Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
Ihre Stimme bebte. Ein Schleier lag auf ihren Augen. Conan atmete schon ruhiger, dennoch hielt er es für besser, Illyana den Rücken zuzuwenden, bis sie wieder vollständig bekleidet war.
Später badete er auch. Erst danach hatte er Gelegenheit, Raihna unter vier Augen zu sprechen.
»Verliere ich langsam den Verstand, oder hat deine Herrin versucht, in mir Begierde zu wecken?«
»Versucht!« Raihna lachte. Ihr Lachen klang ängstlich und angsteinflößend zugleich. »Meiner Meinung nach war sie überaus erfolgreich. Das ist gut so. Nur die Götter wissen, was sie getan hätte, wenn du sie nicht begehrenswert gefunden hättest.«
»Ich hoffe, daß ein Mann sie wirklich vom Gegenteil überzeugen kann.«
»Du nicht?«
»Ich war als Dieb im Turm der Elefanten sicherer als in Illyanas Bett. Dort gab es weniger Vergnügen, aber auch weniger Gefahr.«
Raihna schmiegte sich an ihn und strich ihm über den Rücken. »Aber sie hat in dir die Lust auf eine Frau geweckt, oder?«
Conan verstand die Botschaft. Raihna brauchte die Worte nicht in Stein zu meißeln. Schnell nahm er sie in die Arme.
»Ja. Ich hoffe, daß du auch Lust auf einen Mann hast.«
Raihnas Freudenschreie brachen sich an den Felswänden. Dennoch konnte Conan die Erinnerung an Illyanas Augen und an das, was sie über die Juwelen gesagt hatte, nicht abschütteln.
Z WANZIG
Sie erreichten das Tal der Dämonen so früh, daß Conan einen Ruhetag befahl.
»Wir suchen uns einen Platz, der außerhalb der Reichweite von Eremius' Spähern liegt, um ein paar Stunden zu schlafen.«
»Ja, ja«, meinte Massouf. »Es könnte unser letzter Schlaf sein.« Er klang, als wäre ihm dies durchaus recht.
Conan hätte dem Mann am liebsten den Hals umgedreht. Er bezwang diesen Wunsch. Massouf wollte vielleicht sterben; aber er hatte sich auf dem Marsch als ausdauernd und hilfreich erwiesen; außerdem verstand er es, mit Bogen und Speer umzugehen. Wenn er starb, nahm er bestimmt mehrere Feinde mit sich.
Bora fand einen Unterschlupf, wie der Cimmerier keinen besseren hätte finden können. Er bot eine Quelle mit klarem Wasser, Schutz vor der Sonne und Schutz vor neugierigen Augen des Feindes. Falls nötig, gab es sogar einen Fluchtweg.
»Bora, wenn du je in die Armee eintrittst, wirst du Hauptmann, ehe du bis drei gezählt hast. Da wette ich einen Monatssold«, sagte Conan lobend.
»Du bist nicht der erste, der mir das sagt. Ich danke euch allen«, antwortete Bora bescheiden. »Aber daran darf ich erst denken, wenn mein Vater begnadigt und in Sicherheit ist. Doch auch danach werde ich beim Wiederaufbau von Scharlachquell gebraucht.«
Conan wechselte mit den beiden Frauen kurze Blicke. Boras Optimismus klang entschieden besser als Massoufs grimmige Verzweiflung. Dennoch änderte dies nichts an der Tatsache, daß die Aussichten, den Kampf gegen Eremius zu gewinnen und so lang zu leben, daß sie den Sieg noch genießen konnten, äußerst gering waren.
Der Nachtnebel wallte in natürlichem Silbergrau aus dem Tal herauf. Im Augenblick war kein Zauber tätig. Conan kroch zum Bergkamm und spähte den steilen Abhang hinab.
»Wenn das der beste Abstieg ist«, flüsterte er, »dann möge Erlik mir doch ersparen, den schlimmsten zu sehen.«
»Ich bin kein Gott und kann dieses Gebirge nicht umbauen, damit unsere Aufgabe leichter wird«, gab Bora leise zurück. »Ich kann dir nur alles zeigen .«
»Warum hat man uns keine Stufen eingehauen?« fragte Raihna scherzend.
Conan gebot ihnen zu schweigen, dann führte er auch die anderen einzeln zur Abstiegsstelle.
»Kannst du da hinunterklettern?« fragte er jeden einzeln. »Aber kannst du auch heraufklettern, wenn die Verwandelten dir auf den Fersen sind?«
Bora fragte er nicht. Der Bursche hätte jeder Bergziege das Klettern beibringen können. Alle anderen – bis auf Massouf – nickten.
»Wenn du nicht heraufklettern kannst, ist es unsicher, daß wir dich tragen können«, sagte Conan zu ihm.
»Wenn ich es nicht nach oben schaffe, werde ich unten Speer und Bogen einsetzen«, antwortete Massouf trotzig.
»Wahrscheinlich können wir unten auch einige Stellen finden, wo wir uns verteidigen können«, sagte Bora. »Wenn die Wachtposten auf Draht sind, geben sie Alarm, ehe wir im Herzen von Eremius' Reich sind.«
»Bete, daß dies nicht so bald geschieht«, sagte Illyana. »Die Zaubersprüche wirken erst richtig, wenn die beiden Juwelen möglichst nahe beieinander sind.«
»Hoffentlich hast du recht«, meinte
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