Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
älterer und viel mächtigerer Magier macht seinen Anspruch auf dich und die Deinen geltend.« Durch die hohe Kinderstimme von Lar klangen die anmaßenden Worte irgendwie absurd. Ungeduldig gab er den Schergen ein Zeichen, worauf diese den Alten auf die Knie zwangen, so daß er Auge in Auge mit dem Jungen war.
»Sag mir, Alter, hattest du Zeit, deine weit verstreuten Brüder zu benachrichtigen?« fuhr Lar fort. Er warf einen Blick auf die leeren, mit Stroh ausgelegten Vogelkäfige neben der Hütte. »Wie ich sehe, sind deine Tauben ausgeflogen. Mit Sicherheit verbreiteten sie die Neuigkeiten über mich. Was hast du den anderen über den neuen Glauben erzählt, welcher jetzt übers Land fegt?« Er stolzierte wie ein aufgeblasener Pfau vor dem unglücklichen Alten auf und ab. Offenbar genoß er es, den großen Eroberer zu spielen. »Wird deine Zaubererzunft so töricht sein und sich mir widersetzen?«
Der alte Mann verzog schmerzlich das Gesicht, hielt aber die runzligen, schmalen Lippen fest geschlossen. Die Schnüre mit Knochen und Zähnen sowie der alte schmutzige Medizinbeutel aus Leder wiesen ihn als den örtlichen Medizinmann und Zauberer aus. Außerdem hingen Kräuterbüschel und andere Fetische vom rauchenden Dach. Ansonsten konnte man an ihm kein Zeichen übernatürlicher Kräfte entdecken, als er mit wäßrigen hellen Augen seinen Peiniger fragend anblickte. Aber er schwieg beharrlich.
»Wohlan denn! Du willst nicht sprechen?« Lar blickte zu seinen Begleitern hinüber. Dann schob er eine Hand unauffällig in sein farbenprächtiges Gewand. »Stecht zu!«
Gehorsam und mit ausdrucksloser Miene holte der Fallensteller einen Dolch aus der Fellkleidung und stieß ihn dem alten Zauberer in die Seite. Der Unglückliche stieß überrascht einen lauten Schmerzensschrei aus und wand sich zwischen den beiden Schergen, welche ihm mit eiserner Hand die Schultern niederdrückten.
In dem Augenblick, als sich der Mund des alten Mannes zum Schrei öffnete, sprang etwas aus den Falten des Gewands hervor und dem Unglücklichen ins Gesicht. Alles ging blitzschnell. Niemand hatte sehen können, ob der Junge etwas in den runzligen Mund des Alten geworfen hatte oder nicht. Was immer es gewesen war, es war klein und glänzte schwarz. Es glich einer winzigen Kröte, als es hinter den Zahnlücken des Zauberers verschwand.
Dann preßte der Schmied ihm den Unterkiefer nach oben, so daß er den Mund nicht öffnen konnte. Entsetzen, nicht mehr nur Schmerz stand in den Augen des Magiers geschrieben. Langsam ließ Lar die Hand sinken und betrachtete interessiert das Gesicht des Alten, das in stummer Qual jetzt sprach. Im nächsten Augenblick spiegelte sich Panik darauf, dann Todesangst, da er zu ersticken drohte. Dann flossen Tränen aus den hellen Augen, die sich zum Himmel empordrehten. Welch unsägliche Qualen mochten sich im Innern des alten grauen Schädels abspielen?
Das Prinzchen sah weiter ungerührt zu. Dann stieß der alte Zauberer so heftig mit den Füßen um sich, daß Moos sich löste und umherflog. Die rußigen Hände des Schmieds umklammerten die Kiefer so fest wie ein Schraubstock, so daß der Alte nur durch Nase stöhnen konnte.
Langsam wurden die Schmerzenslaute schwächer. Dann hörte der Kampf des Zauberers auf. Nur der Kopf nickte noch hilflos und erschöpft. Jetzt wimmerte er nur noch.
Da gab Lar ein ungeduldiges Zeichen mit der Hand. Der Schmied löste den Griff. Das Prinzchen legte das Ohr vor den Mund des alten Zauberers. Die Lippen waren leicht geöffnet. Voll angespannter Aufmerksamkeit lauschte Lar. Die anderen hörten nur ein schwaches Zischen und Pfeifen, dazwischen mehrere unzusammenhängende Kehllaute. Doch geduldig verharrte der Junge in der Stellung und nickte ab und zu, als sei der Zauberer sein alter Großvater, der ihm vor dem Tod noch letzte Lebensweisheiten mit auf den Weg gab.
Endlich richtete er sich mit befriedigtem Gesichtsausdruck auf, fuhr mit der Hand in den Mund des alten Magiers und holte etwas heraus, das er wieder in den Falten seines Gewands barg. Dann schritt er beinahe vergnügt zurück zum Wagen. Die beiden Schergen ließen gerade den sterbenden Zauberer zu Boden sinken, als er ihnen über die Schulter einen Befehl zurief:
»Behaltet die Wege im Auge!«
5
Schwert und Peitsche
»Bei Mitras heiligem Bart, Junge! Wo hast du bloß diesen Körper her?« Dru, der Waffenschmied, nahm seinen größten Brustharnisch aus schwarzem Metall von der nackten Brust des
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