nur noch einen Schrei ausstoßen, dann hatte ihm der zweite Verwandelte schon die Brust aufgerissen und das Herz herausgeholt.
Eremius zuckte mit den Schultern. Er hatte zwar nicht so viele Soldaten, daß er sie wie alte Sandalen wegwerfen konnte, aber auch nicht so wenige, daß er nicht auf einen ausgesprochenen Schwachkopf verzichten konnte. Jeder, der bis jetzt noch nicht gelernt hatte, von den Verwandelten fernzubleiben, wenn sie fraßen und nicht durch Zauber willenlos gehalten werden mußten, hatte nie einen Funken Verstand besessen!
Die beiden Verwandelten waren jetzt wieder die besten Kumpel, als sie gemeinsam den Soldaten verschlangen. Als sie sich danach wieder ihrem ersten Opfer zuwandten, schienen sie gesättigt. Auch die anderen Verwandelten um sie herum schienen diesen Zustand erreicht zu haben.
Eremius war darüber keineswegs überrascht. Die Verwandelten hatten fast alle Männer, Frauen und Kinder des Dorfes Friedensquelle verzehrt. Es war kaum vorstellbar, daß sie noch hungrig waren.
Wie alle Fleischfresser dachten die Verwandelten mit vollem Bauch nur ans Schlafen. Eremius beobachtete, wie sie zu zweit oder zu dritt vom blutigen Schlachtfeld verschwanden, um sich einen Schlafplatz zu suchen. Wenn er kurz die Augen von ihnen abwandte, fiel sein Blick immer auf den Juwel am Boden vor ihm.
Er war nicht sicher, wie er mit dem Juwel umgehen sollte. Eins stand aber für ihn fest: Er wollte ihn so wenig wie möglich tragen und benutzen. Heute nacht hatte er ihn nur eingesetzt, um die Todesschreie der Menschen aus
Weitere Kostenlose Bücher